Hallo,
kurzer Umriss zu mir : (Noch) als Sys Admin im schulischen Umfeld für ca. 35 Schulen jeglicher Formen zuständig. Daher möchte ich ohne M§ zu verteidigen zu ein paar Punkten Stellung nehmen, zumindest was NRW betrifft.

Am 08.05.2015 19:30 schrieb Carsten Burkhardt:
Michael Kappes <majestyx <at> fsfe.org> writes:

Hallo zusammen,

Mein Kind ist mit Freier Software (und Libreoffice) aufgewachsen. Sie
kann mit *jeder* Office-Software umgehen. Nicht nur mit einer bestimmen
Marke. Ich habe demnächst ein Persönliches Gespräch mit dem
Klassenlehrer. "Wie wär's mal wieder mit "Forschung und Lehre" statt
Produktschulungen?! liebe Pädagogen"

Ahoj
Michael

Hallo,

auch meine Kinder haben nicht die Beschränkung auf ein Officeprodukt. Sie nehmen neben dem OASIS Open Document Format ein pdf, das Office als portable Version und ein Setup mit in die Schule. Bisher konnten sie alle Situation
meistern. Es ist bedauerlich, wenn Teile der Gesellschaft den Kindern
kreative Bildung verwehrt und mehr auf Bilder klickende Maschinenbediener
zielt. Das Ergebnis sind konsumierende Hipster erweitert um stylish
Accessoires. Das Äußere kann in Geisteswissenschaften von Vorteil sein - verstärkt auf der anderen Seite den Fachkräftemangel in technischen Berufen. Mit dem Erwerb von MS-Office scheinen Entscheider Konzept durch Konsum zu
substituieren. Die Entscheider werden aus meiner Sicht zu Blockierern/
Verhinderern wissenschaftlichen Arbeitens.

Meist besteht hier folgendes Problem. Es steht ein gewisser Etat für die IT zur Verfügung. Diese IT wird entweder von einem Schüler / Lehrer / Gruppe etc. gewartet und gepflegt, oder von einem externen Dienstleister, in meinem Fall sogar von der Stadt im Rahmen interkommunaler zusammenarbeit mit mehreren Kommunen.

- Interne Gruppen setzen zur Kostenreduktion meist auf FOSS. Das ist spitze ! Jedoch fehlen hier oft die entsprechenden Kompetenzen die Software und System entsprechend zu warten. Das geht bereits mit einer ordentlichen Netztrennung für den schulischen und den Verwaltungsbereich los. Dies ist zum Glück nicht überall so, jedoch scheitert es bei diesen gut Funktionierenden Ausnahmen dann oft daran, dass der zuständige Lehrer oder Elternteil oder Schüler die Schule verlässt ö.ä. .

- Wenn externe Dienstleister beauftragt werden, so sind diese in 99 % der Fälle auschließlich bereit Windows System zu warten und einzurichten. Zumindest was den tertiären Client Sektor betrifft. Server seitig besteht auch hier die eine oder andere Ausnahme. Daraus resulitierend würden enorme Kosten anfallen um die IT erstmalig umzustellen ( siehe München ) . Was die Langzeitkosten betrifft gibt es verschiedenste Betrachtungsweisen. Jedoch denke ich das eine Windows Sysintegrator Klitsche die Linux betreut und einrichtet wesentlich höhere Kosten verursacht als eine "einfache" Windows Umgebung, die der Dienstleister bereits kennt.

- IT Support von der Stadt. In unserem Fall werden Hybride Umgebungen eingesetzt die sich aus Linux auf der Serverseite und Windows auf der Clientseite zusammensetzen. Jede Schule ist zudem auf Wunsch mit Office ausgestattet und trotzdessen immer parallel mit Libre / Open etc. Office. Die Schüler erhalten also im Falle von fähigen Lehrern, dies es meiner Ansicht nach nur zu 10 % im IT Bereich von Allgemein bildenden Schulen gibt, Unterricht welcher auf Wunsch FOSS orientiert gestaltet werden kann ( GIMP Office etc. ). Ich weiß sogar von einem Lehrer der GNUPG mit den Kids durch genommen hat.

