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Berliner Literaturkritik
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Bücherschau zum 120. Geburtstag von Gottfried Benn
© Die Berliner Literaturkritik, 01.05.06

Von MICHAEL FISCH

Es war zu erwarten, dass zum Anlass des 120. Geburtstages von Gottfried Benn am 
2. Mai 2006 Buchverlage mit neuen Publikationen aufwarten. Vier dieser 
Neuerscheinungen werden hier vorgestellt. Zum Anlass des 50. Todestages (am 7. 
Juli 2006) ist eine Besprechung weiterer Titel geplant.

Nach den nennenswerten Benn-Studien von Dieter Wellershoff (1958), Edgar Lohner 
(1961) und Bruno Hillebrand (1986) folgt dieses Jahr eine weitere von Helmut 
Lethen. Der Rostocker Germanist, der vor allem mit seinen beiden Arbeiten über 
die „Neue Sachlichkeit 1924-1932“ (1970) und die „Verhaltenslehren der Kälte“ 
(1994) einem größeren Publikum bekannt wurde, schließt mit seinem Benn-Essay 
unmittelbar an diese Vorarbeiten an.

Ausgehend von der Fragestellung, was machte den Arzt in den Jahren 1912 bis 
1933 zum Autor und wie ging dieser Autor schließlich mit der Versuchung der 
Macht nach 1933 um, setzt Lethen Benn ins Verhältnis zu Ernst Jünger und Carl 
Schmitt, denn beide vertraten, so Helmut Lethen, die gleiche Einstellung wie 
Gottfried Benn, nämlich sich nicht vor den Rückkehrern aus der Emigration 
rechtfertigen zu wollen. Interessant ist darüber hinaus Lethens Bezugnahme auf 
Carl Einstein, denn dieser sei „zeitlebens derjenige Künstler gewesen, von dem 
Benn sich verstanden glaubte“. Einstein begrüßte seinerzeit die Gedichte Benns 
als Vorbilder autonomer Poesie.

Ausgediente Sprache

Helmut Lethen dämpft gleich zu Beginn mögliche Leser-Erwartungen, indem er 
konstatiert: „Dieses Buch ist keine Biographie“, vielmehr wolle er 
„Ruheplätze“, auf denen er „Problemfelder“ umkreise, mit „Kalenderstrecken“ 
verbinden. Diesem überholten Duktus einer ausgedienten Sprache ist die 
geisteswissenschaftliche Schule der 68er-Generation anzumerken, zu der sich 
Karl-Heinz Bohrer, Friedrich Kittler und Klaus Theweleit zählen lassen. Die 
Formulierungen von der Ästhetik des Schreckens, der Terminologie des Grauens 
und den Verhaltenslehren der Kälte tauchen darum immer wieder auf. Auch 
inhaltlich misst sich Lethen an jenen drei, hier vor allem deutlich und 
wiederholend an Theweleit und seinen Thesen über Gottfried Benns Verhältnis zu 
den Frauen.

Benn sei ein Trennungsspezialist wie Brecht, so Lethen. Theweleit schrieb in 
seinem Buch „Orpheus und Euridike“ (Buch der Könige, Erster Teil, 1988) von 
einer „Art Mord“, als Herta von Wedemeyer stirbt und Gottfried Benn ihr 
sinnfällig das Gedicht „Orpheus’ Tod“ zueignet. Darüber hinaus vermarktet 
Lethen geradezu enervierend die Thesen über die Entgrenzung des Ichs und den 
Widerspruch hierzu, dass nämlich Gottfried Benn monomanisch um sich selbst 
kreise. Das ist nun wirklich nicht neu.

Das siebte Kapitel über „Benns Verbrechen“ ist unscharf getitelt aber bestens 
geschrieben. Dieser Textteil ist der wahre Höhepunkt des Buches und man möchte 
seinem Autor raten, hätte er es doch bei einem kleinen Aufsatz gelassen und 
sich das komplette Buch gespart. Schade, die Erwartungen an ein Benn-Buch aus 
der Feder von Helmut Lethen mussten groß sein, die Enttäuschung darüber wiegt 
nun umso schwerer.

