Gruesse!
* Thomas Kosch <[EMAIL PROTECTED]> schrieb am [11.06.05 19:02]:
> On Day 16 of Confusion 3171, Gerhard Brauer wrote:
> 
> > Ach ja, N.B.:
> > Den ersten größren Aha-Effekt hatte ich damals(tm), als ich bemerkte wie
> > unökonomisch und undurchsichtig bei Suse (über yast und diese
> > Haupt-System.conf) die Konfiguration läuft. Ob das immer noch so ist,
> > keine Ahnung...
> 
> Die rc.config gibt es schon seit Jahren nicht mehr

Du merkst, wie alt mein Wissensstand für eine wirklich mit Fakten zu
belegende Diskussion wäre ;-)
Das letzte Mal, daß ich mich intensiv damit beschäftigte war so etwa
die 7.2/.3, die "neueren" 9.1/.2 habe ich zeitweise immer den Leuten
installiert bzw. empfohlen, die mal "Linux ausprobieren" wollten. In der
Hoffnung, das ihnen die Art wie Suse verschiedene Dinge handhabt, den
Einstieg leichter machen würde. Mir hat es zumindest zu meiner
Linux-Anfangszeit geholfen. Aber ich selbst hatte zunehmend Probleme
damit (einige Gründe s.u.), deshalb würde ich heute eher z.B. ein Ubuntu
empfehlen.

> > Wenn ich dann so etwas Simples wie den hostname ändern wollte und
> > vergessen habe, das auch in der "Zentral-Registry" zu ändern, dann war
> > garantiert irgendwann der alte Hostname wieder gesetzt.
> 
> Wieso auch. Das ist die einzige Stelle wo du den Ändern mußtest. Das der
> dann überall dort landet wo es Notwendig ist kümmert sich dann
> SuSEconfig selbst.

Und meiner Meinung nach wäre diese "einzige Stelle" eben /etc/hostname.
IMHO ist das unter "Linux" ein Standard, und AFAIK auch unter anderen
unixoiden Systemen. Und kein "Über"-Tool darf sich meiner Meinung
nach darüber hinwegsetzen, indem es zwar schreibend so einen Standard
berücksichtigt, aber ihn lesend ignoriert.

> Aber ich verstehe schon lieber greppe ich mich duch
> das halbe System um alle Stellen zu finden, übersehe trotzdem eine und
> wundere mich dann über irgendwelche obskuren fehler.

;-)
Aber immerhin wüßtest du noch, wie du trotzdem zum Ziel kommst. Und: ein
grep / sed macht keine Fehler. Fehler mache ich bei der Formulierung
oder Auswertung.  Diese kann ich erkennen und abstellen. Bei jeder
externen Lösung aber bin ich mehr oder weniger gezwungen, mich "fremden"
Fehlern zu beugen.

Und wenn es sich einbürgern würde, z.B. den Hostnamen (dort wo sinnvoll)
durch Auslesen der /etc/hostname zu setzen, dann wäre es noch weniger
ein Problem. Wenn dann noch solch ein Vorgehen (auch bei anderen Dingen)
zum Quasi-Standard würde, dann wäre die Administration eines unixoiden
Systems distributions-übergreifend wesentlich einfacher.

Zu den "Userfreundlichen" Konfigurationswerkzeugen der jeweiligen
Distributionen (auch Debian) ist meine Meinung: Werft sie in die Tonne,
die Webmins, Yaste, dpkg-reconfigure...

Wenn ich zum Administrieren/Konfigurieren eines Unix mich jedesmal mit
einem neuen Werkzeug auseinandersetzen muß (und mit deren aller
Schwächen), wenn ich ein Webmin erst für meine Distri konfigurieren muß
weil jeder seine eigene Suppe kocht, dann läuft IMHO etwas grundfalsch.

