Wir suchen noch Leute, die bei unserem Projekt REICH DURCH KUNST mitmachen 
wollen. Euer jAnus

RdK
reich durch kunst


Collectiv real live avatare
In einem arbeitsteiligen Prozess werden fünf imaginäre Künstler/innen 
entworfen, mit Kunstwerken versorgt und am Markt positioniert. Der Erfolg des 
Projektes misst sich am tatsächlichen Funktionieren der imaginären 
Künstler/innen im Kunstmarkt, am tatsächlichen Umsatz. 


Kunst & Mythos
Kunst ist das, was ein Künstler in seinem Atelier macht. Kunst ist aber auch 
das, was ausgestellt und verkauft wird. Gekauft wird also das, was ein Künstler 
macht. Es wird der Künstler gekauft und nicht das, was er ab- oder nachbildet. 
Es wird ein Andy Warhol gehandelt, kein Bild von Mao. Der Kunstmarkt bedarf des 
Geniebegriffs. Denn der Sammler sammelt den Fetisch. Der Fetisch kann nur durch 
den Mythos bestehen. Denn imaginär vollzieht immer noch der Künstler den 
magischen Akt einer Wertschöpfung aus dem Nichts. Obwohl es längst andere sind: 
Netzwerke von Galeristen, Künstlern, Sammlern, Kritikern, Kunsthändlern, 
Auktionshäusern und öffentlichen Sammlungen.

Im Kunstmarkt funktionieren heißt einen mythologischen Wert erschaffen. Der 
Mythos muss einem (handelbaren) Objekt einen Wert geben und es zum Fetisch 
machen.  

In dieser Konstruktion, kommt der Künstler zunächst mindestens zweimal vor: 
einerseits als Label des Werkes, als Genie, als Imagination, verbunden mit dem 
Werk und mit seiner Erscheinung und einer mythologisierten Biografie und 
anderseits als tatsächlicher geistiger Vater eines Werkes und ggf. 
handwerklicher Hersteller. 

Für das tatsächliche Schaffen eines verkaufbaren Kunstwerkes sind allerdings 
mindestes fünf sehr unterschiedliche Qualitäten notwendig:
- Eine körperliche Erscheinung, ein Mythos, eine Imagination, die Fähigkeit der 
Selbstpräsentation, das Beherrschen von sozialen Codes, die persönliche 
Legende, ggf. das Außergewöhnliche und Skandalöse etc.: Erscheinung und Image 
des Künstlers, seine Narration als Identität, 
- Die Fähigkeit, sich im Kunstmarkt funktionierende Kunst auszudenken, 
- Die Fähigkeit der Realisation dieser Kunstwerke, 
- Die Fähigkeit, die Kontakte zu machen und in der Welt der Galerien und Messen 
Anschlüsse herzustellen, Ausstellungen zu organisieren und Kunstwerke an 
Sammler zu verkaufen und
- Eine Künstlerfigur zu konzipieren und ein Image (über eine Narration) zu 
kreieren und visuell und inszenatorisch umzusetzen.

Um des Mythos’ des Künstlers willen ergibt sich eine personelle Zwangsunion. 
Denn würde aufgedeckt werden, dass das Kunstwerk und sein Mythos, das Image des 
Künstlers etc. in einem arbeitsteiligen Prozess entstanden ist bzw. entsteht, 
würde der Nimbus des genialen Künstlers verloren gehen. Dieser Nimbus aber ist 
die Essenz der Handelbarkeit. D.h. dass auch bei arbeitsteiliger Produktion der 
Mythos der Einheit erhalten bleiben muss. Den Gesetzen des Marktes Rechnung zu 
tragen heißt, mit Imaginären zu arbeiten: mit Personen, die über eine Narration 
mythologisiert werden und denen die Kunstwerke zugeschrieben werden.   

Die fünf Fähigkeiten sind nicht natürlich miteinander verbunden. 
Auf der Produktionsseite kann der maximale Erfolg dort sich einstellen, wo die 
Arbeiten streng arbeitsteilig verteilt werden (obwohl es bei Doppelt- und 
Dreifach-Begabungen durchaus zu Personalunionen kommen kann). Nicht Stellen 
werden ausgeschrieben, sondern Aufgaben. Wenn beispielsweise jemand 
handwerklich realisieren und den Künstler darstellen kann, kann er zwei 
Aufgaben erfüllen, muss aber handwerklich und auch darstellerisch gegen andere 
antreten, die sich auf diese Gebiete spezialisiert haben. 

Ergänzt wird diese Struktur durch eine Datenbank von Konzepten und durch 
Produktionsarchive. 


Aufgaben des Coreteam
- Organisation der Arbeit
- Abrechnung der Gewinne
- Rechteverwaltung

Noch ein kleiner Kommentar
Im Kunstsystem hat sich im letzten Jahrzehnt ein Paradigmenwechsel vollzogen. 
War bis dahin das Museeum die zentrale Instanz und spielte die Vorstellung der 
ewigen Archivierung (die sogenannte Unsterblichkeit des Künstlers) eine große 
Roll, geht es heute eher um schnelle Gewinne und im Zentrum des Systems stehen 
Auktionshäuser und Sammler. Die Sammler kaufen nicht mehr nach, was das Museeum 
vor gekauft hat, sondern umgekehrt, das Museeum muss ausstellen, was im 
Kunstmarkt teuer geworden ist. Dieses System hat eine gewisse Ähnlichkeit mit 
dem Aktienmarkt: es werden Gewinnaussichten gehandelt. Wenn nun ein 
beispielsweise 27 jähriges gutaussehendes Mädchen,  das vielleicht auch gern 
mit reichen Sammlern essen geht und einen kultivierten (und womöglich sogar ein 
wenig gebilden) Small Talk spricht, Kunstwerke als die eigenen behauptet, die 
von einem erfahrenen Team entworfen wurden, scheinen die Aussichten auf 
Verkäufe nicht schlecht zu sein. Ist sie locker und ein wenig f
 reizügiger, könnten die Verkaufsaussichten vermutlich weiter steigen ... 

Ein Sammler wird denken: gut, nun ist sie 27 und hat durchaus ihre genialen 
Momente. Was wird sie erst in fünf Jahren machen? Und wenn das alles nix wird, 
dann hatte ich doch immerhin meine Freunde an ihr. 


Aufgaben: 
- Eine Internetseite auf der man sich auf alle Aufgaben bewerben kann.
- Casting für imaginäre Künstlerinnen
- Förderung beantragen für das erste Jahr
- Unter Umständen kann das Projekt nach seinem Erfolg als kollekives 
Kunstprojekt (=Komentar zum heutigen Kunstsystem) aufgedeckt werden. 

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