" ...  Gedichte für die Ewigkeit

Unabhängig von der sich stetig wandelnden politischen Lage in Indonesien 
verdienen die 
Gedichte Wiji Thukuls internationale Aufmerksamkeit. Mit höchstem sprachlichen 
Talent und 
Einfühlungsvermögen in die Sprache der Lyrik hat Peter Sternagel Wiji Thukuls 
in diesem 
Band vorliegende Gedichte übersetzt.

»Hanya ada satu kata: lawan!« – es gilt nur ein Wort: Widerstand !

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-----Original-Nachricht-----
Betreff: neue Publikation: Wiji Thukul - graswurzellieder. »Ich will nur, dass 
du am Leben bist«
Datum: 2018-12-18T06:47:41+0100
Von: "Watch Indonesia!" <watchindone...@watchindonesia.org>
An: "Watch Indonesia!" <watchindone...@watchindonesia.org>

Neue Publikation:

»Ich will nur, dass du am Leben bist«

regiospectra, Dezember 2018

www.watchindonesia.org/20435/ich-will-nur-dass-du-am-leben-bist?lang=de
www.regiospectra.de/buecher/asien/suedostasien/indonesien/graswurzellieder-detail


Wiji Thukul: graswurzellieder
Aus dem Indonesischen von Peter Sternagel

1998 verschwand der indonesische Menschenrechtsaktivist, Dichter und 
Liedermacher Wiji 
Thukul – und wurde dadurch zur Ikone der Protestbewegung und zur poetischen 
Stimme im 
Kampf der Unterdrückten. 20 Jahre später erscheinen seine Gedichte nun erstmals 
in 
deutscher Übersetzung.


Ein Vorwort von Alex Flor

» Papa, warum kommst du nicht nach Hause ?
Wir alle vermissen dich so sehr. Geht es dir gut, bist du gesund?
Wie geht es deinem rechten Auge ?

Papa, zu Hause sind immer Polizisten, die dich suchen. Immer muss Mama sich 
ihnen stellen,
manchmal ist sie darüber verärgert.

In letzter Zeit weint Mama oft. Wenn ich sie frage, sagt sie, sie habe 
Kopfschmerzen. Wann 
wird die Polizei aufhören , dich zu suchen , Papa ?

Papa , kannst du mir und meinem kleinen Bruder Märchenbücher mit Bildern 
schicken?

Alles Gute für deinen Kampf, Papa !
Möge Gott dich beschützen.

Deine Tochter
Fitri Nganthi Wani «

graswurzelliederJede politische Bewegung hat ihre Ikonen. Nicht alle sind auch 
Jahrzehnte 
später noch so bekannt wie der Name Rudi Dutschke in Verbindung mit der 
68er-Bewegung in 
Deutschland oder so verbreitet wie das berühmte Bild von Che Guevara, dem 
Guerillaführer, 
Arzt und Autor, der 1967 in Bolivien exekutiert wurde. Aber mal ehrlich, wer 
kennt heute 
noch die Biografien oder gar Schriften von Rudi Dutschke, Che Guevara und 
vielen anderen 
Ikonen der damaligen Bewegungen in … ja, wo eigentlich? Wie viele unter den 
Leuten, die 
Che Guevaras Konterfei als Sticker auf der Mütze, als Aufdruck auf dem T-Shirt 
oder als 
Poster in ihrem Zimmer hängen haben, wissen davon, dass ihr Idol nicht nur in 
verschiedenen Ländern Lateinamerikas, sondern auch im afrikanischen Kongo aktiv 
war? Eine 
Ikone des revolutionären Widerstands wurde zum Selbstläufer, von den einen 
verehrt, von 
anderen gehasst.