Abgesehen davon die Bedienung: bei jedem X- und/oder auch
Konsolen-basierendem Werkzeug bin ich entweder im
Tastatur/Maus-Paradigma gefangen oder muß mich mit TAB/Shift-TAB oder
wilden Tasten-Kombis durch Masken hangeln. Mit einem Texteditor kann ich
bequem editieren, kann ganze Blöcke per Cut'n-Paste einfügen... Ich
halte das einfach für ökonomischer.

Das man komplexe Vorgänge sicher durch Umlegen eines Schalters/Klick
einfacher machen kann, sehe ich ein. Aber dafür könnte man auch die
Qualität der Konfig-Dateien verbessern; sowohl in Form,Ausdruck und
Dokumentation der Parameter.

Ich denke, wir haben u.a. mit Linux weiterhin eine glänzende
Ausgangssituation (99% zentrale Stelle wo die Konfiguration erfolgt,
also /etc und /home, und haben diese Konfiguration in menschenlesbarer
Form vorliegen und bearbeitbar). Wenn jetzt jede Distribution, jedes
Deriverat zunehmend dazu übergeht, seine Energie in - IMHO nur
vermeintlich - benutzerfreundlichere Werkzeuge zu investieren statt
darauf zu achten "Standards" zu verwenden, dann geben wir IMHO nach und
nach diesen Vorteil gegenüber anderen Systemen auf.

Auch 2005 halte ich den Einsatz von $EDITOR zu Konfiguration für extrem
zeitgemäß, weil universell. Ich kann mir aber durchaus ein Werkzeug
vorstellen, was von einem unabängigen Gremium initiert wird. Dieses
könnte minimal auf bestehenden Unix-Standards basieren, modular
aufgebaut sein damit OpenSource-Projekte die Konfiguration ihres Paktes
darin unterbringen können. Und die Distributionen müßten sich an diese
Vorgaben halten (freiwillig oder durch die Benutzergemeinde gezwungen).

Und zum evtl. Einwand über einen Normal-User, Desktop-User, "Anwender",
"DAU": ein Linux wird immer ein "benutzerunfreundliches" System/Umgebung
bleiben - weil es enorm komplex ist. Ich kann zukünftig mit einem Auto (als
Einzelding) leben, was ich nicht mehr warten kann weil ich es nicht mehr
grundlegend verstehe. Aber nicht mit einem vernetzbarem,
aufgabenübergreifendem System was man gemeinhin als "Betriebssystem"
bezeichnet. Da _muß_ ich verstehen um zu verstehen was ich mache. Und
Linux bietet mir dabei die notwendige Transparenz. DOS war einfach -
Linux wird es nie.

> > Mittlerweile, nach einigen Jahren, kann ich, zumindest für mich, so etwas
> > mit Fug und Recht als gefährlich und als Gängelei einordnen.
> 
> Diese beiden Aussagen möchtest du bitte näher erläutern.

Du meinst "gefährlich" und "Gängelei"?
Ich hoffe es kam so rüber, daß lediglich *ich* mir aus o.a. Gründen
für mich diese Meinung gebildet habe.

Vieleicht wird aus meinem oben gesagten schon klar warum ich zu dieser
Aussage komme. Ansonsten zwei Beispiele:

a) Ich habe in einem Werkzeug den Schalter "Firewall einschalten". Jetzt
angenommen, ich käme aus der Modebranche und wüßte gerade noch das eine
Firewall "eine gute Sache" ist. Dieses Werkzeug suggeriert mir jetzt
gerade noch: Klick und fertig". Oder Klack. Mehr scheine ich nicht zu
brauchen. Und wir sind uns wahrscheinlich einig, daß eine Firewall
eigentlich etwas mehr an grundlegendem Wissen braucht als Klick/Klack.
Nicht unbedingt für den Konfiguration-Vorgang (dort wird mir ja
tatsächlich Arbeit abgenommen), aber ich brauche Wissen über das, was
ich konfiguriere.  Jetzt suggeriert mir dieser Schalter diese Arbeit
abnehmen, aber meiner Meinung nimmt er mir eher die Möglichkeit des
Verstehens weg.

