Hallo Bernhard, Andre, 
Am Sun, 13 Nov 2005 10:52:07 +0100, schrieb Andre Schnabel:
> Zuerst einmal: mir gefällt die Art der Diskussion, wie sie 
> geführt wird nicht. Warum? Weil aus meiner Sicht Probleme, die 
> unser Projekt hat in diese Diskussion eingemischt werden, die 
> eine Stiftung nicht lösen kann und auch nicht lösen wird.
> Soweit ich die Diskussion verstehe, soll die Foundation zum einen 
> den "Kontrollanspruch" Suns (was ich jetzt nicht als wertenden 
> Begriff verstanden sehen möchte) abschwächen, und gleichzeitig 
> die Tür für weitere Firmen oder andere Beitragende öffnen. Das 
> ganze soll im Interesse und aus der Community heraus erfolgen.
> 
> .. gute Idee .. nur meiner Meinung nach nicht realistisch.
> 
> Suns "Kontrollanspruch" entsteht aus verschiedenen Gründen:
> - rechtlich hält  Sun das Copyright (bzw. analoge Rechte) am 
> gesamten OOo-Quellcode. Dass diese Rechte an eine Foundation 
> abgegeben werden ist zwar möglich, im Moment aber 
> unwahrscheinlich (was wäre der Anreiz für Sun?)
> - Suns Mitarbeiter tragen nach wie vor den grössten Teil zur OOo 
> Entwicklung bei. Dabei zählt nicht nur aktuell geleistete 
> Arbeitsstunde sondern auch das Wissen der einzelnen Mitarbeiter 
> und der Wissensaustausch unter den Mitarbeitern eine erhebliche 
> Rolle. Eine der Grundregeln in OpenSource Projekten ist aber, 
> dass derjenige, der den grössten Beitrag leistet auch weitgehend 
> darüber bestimmt, wie er diesen Beitrag leistet. Eine 
> übergreifende Stiftung würde nichts daran ändern, dass Sun diese 
> Beiträge leistet und über seine eigenen Beiträge bestimmt. Die 
> logische Konsequenz wäre, dass Sun nicht mehr so viel beitragen 
> dürfte ... was glaube ich keine gute Idee ist.
> - auch neben den Beiträgen durch Mitarbeiter stellt oder zahlt 
> Sun viele Ressourcen im Projekt. Wenn wir über eine Stiftung 
> reden, die selbst Kontrolle über das OOo Projekt hat, dann müssen 
> wir auch drüber reden, dass sie diese Ressourcen stellt oder 
> zahlt.

Stimmt. +1 für den ganzen Abschnitt. 

Und vor allem kann die Community eigentlich noch nichts dem 
Kontrollanspruch von Sun entgegensetzen, denn sie hat nach wievor 
nicht annähernd so viele Programmierer die die dann ja von Sun in 
Teilen zu räumenden Stellen besetzen können. Sun wird sich nicht 
einfach so "entmachten" lassen und dann trotzdem zum Dank alle 
Leute auf ihren Posten lassen. Die Mitarbeiter sind Angestellte von 
Sun und können ganz schnell an andere Software gesetzt werden und 
wer füllt die Lücken dann? Sollte auch bedacht werden. Oder soll 
die Stiftung gleich so viel Geld haben, dass sie den Code abkäuft, 
die Programmierer bezahlt und dann noch die Leute auf ihren Stellen 
bei Sun bezahlt. Wow, das wird ne Aufgabe, denn Sun wird die 
Programmierer der Stiftung sicherlich nicht schenken. 

> Die vielen neuen Beiträge, die eine Stiftung ermöglichen soll, 
> sollen aus drei Richtungen kommen.
> - Freie Programmierer, die in eine unabhängige Stiftung mehr 
> vertrauen haben und jetzt keinen Code beitragen, weil sie das JCA 
> unterzeichnen müssen. Ich glaube aber nicht, dass das JCA das 
> Hauptproblem für diese Programmierer ist. Hier gibt es andere 
> organisatorische Probleme im Projekt, die auch nicht durch die 
> Schaffung einer Stiftung gelöst werden.

Oder eben auch die immer noch falsche Lizenz - zumindest für die 
Vertreter der reinen puren GPL Lehre. 

> - Weitere Firmen sollen Entwicklerleistungen und Gelder in OOo 
> über die Stiftung einbringen. Hmm .. ja .. können sie doch jetzt 
> schon. Viele tun das nicht oder nur zögerlich, weil sie ihre 
> Leistungen nicht direkt "an Sun" weitergeben möchten. Angeblich 
> kontrolliert Sun zu stark, was mit diesen Beiträgen gemacht wird. 
> ... aber würden diese Firmen zulassen, dass eine Foundation die 
> Verwendung der Beiträge kontrolliert?

Keine Ahnung. 

> - "Grossanwender" (immer wieder werden hier öffentliche 
> Institutionen und Verwaltungen genannt) wäre bereit, Gelder an 
> eine Stiftung zu geben .. eher, als an eine einzelne Firma. Nur 
> .. wenn das wirklich sooo riessen Summen wären, sind es auch 
> grössere Projekte. Vom Geld allein entsteht aber kein Code, den 
> muss jemand entwickeln. Jörg hatte in seiner Mail erwähnt, dass 
> bei der Auflistung der Firmen KMU's fehlen .. ich fürchte 
> einfach, dass das nachher auch in der Realität so sein wird.
> 
> Wie gesagt ... ich fürchte, hier wird über die Gründung einer 
> Stiftung diskutiert, um eine Stiftung zu gründen, nicht um 
> bestehende Probleme zu lösen. Zur Lösung der diskutierten 
> Probleme kann eine Stiftung aus meiner Sicht nur wenig beitragen. 
> Ich befürchte eher, dass im Moment etwas geschaffen würde, was 
> nur so aussieht, als hätte es die Kontrolle. (Wer Douglas Adams 
> gelesen hat: "The President in particular is very much a 
> figurehead - he wields no real power whatsoever. ... His job is 
> not to wield power but to draw attention away from it.")

:-) 

> Den für mich wirklichen Grund, eine Stiftung zu gründen, hat 
> Thomas genannt - die Gefahr, dass Sun als zentrale Instanz 
> wegfällt. Sollte das passieren, wäre das ein herber Schlag, den 
> eine Stiftung abfedern könnte.
> Eine klare Positionierung, dass diese Stiftung momentan "nur" 
> Adons betreut, im Zweifelsfall aber den gesamt code übernehmen 
> kann, wäre aus meiner Sicht durchaus denkbar und sinnvoll. Das 
> würde dann etwa der Vereinbarung entsprechen, die TrollTech mit 
> KDE hat.

Genau. Das hat auch meine Zustimmung. 

> sooo .. falls übrigens jemand Beispiele von anderen 
> funktionierenden Stiftungen hat, würde ich gerne wissen, ob und 
> wie die funktionieren. Im Moment fällt mir nur OSDL als 
> negativ-Beispiel ein.

Mal schauen wie es sich bei Mozilla bzw. Ubuntu macht, die haben 
sowas ja gegründet und liegen ja praktisch noch in den 
Geburtswehen, da keine der Stiftungen wirklich "alt" ist. 

Mit freundlichen Grüßen
Eric Hoch

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