Zeug zum Standardwerk

Nach den neueren biographischen Versuchen über Gottfried Benn von Hans Egon 
Holthusen (1986), Werner Rübe (1993) und Fritz J. Raddatz (2001) legt Gunnar 
Decker nun die bislang umfangreichste Lebensbeschreibung vor. Der promovierte 
Philosoph veröffentlichte zuvor einen polemischen Essay zu Ernst Jünger (1997) 
und einen Band über Rilke und seine Frauenbeziehungen (2004). Die nun 
vorliegende Gottfried-Benn-Biographie ist mit ihren knapp 550 Seiten Deckers 
bislang umfangreichstes Werk und zugleich die umfangreichste 
Benn-Lebensbeschreibung überhaupt. Nicht nur deshalb hat dieses Buch das Zeug 
zu einem Standardwerk.

Zunächst geht Gunnar Decker der bewährten Frage nach, wie es zur ersten 
Wandlung Gottfried Benns vom expressionistischen Dichter zum 
radikal-ungemütlichen Konservativen kommen konnte, schließlich wie sich der 
Dichter der Moderne den antimodernen Nationalsozialisten andienen konnte – auch 
indem er kurzzeitig die „neuen Barbaren“ feierte und die Emigranten verhöhnte. 
Warum versagt der Dichter Gottfried Benn als Mensch und warum geht er politisch 
in die Irre?

Solide beschreibt Decker die ersten Lebensstationen, Kindheit und Jugend, 
Medizinstudium und Arzt beim Militär, Erster Weltkrieg und Station in Brüssel. 
Anregend neu erscheint die Darstellung um die Spionin Edith Cavell und 
Gottfried Benns Exekutionsbericht. Auch Benns Beziehung zu Heinrich Mann als 
sein „Initiationserlebnis“ und Klaus Manns unglückliche Benn-Verehrung (und 
ihre Folgen) erzählt der Autor voll Leidenschaft und mit Detailkenntnis. Benns 
Beziehungen zu den Frauen werden ausgebreitet, ohne diese bloß zu stellen oder 
zu düpieren. Dass Benn ein Erotomane war, ist bekannt und dass Benn dabei wenig 
Rücksicht auf seine Partnerinnen nahm ebenfalls. In frühen wie in späten Jahren 
wünscht sich dieser Doppelaffären (Thea Sternheim / Tilly Wedekind und Claes / 
Ziebarth).

Den Höhepunkt dieser Benn-Biographie erlebt der Leser im achten und neunten 
Kapitel. Gunnar Decker beschreibt mit großem Sachverstand und erzählerischem 
Kalkül die zweite Lebenshälfte, von den Jahres des „verbotenen Autors“ 
(1937-1948) und dessen späten „Triumph“ (1948-1956). Und in der Tat ist es 
erstaunlich, dass die Dichtungen Benns seltsamerweise unberührt die 
Widrigkeiten der Zeit überstehen, ja, dass Benn es schaffte die starken 
„Morgue“-Texte zu übertreffen. Der „trost- und freudlosen“ Literatur der 
Adenauer-Zeit gab Benn treffsicher und brillant, scharf und illusionslos seine 
Widerworte. Es sind nicht zwingend die „Statischen Gedichte“, die hier 
hervorzuheben wären, sicherlich „Aprèslude“. Vor allem der theoretische und 
autobiographische Benn trat zutage (Der Ptolemäer, 1947; Berliner Brief 1948;  
Probleme der Lyrik, 1950 usw.). Er wurde dafür 1951 mit dem Georg-Büchner-Preis 
belohnt.

Interessant sind Deckers Ausführungen zum Antipoden Johannes R. Becher, 
Gottfried Benns Reaktion auf Alexander Lernet-Holenia, dessen wiederholtes 
Eintreten für so unterschiedliche Denker wie Nietzsche und Lasker-Schüler, 
schließlich Benns vernichtende Kritik von Jüngers „Strahlungen“: „Da spricht 
der Expressionist in Benn ein vernichtendes Urteil über den 
Expressionismus-Verächter Jünger“, so Decker. Wie wir heute wissen, war Benn 
leicht umzustimmen, sein Jünger-Bild sollte sich noch wandeln.