Wenngleich nicht auf der ganzen Welt, so wurde doch in entsprechenden Kreisen 
Indonesiens 
und weit darüber hinaus der Dichter Wiji Thukul zu einer vergleichbaren Ikone 
des 
Widerstands gegen das Regime von Diktator Suharto, das bis 1998 andauerte. Ein 
Bild, das 
Wiji Thukul nach einem tätlichen Angriff durch seine Gegner mit einem dicken 
Augenpflaster 
zeigt, ist allen, die in den 90er Jahren gegen dieses Regime aufbegehrten, 
bekannt. Es ist 
in Indonesien längst eine Ikone, vergleichbar dem weltbekannten Bild von Che 
Guevara. Und 
es ist ein einziger Satz aus einem seiner vielen Gedichte, der ebenso zur Ikone 
der 
Bewegung wurde: »Hanya ada satu kata: lawan!« – es gilt nur ein Wort: 
Widerstand!

Wiji Thukul war keine Führungsfigur. Ihm wurden kein Musiktitel wie Hasta 
Siempre 
Commandante gewidmet. Vermutlich wäre es ihm sogar zuwider gewesen, als ein 
Kommandant 
verehrt zu werden. Wiji Thukul war ein Mann aus einfachsten Verhältnissen, der 
einfach nur 
seine Meinung und seine Gefühle über die herrschenden Bedingungen zum Ausdruck 
zu bringen 
suchte, wie sie Hunderttausende anderer auch empfanden. Was ihn von all diesen 
anderen 
unterschied, war seine Sprachbegabung und sein Mut, selbige öffentlich 
darzustellen. Wiji 
Thukul fasste seine Ansichten und Empfindungen in Gedichte, mit denen er Massen 
bewegte.

Aus der Arbeiterschaft stammend, und darüber hinaus künstlerisch begabt, 
eignete er sich 
wie kein anderer als Vorzeigefigur von JAKER (Jaringan Kerja Kebudayaan Rakyat 
– Netzwerk 
der Kulturschaffenden des Volkes). JAKER darf als Kopie der einstigen 
Künstlervereinigung 
LEKRA verstanden werden, die im Rahmen der Kommunistenverfolgung ab 1965 
verboten wurde.

PRD – eine Partei zwischen Reformeifer und linkem Romantizismus

Das Regime von Diktator Suharto war bereits angeschlagen, als sich eine – unter 
den 
damaligen Gesetzen illegal agierende – Partei namens PRD (Partai Rakyat 
Demokratik – 
Partei des demokratische Volkes) lautstark zu Wort meldete. Wie zahlreiche 
andere 
Organisationen im Widerstand der späten 90er Jahre entstammte auch die PRD 
einem eher 
studentischen Milieu. Die PRD hatte wenig bis nichts mit der über drei 
Jahrzehnte zuvor 
verbotenen Kommunistischen Partei PKI (Partai Komunis Indonesia) zu tun, deren 
Mitglieder 
und Anhänger in den Jahren rund um die Machtübernahme Suhartos 1965/66 zu 
Hunderttausenden 
ermordet oder interniert wurden.

Sei es auf ein bewusst provokantes Spiel mit der Symbolik der bis heute 
verbotenen und 
tabuisierten PKI oder einen linken Romantizismus der jungen Student/innen 
zurückzuführen, 
eine gewisse Orientierung der PRD an Struktur und Selbstverständnis der PKI war 
dennoch 
unübersehbar. Konsequenterweise galt der Kampf der PRD propagandistisch den 
Interessen von 
Arbeitern/innen und Bäuer/innen.

Wer sich im Westen Deutschlands noch an die K-Gruppen der 70er und 80er Jahre 
erinnern 
kann, wird verstehen, welch unschätzbares Kapital es für solche Bewegungen war, 
auf ein 
paar genuine Arbeiter/innen und Bäuer/innen in den eigenen Reihen verweisen zu 
können. 
Wiji Thukul war einer, der diese gefragte Rolle nicht nur symbolisch, sondern 
wahrhaft 
überzeugend besetzen konnte. Und genau deshalb schien er dem herrschenden 
System so 
gefährlich.

Er war ein begnadeter Volksdichter. Die Macht seiner Sprache machte ihn in 
Indonesien 
berühmt. In lyrischen, aber dennoch für alle verständlichen und klaren Worten 
erreichte er 
die Massen mit einem Thema, das ihn und seinesgleichen bewegte: die soziale 
Ungerechtigkeit.