Die Entscheider von morgen, werden stehts dazu gedrängt den "einfachen" Weg zu nehmen mit proprietären Produkten. Ob dies der richtige Weg ist, steht hier denke ich nicht zur Debatte. Jedoch steigt die Medienkompetenz der Schüler, wenn sie mit diesen Produkten und Politik Variationen aufwachsen und umgehen lernen. Schließlich erhalten Sie die Möglichkeit eine echte Entscheidung zu treffen, was im Interesse von uns allen liegen dürfte.



Auf Wikipedia würde ich gern derartiges von Sachsen-Anhalt lesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Raspberry_Pi#Organisation
"Die Raspberry Pi Foundation ist eine Stiftung und in Großbritannien als Wohltätigkeitsorganisation eingetragen. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, das Studium der Informatik und verwandter Themen zu fördern, besonders an Schulen."

Ich als Steuerzahler erwarte vom Dienstleister Staat, daß meine Kinder aufs
Leben vorbereitet werden. Man denkt, die Kinder erhalten auch einen
EDV-Unterricht. Leider ist laut Lehrplan nur eine Einführung in die Arbeit mit dem PC vorgesehen. Das es praktisch auf eine Microsoftkunde ausläuft, ist beschämend. Anstatt WYSIWYG sollten die Kinder über Struktur, Text und Layout getrennt nachdenken lernen. Ich möchte es nicht unnötig schwer und
technisch haben. Eine möglichst einfache Lösung eines Problems sollte
gewählt werden (KISS-Prinzip). Es ist ein Unterschied, sich selbst zu helfen
oder nur mit vorgesetzten Sachen zurecht zu kommen.

Es ist mir unverständlich, daß man einheimischen mittelständischen
Unternehmen keinen Vorrang vor den üblichen Verdächtigen gewährt. Spontan
fallen mir ein:
- StarOffice aus Hamburg oder deren Nachfolger Open oder Libre Office
- SoftMaker Office aus Nürnberg
Weitere Officepakete wie Calligra Suite, ehem. KOffice oder GNOME Office
haben sicher eine Chance verdient.

Microsoft Office ist für manchen Powerpointchef oder den Excelfinanzguru ein unverzichtbares Werkzeug. Ich bezweifele, daß es für die Schulen gegenüber anderen Lösung so vorteilhaft ist. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es der
Preis-Leistungs-Sieger der Officeprogramme ist.

Plattformunabhängig und barrierefrei schließt für mich auch die freie Wahl des Endgerätes (Computer, Tablett, Handy), Betriebssystem und der Anwendung
ein. Anstatt offene Schnittstellen zu fördern, wirbt meine Stadt für
Microsoft und Adobe:
http://www.halle.de/de/Elektronische-Kommun-05745/

Die Interoperabilität beim Telefonieren, Ansurfen von Webseiten oder
Mailaustausch wird durch proprietärer Müll verhindert. Durch Scype darf die
Oma nicht mehr schnurlos telefonieren. Sie wird an den PC genötigt. Man
zeigt den Kindern nicht, wie man ein Mailkonto einrichtet, XMPP oder
Verschlüsselung einsetzt. Vielmehr werden ständig im vermeintlich
werbefreien Jugendradio die Leute zu WhatsApp oder Facebook gedrängt. Das
erleichtert die Person eindeutig mit einer Rufnummer und dem damit
verbundenen Vertrag zuzuordnen und läßt besser seine Daten abschnorchen.
Zum Glück gibt es Initiativen wie beispielsweise:

http://www.swap-netzkultur.de
c't/ODS-Schulserver
linuxmuster.net
Debian Edu / Skolelinux

Ich würde mich freuen, wenn man gemeinsam eine neue Richtung im Land
beschreiten könnte.

Viele liebe Grüße
Carsten
_______________________________________________
fsfe-de mailing list
[email protected]
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de
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