Bereichernd sind Deckers Hinweise auf den Rundfunk-Mann Gottfried Benn, der als 
einer der ersten die Möglichkeiten dieses Mediums erkannte und in der 
Nachkriegszeit alsbald oft zu hören war. Vor allem die Hörspiele „Die Stimme 
hinter dem Vorhang“ (1951) und „Drei alte Männer“ (1952) begründen Benns 
Radio-Popularität. An dieser Stelle können nicht alle Vorzüge dieses Buches 
hervorgehoben werden, doch es bleibt zu konstatieren, dass es das 
Benn-Standardwerk werden könnte. Zu bemängeln bleibt allein die Ausstattung 
durch den Aufbau Verlag: wie gewohnt ein holzhaltiges Papier, keine 
Fadenheftung, schlechte Bindung und nur ein Pappeinband. Schade, dass der 
Verlag hier an falscher Stelle spart.

Briefwechsel

Ernst Jünger behauptete, es habe nur einen Dichter gegeben, dem er einmal 
spontan einen Brief geschrieben habe. Das sei in den zwanziger Jahren gewesen. 
Seinerzeit stand er unter dem Eindruck der Rönne-Novellen. Gottfried Benn 
verfasste vier von fünf Erzählungen „Die Eroberung“ (1915), „Die Reise“ (1916), 
„Der Geburtstag“ (1916) und „Die Insel“ (1916) in seiner Zeit als Arzt am 
Prostituiertenkrankenhaus in der Brüsseler Vorstadt St. Gilles. Die erste 
dieser fünf Novellen „Gehirne“ schrieb er noch im Juli 1914; sie ist damit die 
Geburtsstunde von Rönne.

Der Erste Weltkrieg wurde für Gottfried Benn zur Rettung. Herausgerissen aus 
dem bürgerlichen Alltag, in dem er sich nicht zu behaupten verstand, brachte 
ihn die Ausnahmesituation Krieg zu sich selbst zurück. Der zermürbende 
Stellungskrieg blieb ihm erspart, die Erstürmung Antwerpens, an der er im 
Oktober 1914 als Militärarzt teilnahm, blieb sein einziger Fronteinsatz. Im 
Prostituiertenkrankenhaus in Brüssel hatte er die kommenden Jahre bis April 
1916 reichlich Zeit, fühlte er sich inspiriert, innerlich frei und war 
literarisch produktiv wie nie zuvor.

Ernst Jünger wurde ebenfalls durch den Ersten Weltkrieg erlöst, weil der ihm 
die Frage abnahm, was er mit seinem weiteren Leben anzufangen habe. Als 
Teilnehmer des 73. Füsilier-Regiments wurde er im Dezember 1914 mit seiner 
Einheit an die Westfront verlegt. Jünger fühlte sich von einer geschichtlichen 
Situation erfasst, in der er alsbald seinen Platz fand. Sieben Verwundungen 
erfuhr der erst Neunzehnjährige und als hochdekorierter Leutnant erlebte er 
vier Jahre später das Kriegsende. Der Krieg erwies sich für ihn als eine Folge 
von Situationen, in denen der Mensch sich außerhalb jeder ihm verständlichen 
Ordnung gestellt hatte.

Unter diesem Eindruck verfasste Ernst Jünger seine Tagebuch-Aufzeichnungen „In 
Stahlgewittern“ (1920), „Das Wäldchen 125“ (1925) und „Feuer und Blut“ (1925). 
In dem späteren Prosastück „Kriegsausbruch 1914“ (1934) brachte der Autor 
später den Eindruck unter dem er stand auf den Punkt: „Ich fühlte mich meinem 
Wesen nach auf eine Weite und Freiheit des Lebens angelegt“.