Wiji Thukul rezitierte auf Großkundgebungen streikender Arbeiter/innen, die vom 
gewerkschaftlich orientierten Zweig der offiziell unabhängigen 
Unterorganisationen der 
PRD, dem PPBI (Pusat Perjuangan Buruh Indonesia – Zentrum der indonesischen 
Arbeiter/innenbewegung) organisiert wurden. Namentlich zu nennen ist hier ein 
Streik von 
rund 15.000 Arbeiter/innen des Textilfabrikanten PT Sritex, einer eng mit der 
politischen 
Elite Indonesiens verbundenen Firma, die sich auf das Nähen von Uniformen 
spezialisiert 
hat – von der obligatorischen Schuluniform indonesischer Kinder bis hin zu 
Militäruniformen für Abnehmer in aller Welt, darunter auch die deutsche 
Bundeswehr.

Es war auf dieser Kundgebung, als Wiji Thukul am 10. Dezember 1995 – 
ironischerweise der 
internationale Tag der Menschenrechte – mit Gewehrkolben verprügelt wurde und 
beinahe sein 
rechtes Auge verlor. Freund/innen aus Deutschland konnten ihn im Krankenhaus 
besuchen und 
ein bisschen Spendengeld für die Behandlung überreichen. Wijis linkes Auge sei 
weiterhin 
gesund und wachsam, berichteten sie an uns zurück.

Verfolgung

In den Jahren 1995 und 1996 versuchte Diktator Suharto verschiedene 
einflussreiche 
Organisationen und Parteien zu spalten, deren Führungspersonen ihm zu kritisch 
erschienen, 
darunter die große muslimische Organisation NU (Nahdlatul Ulama), die 
Batak-Kirche HKPB 
(Huria Kristen Protestan Batak) und die im Parlament vertretene 
Blockflötenpartei PDI 
(Partai Demokrasi Indonesia). Das Vorgehen war in allen Fällen dasselbe: Mit 
tatkräftiger 
Unterstützung von »ganz oben« wurde ein Gegenkandidat installiert, während die 
Mitglieder 
durch Propaganda, Zuckerbrot und Peitsche dazu bewegt werden sollten, diesen 
Gegenkandidaten zu unterstützen.

Die Vorsitzende der PDI war Megawati Sukarnoputri, eine Tochter des trotz 
seines 
Scheiterns noch immer populären Staatsgründers und ersten Präsidenten der 
Republik, 
Sukarno. Mit ihr verbanden sich die Hoffnungen der PRD auf eine 
fortschrittliche 
Opposition. Man setzte auf ihren Widerstand gegen das Regime, nachdem dieses 
eine 
Marionette zur Führungsfigur der PDI erkoren hatte, um Megawati kaltzustellen. 
Über Wochen 
besetzten innerparteiliche Unterstützer/innen Megawatis und Mitglieder der PRD 
das 
Parteibüro der PDI in Jakarta. Das Gebäude wurde zum Ort direkter Demokratie. 
Jeden Tag 
fanden Versammlungen statt, auf denen jede und jeder seine oder ihre Meinung 
kundtun 
durfte (mimbar bebas).

Die benachbarte diplomatische Vertretung Palästinas beschwerte sich bald über 
Ruhestörung. 
Vor allem aber blieb ein Wort des Dankes von Megawati Sukarnoputri selbst aus, 
deren 
Unterstützung die Besetzung des Gebäudes doch galt. Die PRD hatte sich 
verrechnet. 
Megawati war nicht auf ihrer Seite.

Am 27. Juli 1996 stürmten Militärs, mutmaßlich unter Befehl oder zumindest der 
Billigung 
von General Susilo Bambang Yudhoyono, dem späteren Präsidenten der Republik, 
das 
Parteibüro in der Diponegoro-Straße. Fünf Leute wurden dabei getötet, 149 
verletzt. 136 
Menschen wurden festgenommen.