Ohne ein solches Werkzeug wäre des Aufwand für das Erstellen der
Konfiguration (also zigamliges Tippen von iptables oder Kopieren)
größer, aber gezwungenermaßen muß ich mich mit dem "Warum mache ich das
jetzt" auseinandersetzen, lerne etwas grundlegend und komme vielleicht
sogar zu dem Schluß: für die Sicherheit meines Systems brauche ich das
gar nicht.

Ich hatte letztens mit Windows-Usern zu tun, und auch selbst erfahren,
diese ZoneAlarm-FW unter Windows. Beim Installieren wird dir gesagt
"Firewall in 2 Minuten" und dann geht dieses nervige Pop-Up-Fensterei
los (das und jenes erlauben oder nicht) das selbst ich oftmals entnervt
irgendwo hingeklickt habe damit Ruhe herrscht.

Und diese Tendenz, vermeintlich Arbeit zu erleichtern, halte ich für
gefährlich, gängelnd.

b) Beim obigen hostname Beispiel (was hinkt, wie jedes Beispiel) hat mir
yast z.B. irgendwann auch die /etc/hosts zerlegt, da diese nach einem
Config-Durchlauf neu genriert wurde. Aliase für diesen Rechner in der
hosts waren dann nicht mehr vorhanden, was ich aber erst viel später
gemerkt habe. Mir wäre beim händischen Ändern des hostnames, (auch durch
greppen/sed'den) dieser Fehler nicht passiert. Gut, vielleicht andere.
Aber dieser Fehler passierte dann reproduzierbar und unabhängig von
meiner eigenen Dummheit (die ich ja korrigieren kann). Das halte ich für
gefährlich.

(Polemik) Verdammt, Wissen und Verstehen auch komplexer Vorgänge braucht
dieses Land, nicht nur irgendwo ein Kreuz hinmachen.

Wenn mich ein Administrator wie Auto anschaut bei der Frage: kommst du
mit telnet noch auf den Webserver? dann verstehe ich die Welt nicht
mehr. (/Polemik)

> Und es ist ja nun nicht so das Debian frei von solchen Sachen wäre. Du
> mußt dir bloß die unzähligen update-* Skripte ansehen.

Der Einwand ist vollkommen berechtigt. Aber für mich selbst, für meine
Art Dinge anzugehen, fühle ich mich zu Hause.

Es wird ja immer gesagt: Uh,oh, Debian, na jetzt lernst du Linux aber
mal richtig kennen. Das ist natürlich Quatsch. Das kann ich auch mit
Suse, Redhat,... wenn ich will. Was ich an Debian (überspitzt) schätze
ist, das ein Anwender keine Möglichkeit hat zu sagen: Ich will nicht. Er
muß.

Und ich persönlich: ich bin einiges an "Unzulänglichkeiten" gewohnt. Ich
komme aus der OS/2 Welt, in der einem auch nichts geschenkt wurde. Aber
im Nachhinein betrachtet hat mir das Verstehen warum etwas geht oder
nicht geht wesentlich mehr eingebracht (auch für andere Dinge) als wenn
irgendjemand oder Etwas mir diese Entscheidung abgenommen hätte.
 
> ttyl8er, t.k.

Ach ja, endlich fertig mit dieser Mail ;-)
Ich hoffe, ich konnte dir meine Gedanken etwas näher bringen. Deine
Meinung höre ich mir gerne noch an. Aber dann wäre für mich eigentlich
gerne EOT. Ich mag in einer ML solche Diskussionen (na, bei Mail kann
man ja gar nicht von Diskussion reden) eigentlich nicht und halte mich
da gerne raus. Obiges Geschreibsel hätte ich dir persönlich in 5 Minuten
erzählen können und sogar noch auf deine Mimik und Einwände eingehen
können. Wenn dann vielleicht noch per PM.

Gruß Gerhard

-- 
It's nice to be important...
but it's more important to be nice.


-- 
Haeufig gestellte Fragen und Antworten (FAQ): 
http://www.de.debian.org/debian-user-german-FAQ/

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