Zwanzig Jahre später, als die Militärs 1770/71 in der Steiermark gerade die
Volkszählung und Hausnummerierung durchführen, hat sich der Blick auf die
Steirer nicht viel verändert; die Militärs schreiben:

"Unter dem Volk gibt es sehr viele blödsinnige und mit Leibsgebrechen
behaftetete Menschen, und überhaupt klägt solches über viele Bedrükung. Die
Dumheit rühret von der üblen Kinderzucht her, die Häuser sind zerstreuet und
auf dem höchsten Gebürge einzeln angebauet. Dergleichen Menschen kann also
weder Unterricht noch Religion beygebracht werden. Viele wohnen in blossen
Rauhhütten, wo Mensch und Vieh, Kranke und Gesunde beysammen sind und sich
keinen anderen Behelf, als was der Naturtrieb mit sich bringt, geben
können."

Zitiert nach: HOCHEDLINGER, Michael/TANTNER, Anton (Hg.): "... Der größte
Teil der Untertanen lebt elend und mühselig". Die Berichte des
Hofkriegsrates zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der
Habsburgermonarchie 1770-1771. (=Mitteilungen des Österreichischen
Staatsarchivs; Sonderband 8). Innsbruck/Wien/Bozen: Studienverlag, 2005,
S.27

Viele Gruesse,

Anton Tantner
___________________________________________________________________________
Homepage mit Galerie der Hausnummern: http://tantner.net
Weblog: http://adresscomptoir.twoday.net


Zuletzt erschienen:

Eder, Franz X./Berger, Heinrich/Casutt-Schneeberger, Julia/Tantner, Anton:
Geschichte Online. Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten.
Wien/Köln/Weimar: Böhlau/UTB 2822, 2006.


2007/1/29, Sepp Brudermann <[EMAIL PROTECTED]>:

Das gefällt gerad sehr ;-))
lg
sepp

[...] Diese Tätigkeit wird ja von niemandem so ausdauernd und berufsmäßig
ausgeübt wie von den Philosophen. Und einer von ihnen, nämlich der Schotte
David Hume, war doch tatsächlich einmal in der Steiermark unterwegs!
Allerdings ist auch das schon eine Weile her, es war im Jahr 1748. Damals
reiste Hume in diplomatischer Mission zu Kaiserin Maria Theresia nach
Schönbrunn und von da weiter an den Hof in Turin. Naturgemäß kam Hume da
durch die Steiermark, wo er die Landschaft reizvoll gefunden hat, die Täler
fruchtbar und ordentlich kultiviert. Von den Steirern war er allerdings
äußerst abgestoßen. Das können wir seinen Reiseeindrücken entnehmen. So hat
er am 28. April aus Knittelfeld geschrieben: „Sosehr wie das Land in seiner
Wildheit angenehm ist, so sehr sind die Bewohner unzivilisiert, deformiert
und grässlich in ihrer Erscheinung. Sehr viele von ihnen haben hässlich
geschwollene Kehlen: Debile und Taube drängen sich in jedem Dorf, und das
allgemeine Aussehen dieser Menschen ist das schockierendste, was ich je sah.
Ihre Tracht ist kaum europäisch, ihre Gestalt kaum menschlich zu nennen".

Sepp R. Brudermann
Spiraleye Productions Ltd.
London/UK
www.myspace.com/sepprb
[EMAIL PROTECTED]



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