Auf ein öffentliches Wort des Bedauerns von Megawati Sukarnoputri warten ihre 
einstigen 
Unterstützer/innen und Opfer bis heute vergebens. Stattdessen begann mit dem 
Datum des 27. 
Juli 1996 die ungebremste Verfolgung von Anhänger/innen der PRD.

In den Jahren 1997/1998 verschwanden 23 Aktivisten, die dem Umfeld der PRD 
zugerechnet 
werden können. Die ersten Verschwundenen waren Wiji Thukul eine Warnung. Er 
begab sich auf 
die Flucht. Doch letztlich verloren sich seine Spuren. 2016 erschien der Film 
Istirahatlah 
Kata-Kata (engl.: Solo, Solitude), der die Fluchtgeschichte Wiji Thukuls 
nachzeichnet. Der 
Film lief in indonesischen Kinos. In einer bewegenden Szene am Ende des Films 
besucht Wiji 
Thukul noch einmal seine Familie in Solo. Sipon, seine Frau, sagt zum Abschied: 
»Es ist 
mir egal, wo du bist. Ich will nur, dass du am Leben bist«.

Was ist, und was bleibt?

Neun der damals entführten 23 Aktivisten haben überlebt. Ihre Aussagen belasten 
den 
damaligen Kommandeur der Elitetruppe Kopassus, General a.D. Prabowo, der sich 
2019 als 
Kandidat zur Wahl des Staatspräsidenten stellt.

14 der damals verschwundenen Leute tauchten nie mehr auf. Einer davon: Wiji 
Thukul. 
General Wiranto, seinerzeit Oberbefehlshaber des indonesischen Militärs und bis 
heute 
Mitglied des Regierungskabinetts unter allen auf Suharto folgenden 
Präsident/innen, 
erklärte bereits 2005, all diese Vermissten seien tot. Es wäre zu wünschen, er 
würde den 
Hinterbliebenen ein paar mehr Details mitteilen. Ibu Sipon will sich bis heute 
nicht mit 
dem Gedanken abfinden, dass ihr Mann tot ist. Sie wartet auf seine Rückkehr 
oder den 
Beweis seines Todes und den Ort seiner Leiche. Wo ist Wijis Grab?

Ibu Sipon wird womöglich nie eine Antwort auf ihre Fragen finden. Trotz der 
persönlichen 
Feindschaft der beiden ehemaligen Generäle Wiranto und Prabowo wird wohl keiner 
von beiden 
jemals alle Karten auf den Tisch legen. Zu prägend ist der Korpsgeist, und zu 
bestimmend 
ist das Interesse, sich selbst nicht zu belasten. Ein Gericht, welches sich mit 
den 
Umständen des Verschwindens von Wiji Thukul und seinem wahrscheinlichen Tod 
auseinandersetzen wird, steht in weiter Ferne.

Was uns bleibt, ist der vergebliche Ruf nach Gerechtigkeit. Darüber hinaus aber 
auch die 
Hochschätzung des Engagements von Wiji Thukuls mittlerweile erwachsenen 
Kindern. Seine 
Tochter, Fitri Nganthi Wani, hält die Erinnerung an ihren verschwundenen Vater 
durch 
eigene Gedichte aufrecht und rezitiert selbige mitunter bei Auftritten mit 
Rockbands.

Sohn Fajar Merah (auf Deutsch: Rote Dämmerung), der noch klein war, als sein 
Vater nicht 
mehr auftauchte, hält die Erinnerung an seinen Vater als Musiker wach.

Gedichte für die Ewigkeit

Unabhängig von der sich stetig wandelnden politischen Lage in Indonesien 
verdienen die 
Gedichte Wiji Thukuls internationale Aufmerksamkeit. Mit höchstem sprachlichen 
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Einfühlungsvermögen in die Sprache der Lyrik hat Peter Sternagel Wiji Thukuls 
in diesem 
Band vorliegende Gedichte übersetzt.

»Hanya ada satu kata: lawan!« – es gilt nur ein Wort: Widerstand !


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