Fleißige Briefschreiber

Sowohl für Gottfried Benn als auch für Ernst Jünger lässt sich heute sagen, 
dass der Erste Weltkrieg beide zu Schriftstellern gemacht hatte, wenn sie es 
nicht schon vorher waren. Beider Leistung war es, einen jeweils eigenen Tonfall 
zu finden und auf je eigene Weise eine (literarische) Distanz zum 
Kriegsgeschehen zu entwickeln  Darum ist es durchaus möglich, dass Ernst Jünger 
im Alter von 25 Jahren an den neun Jahre älteren Gottfried Benn „aus eigenem 
Antrieb“ schrieb. Jedoch der Adressat antwortete nicht, konnte sich später 
nicht einmal des Briefes entsinnen; der Brief selbst gilt als verschollen. Erst 
knapp dreißig Jahre später, nach zwei verlorenen Weltkriegen, nahm Ernst Jünger 
(zunächst über seinen Sekretär Armin Mohler) erneut Kontakt mit Gottfried Benn 
auf. Der jüngst veröffentlichte Briefwechsel gibt darüber Auskunft.

Wie Frank Schirrmacher in seiner Rezension des Briefwechsels mit Gottfried Benn 
(F.A.Z. 15.3.2006) zu Unrecht feststellte, war Ernst Jünger eben doch ein 
großer Briefschreiber. Man denke nur an die ausführliche Korrespondenz mit 
Friedrich Hielscher (von 1927-1985), mit Gerhard Nebel (1938-1974), mit Rudolf 
Schlichter (1935-1955) und mit Carl Schmitt (1930-1983). Und viele Briefe und 
Briefwechsel Ernst Jüngers sind noch gar nicht zugänglich gemacht 
beziehungsweise veröffentlicht. Jüngers Korrespondenz mit Benn ist 
überschaubar. Die Edition von Holger Hof weist 55 Dokumente aus der Zeit von 
1949 bis 1956 auf, davon 26 Zeugnisse von Ernst Jünger, 24 von Gottfried Benn, 
drei von Armin Mohler, ein kurzes Schreiben von Friedrich Georg Jünger und ein 
„Annäherungstext“ von Ernst Jünger. Die Briefe sind in gedanklicher Hinsicht 
eine Enttäuschung, denn zumeist handelt es sich um Geburtstagsgrüße, 
Glückwünsche zu erhaltenen Literaturpreisen oder zum Jahreswechsel, 
(Reise)-Postkarten und Widmungen. Ina Hartwig fragt in Ihrer Rezension des 
Bandes (F.R. 5.4.2006) ob diese Korrespondenz über das Potential verfügt, 
Literatur zu sein. Darauf ist mit einem klaren Nein zu antworten.

Es wird schnell deutlich, dass Ernst Jünger um Gottfried Benn wirbt, und dass 
der „Buddha“ aus Berlin den „Waldgänger“ aus Wilflingen aber nicht leiden mag. 
Dieser Briefwechsel ist das Zeugnis einer ungleichen Zuneigung. Benn missfiel 
es, dass er zunehmend mit Jünger in einem Atemzug genannt wurde, während Jünger 
versuchte vermeintlich Gleichgesinnte wie Benn, Schmitt und Heidegger um sich 
zu scharen. Es ging selbstredend in den Nachkriegsjahren um die Frage, wer hat 
wann von den Nationalsozialisten abgeschworen und wer ging dennoch nicht nach 
1945 in die Knie.

Gottfried Benn ließ sich nicht vereinnahmen und instinktiv dichtete er an Ernst 
Jünger: „Wir sind von außen oft verbunden / wir sind von innen meist getrennt.“ 
Überhaupt nannte er Jünger in einem Brief an seinen Freund Oelze: „… weichlich, 
eingebildet, wichtigtuerisch und stillos, sprachlich unsicher, charakterlich 
unbedeutend“. Jüngers Werben ging indes soweit, dass er Benn in dessen Wohnung 
in der Bozener Strasse besuchte. Nach dieser einzigen Begegnung der beiden, 
schreibt Benn erneut an Oelze: „War ganz nett. Bescheidener als ich erwartet 
hatte. Wir tranken reichlich und kamen uns näher und wurden offen miteinander.“ 
Zuletzt also hatte Benn doch noch ein Einsehen mit Jünger.

