Markus Lutz wrote:
> Hi Roman,
> You're right. It is in the 4th Akt. 
> And there are at least 2 lutenists ...
> 

Akt IV, Scene 6:


Sechste Scene.

In Leipzig.
Fritz von Berg. Pätus.

Fritz.
Das einzige, was ich an Dir auszusetzen habe, Pätus. Ich habe Dirs schon lang 
sagen wollen: untersuche Dich nur selbst; was ist die Ursach zu all Deinem 
Unglück gewesen? Ich tadle es nicht, wenn man sich verliebt. Wir sind in den 
Jahren; wir sind auf der See, der Wind treibt uns, aber die Vernunft muß immer 
am Steuerruder bleiben, sonst jagen wir auf die erste beste Klippe und 
scheitern. Die Hamstern war eine Kokette, die aus Dir machte, was sie wollte; 
sie hat Dich um Deinen letzten Rock, um Deinen guten Namen und um den guten 
Namen Deiner Freunde dazu gebracht: ich dächte, da hättest Du klug werden 
können. Die Rehaarin ist ein unverführtes unschuldiges jugendliches Lamm: wenn 
man gegen ein Herz, das sich nicht vertheidigen will, noch vertheidigen kann, 
alle mögliche Batterien spielen läßt, um es – was soll ich sagen? zu zerstören, 
einzuäschern, das ist unrecht, Bruder Pätus, das ist unrecht. Nimm mirs nicht 
übel, wir können so nicht gute Freunde zusammen bleiben. Ein Mann, der gegen 
ein 
Frauenzimmer es so weit treibt, als er nur immer kann, ist entweder ein 
Theekessel oder ein Bösewicht; ein Theekessel, wenn er sich selbst nicht 
beherrschen kann, die Ehrfurcht, die er der Unschuld und Tugend schuldig ist, 
aus den Augen zu setzen: oder ein Bösewicht, wenn er sich selbst nicht 
beherrschen will und wie der Teufel im Paradiese sein einzig Glück darin setzt, 
ein Weib ins Verderben zu stürzen.

Pätus.
Predige nur nicht, Bruder! Du hast Recht; es reuet mich, aber ich schwöre Dir, 
ich kann drauf fluchen, daß ich das Mädchen nicht angerührt habe.

Fritz.
So bist Du doch zum Fenster hineingestiegen und die Nachbarn habens gesehen, 
meynst Du, ihre Zunge wird so verschämt seyn, wie Deine Hand vielleicht gewesen 
ist? Ich kenne Dich, ich weiß, so dreust Du scheinst, bist Du doch blöde 
gegen's 
Frauenzimmer und darum lieb ich Dich: aber wenns auch nichts mehr wäre, als daß 
das Mädchen ihren guten Namen verliert, und eine Musikantentochter dazu, ein 
Mädchen, das alles von der Natur empfieng: vom Glück nichts, der ihre einzige 
Aussteuer, ihren guten Namen, zu rauben – Du hast sie unglücklich gemacht, 
Pätus. –

(Herr Rehaar kommt, eine Laute unterm Arm.)

Rehaar.
Ergebener Diener von Ihnen; ergebener Diener, Herr von Berg, wünsche schönen 
guten Morgen. Wie haben Sie geschlafen und wie stehts Konzertchen? (setzt sich 
und stimmt) Haben Sie's durchgespielt? (stimmt) Ich habe die Nacht einen 
heßlichen Schrecken gehabt, aber ich wills dem eingedenk seyn. – Sie kennen ihn 
wohl, es ist einer von ihren Landsleuten. Twing, twing. Das ist eine verdammte 
Quinte! Will sie doch mein Tage nicht recht tönen; ich will Ihnen Nachmittag 
eine andere bringen.

Fritz. (setzt sich mit seiner Laute)
Ich hab das Koncert noch nicht angesehen.

Rehaar.
Ey Ey, faules Herr von Bergchen, noch nicht angesehen? Twing! Nachmittag bring 
ich Ihnen eine andre. (legt die Laute weg und nimmt eine Prise) Man sagt: die 
Türken sind über die Donau gegangen und haben die Russen brav zurückgepeitscht, 
bis – Wie heißt doch nun der Ort? Bis Otschakof, glaub' ich; was weiß ich? so 
viel sag ich Ihnen, wenn Rehaar unter ihnen gewesen wäre, was meynen Sie? Er 
wäre noch weiter gelaufen. Ha ha ha! (nimmt die Laute wieder) Ich sag Ihnen, 
Herr von Berg, ich hab keine größere Freude, als wenn ich wieder einmal in der 
Zeitung lese, daß eine Armee gelaufen ist. Die Russen sind brave Leute, daß sie 
gelaufen sind; Rehaar wär auch gelaufen und alle gescheute Leute, denn wozu 
nützt das Stehen und sich todtschlagen lassen, ha ha ha.

Fritz.
Nicht wahr, das ist der erste Grif?

Rehaar.
Ganz recht; den zweiten Finger etwas mehr übergelegt und mit dem kleinen 
abgerissen, so – Rund, rund den Triller, rund Herr von Bergchen – Mein seliger 
Vater pflegt' immer zu sagen, ein Musikus muß keine Kourage haben, und ein 
Musikus der Herz hat, ist ein Hundsfut. Wenn er sein Konzertchen spielen kann 
und seinen Marsch gut bläst – Das hab' ich auch dem Herzog von Kurland gesagt, 
als ich nach Petersburg gieng, das erstemal in der Suite vom Prinzen 
Czartorinsky, und vor ihm spielen mußte. Ich muß noch lachen; als ich in den 
Saal kam und wollt' ihm mein tief tief Kompliment machen, sah' ich nicht, daß 
der Fußboden von Spiegel war und die Wände auch von Spiegel, und fiel herunter 
wie ein Stück Holz und schlug mir ein gewaltig Loch in Kopf: da kamen die 
Hofkavaliere und wollten mich drüber necken. Leidt das nicht, Rehaar, sagte der 
Herzog, Ihr habt ja einen Degen an der Seite; leidt das nicht. Ja, sage ich, 
Ew. 
Herzoglichen Majestät, mein Degen ist seit Anno Dreißig nicht aus der Scheide 
gekommen, und ein Musikus braucht den Degen nicht zu ziehen, denn ein Musikus, 
der Herz hat und den Degen zieht, ist ein Hundsfut und kann sein Tag auf keinem 
Instrument was vor sich bringen – Nein, nein, das dritte Chor wars, k, k, so – 
Rein, rein, den Triller rund und den Daumen unten nicht bewegt, so –

Pätus. (der sich die Zeit über seitwärts gehalten, tritt hervor und bietet 
Rehaar die Hand)
Ihr Diener, Herr Rehaar; wie gehts?

Rehaar. (hebt sich mit der Laute)
Ergebener Die – Wie solls gehen, Herr Pätus? Toujours content, jamais d'argent: 
das ist des alten Rehaars Sprichwort, wissen Sie, und die Herren Studenten 
wissens alle; aber darum geben sie mir doch nichts – Der Herr Pätus ist mir 
auch 
noch schuldig, von der letzten Serenade, aber er denkt nicht dran ..

Pätus.
Sie sollen haben, liebster Rehaar; in acht Tagen erwart' ich unfehlbar meinen 
Wechsel.

Rehaar.
Ja, Sie haben schon lang gewartet, Herr Pätus, und Wechselchen ist doch nicht 
kommen. Was ist zu thun, man muß Geduld haben, ich sag immer, ich begegne 
keinem 
Menschen mit so viel Ehrfurcht als einem Studenten: denn ein Student ist 
nichts, 
das ist wahr, aber es kann doch alles aus ihm werden. (er legt die Laute auf 
den 
Tisch und nimmt eine Prise) Aber was haben Sie mir denn gemacht, Herr Pätus? 
Ist 
das recht; ist das auch honett gehandelt? Sind mir gestern zum Fenster 
hineingestiegen, in meiner Tochter Schlafkammer.

Pätus.
Was denn, Vaterchen? ich? ...

Rehaar. (läßt die Dose fallen)
Ja ich will Dich bevaterchen und ich werd' es gehörigen Orts zu melden wissen, 
Herr, daß seyn Sie versichert. