Hallo Andre,
Hi,

Von: "Johannes A. Bodwing"<jo...@arcor.de>
ich weiß, es nervt - mich auch; aber es ist einfach zu vieles unrund.
Vielleicht denkst du auch nur zu eckig ;)


Denkbar. Dann probiere ich mal so extrem viele Ecken zu denken, bis es wieder rund wird ;-)

Die Kleinigkeit ist noch: "Next Decade Manifesto/Manifest fürs nächste
Jahrzehnt"
Das nächste Jahrzehnt wäre 2021-2030. Was machen wir von jetzt bis 2020
;-)
Die nächste Dekade in meinem Leben fängt 2012 an (oh mann bin ich alt).
Müssen wir unser Manifesto darauf ausrichten? Nein!

Ich weiß, das wirkt etwas haarspalterisch; aber wenn ich z.B. ein junger, aufstrebender Journalist wäre, der sich mit was "Knackigem" profilieren möchte, dann hätte ich mit diesem Manifesto schon mal einen ganz guten Aufhänger: TDF startet 2021 - Und was machen die bis dahin? Und dann hänge ich eine "unrunde" Sache nach der anderen dran, und schwupp haben wir keine wirklich gute PR.

Kritischer finde ich, daß da eigentlich bloß "Unsere Werte" steht; und
dazu noch "einseitig":
Ein was hat man mir immer wieder in der Schule beigebracht: konzentriere
dich auf deine Aufgabe und erledige die. Tust du es nicht, kann es sein,
dass du am Ende zu gar nix mehr kommst.

Also: das Manifesto steht erstmal so, wie es ist. Ob wir das grundlegend
ändern müssen .. darüber können wir nachdenken, wenn die Stiftung
gegründet ist, der Mitgliederprozess steht ...

Das halte ich für zu spät, weil "Dinge" im Manifesto nicht zu Ende gedacht sind und uns dadurch Chancen durch die Lappen gehen könnten. Zum Bsp. der Punkt "Die digitale Spaltung der Gesellschaft zu verhindern, in dem wir jedermann Zugang zu einer kostenlosen Office-Suite ermöglichen ...". Wenn wir das ernsthaft umsetzen wollen, wäre wohl auch zu überlegen, wie wir LO möglichst früh auf die PCs, Laptops etc. bekommen. Denn Vielfach ist da schon ein anderes Office drauf, und damit ist schon eine Hürde für LO da, die nicht mehr jeder Nutzer überspringt.
Warten wir mit solchen Sachen bis nach ...?

In Verknüpfung von OpenSource-Projekt und gesellschaftlichen Aspekten
ließe sich ein besseres TDF/LO-Konzept anlegen, als nur auf der Basis
von (Weiterentwicklung von) OOo. Warum wird dann jetzt so kurz
gesprungen? Die Dinge später, wenn sich vieles verfestigt hat, nochmal
zu ändern, wird vermutlich ziemlich schwierig und mühsam. Weshalb nicht
jetzt am Anfang die optimalsten Bedingungen für TDF/LO schaffen, wenn eh
vieles in Bewegung ist?
Weißt du, was für eine eng mit der IT-Entwicklung verhaftete
Community "optimal" ist? Jetzt? In 2 Jahren? In 5 Jahren? In 10 Jahren?

Im Kern ja. Denn das ergibt sich a) aus Mission, Bylaws usw., b) steckt es im Projekt und der Community mit drin: Optimal wären die "Dinge", die einen größtmöglichen Erfolg des Projektes herbeiführen, und das möglichst dauerhaft. Denn damit steigt die Motivation für die Meisten, damit kommen mehr Leute, die mitmachen, damit erhöhen sich die finanziellen Ressourcen und somit die weiteren Möglichkeiten für die Entwicklung von LO oder auch weiterer OpenSource-Software. Außerdem kämen damit möglichst viele Rückmeldungen, um möglichst früh auf technische Entwicklungen reagieren zu können, die für LO u.a. interessant wären, usw. Und auf dieser Grundlage kann man heute schon überlegen, was die besten, die besseren oder die weniger guten Vorgehensweisen wären, um diese Aspekte oben (weitgehend) zu erreichen. Daß das dann nicht für alle Zeiten so bleiben wird, ist doch klar. Das ist ein Prozeß. Deshalb wäre vielleicht auch zu überlegen, eine entspr. "Regulation" in TDF/LO einzubauen, die immer wieder Dinge hinterfrägt und es TDF/LO ermöglicht, zu agieren, statt evtl. nach "Fehlschlägen" reagieren zu müssen. Vielleicht eine Gruppe von Leuten in der Art "Advocatus Diaboli"; im Sinne von "eine Person ..., die alles hinterfragt und grundsätzlich die Gegenposition einnimmt." (Wikipedia) Und das dann als Teil des kreativen Entwicklungsprozesses von TDF/LO nutzen.

Wir wissen eins: wir müssen in Bewegung bleiben und uns immer wieder
ändern. Jetzt eine optimale Lösung zu finden, die dann ewig hält
funktioniert nur sehr begrenzt.

s.o., ich gehe nicht davon aus, daß eine heute als "optimal" empfundene Möglichkeit morgen, nächste Woche, in einem Jahr noch optimal sein wird. Aber mit einer heute "optimalen" Möglichkeit habe ich die Chance, die in der nächstem Woche optimalere Möglichkeit besser umzusetzen.
Oder andersrum (etwas übertrieben):
Allein mit dem Licht einer Taschenlampe bei Nacht mit 120 über die Autobahn zu preschen, wäre eine schlechte Lösung. Unter dem Gesichtspunkt Autobahnfahrt mit 120 Km/h wäre eine optimalere Lösung, einen Flakscheinwerfer aufs Dach zu montieren, der ein paar tausend Meter ausleuchten kann. Wäre aber technisch und strommäßig ein Problem. Also geht man runter auf Scheinwerfer, etc. Und die werden inzwischen angelegt, daß sie auch in Kurven "mitlenken". Das heißt, wenn die Zielsetzung möglichst klar ist, kann man unter Berücksichtigung der (aktuellen) Bedingungen eine entspr. optimale Lösung finden, auf der weitere Optimierungen oder auch Änderungen leichter laufen, als wenn es in Streß oder mit dem Rücken an der Wand laufen muß.

Wir sind der Meinung, dass eine Stiftung
einen sehr guten Rahmen bilden kann - aber fast alles innerhalb des Rahmens
wird und muss leben.

Das ist ja auch OK. Nur müßte der Rahmen klar sein. Wenn ich aber in der Mission eine recht einseitige Konzentration auf die Office-Suite sehe, und an anderen Stellen läßt sich TDF die Türen auf auch für andere Software, wieso wird dann die Mission nicht entspr. "breiter" angelegt? TDF setzt einen Rahmen, aber je nachdem, wo man nachliest, was TDF macht, ist dieser Rahmen immer wieder etwas anders. Was für ein Rahmen ist das dann für das Leben innerhalb dieses Rahmens? Grob gesagt: Mal ist die Tür auf, mal zu, mal der Zaun dort, dann da, dann woanders.


Alles ist mit heißer Nadel gestrickt. Warum?
Weil die Leute es einfach *machen*. Wir (SC) versuchen an einigen Stellen
durchaus die Bremse zu ziehen und Beiträge zu kanalisieren, aber wir
können die Leute nicht vom Arbeiten abhalten bzw. es ihnen verbieten.
Wenn wir das tun würde .. gäbe es sehr bald einen Fork xD

Das ist soweit klar, allerdings (ich glaube, ich hatte es schon mal in ner viel früheren Mail dargestellt) erlebe ich oft auch in anderen Projekten, daß durch die anfängliche Euphorie Dinge außen vor bleiben, die sich später als richtig Sand im Getriebe erweisen. Und dann wird's knüppelhart.
Wo wäre das Problem, jetzt zum Bsp. folgendermaßen vorzugehen:
~ LO kommt in einem halben Jahr mit der nächsten Version raus (3.3.1 oder so was)
~ wer nur daran arbeiten will, kann das ja machen
~ andere hätten "Luft", in dieser Zeit Grundlegenes nochmal zu überdenken, um das, was vielleicht Probleme schaffen könnte rauszuholen, und die jew. besseren Alternativen einzubringen.
Derzeit kämpfen viele Leute auf zig Feldern. Wie lange stehen die das durch?
Und die obige Vorgehensweise ließe sich entspr. "kommunizieren", d.h. zum Bsp. für TDF/LO klarmachen, daß nach dem ersten Erfolg von TDF/LO (Release 3.3) die Community jetzt bis (sagen wir) Mitte des Jahres schwerpunktmäßig ihre neuen Strukturen verbessert, damit die nächsten Versionen von LO noch besser und für jeden einzelnen mit weniger Streß machbar werden. Und jeder kann dabei mitmachen etc. Für andere läuft vorrangig die Entwicklung zur LO 3.3.1 weiter. Das könnte auch dazu führen, daß der Zusammenhalt noch enger wird, wenn die Leute beim Aufbauen der Strukturen etc. mitmachen.

Kernpunkt hinter der Idee zur TDF ist eine *lebende* und aktive
Community, die sich und die Software entwickelt.

s.o.; genau deshalb fände ich es wichtig, mit der Community zusammen die weiteren Schritte zu überdenken und anzulegen; denn bislang fallen die Dinge für Außenstehende oftmals quasi vom Himmel; zack ist ein TDF da, zack steht da ein Manifesto, zack sind Bylaws da, zack kommt die Webseite für die Foundation, zack, das Nächste. Das wirkt nicht alles wie Community, sondern z.T. wie: Die da machen, und mache ich jetzt mit, oder weiß ich garnicht mehr so richtig, was da gemacht wird?



Hast du schonmal jemanden erlebt, der den optimalen Lebensweg kennt?
Ich wette - selbst wenn es den gäbe, würden nur wenige den wählen,
weil es einfach ziemlich langweilig wäre ;)

Ich muß meine Begrifflichkeiten ändern. Mit "optimalsten Bedingungen" meine ich nicht hellseherisch erworbene Kenntnisse über das, was zu machen ist, und das ist dann unumstößlich. Gemeint ist, die unter den gegebenen Bedingungen bestmöglichen Vorgehensweisen/Lösungen etc., die trotzdem immer wieder gecheckt werden müssen. Und wenn sich was Besseres findet, dann muß halt eine (Ver)änderung her.

Vielleicht nochmal anders, um ein Grundproblem rüberzubringen, das ich da sehe: TDF/LO ist aus OOo entstanden und hat vieles von OOo übernommen. Aber nicht alles hat bei OOo wirklich gut funktioniert. Was von diesen Dingen funktioniert dann auch bei TDF/LO nicht wirklich gut? Warten wir dann ab, bis es sich von selbst herausstellt, weil es entsprechende Probleme gibt, oder checken wir vorher die Dinge und werfen raus, was rauszuwerfen wäre, bzw. ändern, was zu ändern ist? Gehen wir da aktiv ran, bleibt mit Sicherheit noch genug "Krimskrams", mit dem wir uns später rumschlagen werden.

Gruß,
Johannes


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