Gottfried Benn ist ein vielseitiger und  fleißiger Briefautor wie auch Ernst 
Jünger. Darum enttäuscht dieser Band doppelt. Benns Briefwechsel mit Friedrich 
Wilhelm Oelze (1932-1956), mit Ellinor Büller, Astrid Claes, Paul Hindemith, 
Max Rychner, Egmont Seyerlen, Tilly Wedekind, mit dem Merkur und dem Limes 
Verlag und weitere Korrespondenzen liegen vor, und einiges ist wohl noch zu 
erwarten.

Die meisten der Benn-Briefe an Jünger sind seit 1957 bekannt, weil sie in den 
„Ausgewählten Briefen“ im Limes Verlag bereits publiziert waren, bislang 
unbekannt waren die Jünger-Briefe. Die nun vorliegende Edition der 
Korrespondenz überzeugt nicht nur nicht aufgrund der inhaltlichen Schwächen, 
sondern wegen der Unentschiedenheit des Verlages Klett-Cotta. Die 
Umschlaggestaltung suggeriert eine Veröffentlichung im Rahmen der 
Brief-Editionen Ernst Jüngers, das Buchformat eine im Rahmen der 
Brief-Editionen Gottfried Benns; hier wurde auf die Ausstattung der Bibliothek 
der Moderne zurückgegriffen, ohne jedoch den Band dort zu integrieren. Die 
Edition enthält 62 Druckseiten Brieftext und 62 Druckseiten Stellenkommentar, 
hinzu kommen elf Seiten solides Nachwort. Der Erkenntnisgewinn dieses Bandes 
ist nicht überragend.

Verstümmelte Edition

Ein weiterer Benn-Brief-Band erschien aus Anlass des 120. Geburtstages im 
Verlagshaus Klett-Cotta, nämlich dessen Briefe an den Limes Verlag. Diese 
Ankündigung ist nur zum Teil richtig, denn der verstümmelten Buchedition liegt 
eine CD-ROM bei, die den kompletten Briefwechsel enthält. Wie die beiden 
Herausgeber in ihrem editorischen Bericht festhalten, enthält die Buchedition 
139 Briefe Gottfried Benns an seinen Nachkriegsverleger Max Niedermayer und 
dessen Mitarbeiterin Marguerite Schlüter. Die Tochter der Letztgenannten ist 
neben dem versierten Benn-Editor Holger Hof auch Herausgeberin und 
Nachwortautorin dieses Buches. Auf der CD-ROM findet sich die vollständige 
Korrespondenz, das heißt insgesamt 859 Briefe, Postkarten, Telegramme etc. 
zwischen Autor und Verlag.

Die Entscheidung für diese Hybrid-Ausgabe ist betrüblich. Denn nach wie vor ist 
das Lesen einer CD-ROM-Edition am Bildschirm mühsam. Umso ärgerlicher wird 
diese Entscheidung, wenn man auf der CD-ROM ein Werktitelregister entdeckt, das 
in der Buch-Edition komplett fehlt. Im Personenregister der CD-ROM tauchen 
interessante Namen auf (darunter Hannah Arendt, Julius Bab, Maximilian 
Dauthenday, Karl Marx, Ernst von Salomon, Wilhelm Worringer, Unica Zürn, um nur 
einige wenige zu nennen), die aufgrund der Briefauswahl in der Buch-Edition 
fehlen müssen. Erstaunlicherweise funktioniert nicht einmal die Volltextsuche, 
was ja eine plausible Begründung für eine CD-ROM-Version wäre.

Ausgerechnet der erste Brief von Max Niedermayer, der diese wichtige 
Korrespondenz eröffnet, muss aufgrund der Kriterien ebenfalls fehlen, wo doch 
gerade hier der Verleger um die Überlassung der unveröffentlichten Arbeiten 
Benns für seinen Verlag bittet. Aus der Bitte ist ein überaus produktives 
Verleger-Autor-Verhältnis entstanden, dass Gottfried Benn überhaupt nur 
ermöglichte, schnell wieder veröffentlichen zu können. Im Limes Verlag 
erschienen allein im Jahr 1949 die vier Benn-Bücher „Trunkene Flut“, 
„Ausdruckswelt“, „Der Ptolemäer“ und „Drei alte Männer“, schließlich im März 
1950 „Doppelleben“.

Max Niedermayer war seinem Autor treu wie kein zweiter und führte diesen 
alsbald zum Erfolg; bis zur Verleihung des Georg-Büchner-Preises an seinen 
Autor im Jahr 1951. Und wie die Nachwortautorin schreibt, war deren Verhältnis 
„vor allem geprägt von exquisiter Höflichkeit“. Benns Würdigung des 
verlegerischen Einsatzes für sein Werk war durchaus von „Dankbarkeit“ geprägt. 
Am 19. Februar 1950 reklamiert Gottfried Benn bei Max Niedermayer eine 
Beobachtung, die auch noch heute Bestand hat: „Und immer wieder bin ich 
betroffen zu sehn, wie völlig ungebildet die jungen Leute sind, die keine Namen 
und keine Bücher kennen und denen die ganze geistige Vergangenheit gänzlich 
unbekannt ist.“

Beendet wurde der Briefwechsel und damit die Zusammenarbeit durch den Tod 
Gottfried Benns am 7. Juli 1956. In der Buch-Edition ist ein letztes, kurzes 
Zeugnis des Autors vom 2. Juni 1956 abgedruckt. In der CD-ROM-Edition findet 
sich frappanterweise zuletzt ein Brief von Marguerite Schlüter an Gottfried 
Benn vom 6. Juli 1956, also einen Tag vor dessen Tod, in dem sie „der sich 
abzeichnenden Besserung weiter Fortschritt“ wünscht.

Die Buch-Edition umfasst 271 Druckseiten, die CD-ROM-Edition 1.245, also knapp 
fünfmal mehr. Es bleibt zu hoffen, dass Bibliotheken die CD-Rom ausdrucken und 
in  gebundener Form ihren Lesern zugänglich machen.

Wort zum Schluss

Abschließend ein Wort zum Verlag Klett-Cotta. Es ist ein erstaunliches 
Phänomen, dass Klett-Cotta mit einem starken Schulbuchverlag an der Seite sich 
ökonomisch unabhängig gemacht hat durch die Erfolge seiner Fantasy-Literatur, 
hier vor allem durch Tolkiens „Herr der Ringe“. Ebenso überraschend ist, dass 
dieser Verlag nach und nach „konservative“ Autoren in seinem Haus vereint. Das 
sind neben den Epigonen Rudolf Borchardt und Stefan George, vor allem Gottfried 
Benn und Ernst Jünger; alle vier Schriftsteller haben bereits ihre kritischen 
Werkausgaben. Zuletzt sicherte sich Klett-Cotta durch den Zukauf des Neske 
Verlages einzelne Rechte an Martin Heidegger; dessen Werkausgabe entsteht zur 
Zeit im Klostermann Verlag. Carl Schmitt, der zeitgleich in mehreren Verlagen 
erscheint, hätte endlich seine erste Werkausgabe verdient – eine neue Aufgabe 
für Klett-Cotta?

Literaturangaben:
Helmut Lethen: Der Sound der Väter. Gottfried Benn und seine Zeit. Berlin: 
Rowohlt Berlin 2006, 318 Seiten, 22,90 €.
Gunnar Decker: Gottfried Benn. Genie und Barbar. Berlin: Aufbau 2006, 544 
Seiten, 26,90 €.
Gottfried Benn / Ernst Jünger: Briefwechsel 1949-1956. Herausgegeben, 
kommentiert und mit einem Nachwort von Holger Hof. Stuttgart: Klett-Cotta 2006, 
156 Seiten, 14,50 €.
Gottfried Benn: Briefe an den Limes Verlag 1948-1956. Mit der vollständigen 
Korrespondenz auf CD-Rom. Herausgegeben und kommentiert von Marguerite Valerie 
Schlüter und Holger Hof. Stuttgart: Klett-Cotta 2006, 272 Seiten, 29,00 €.






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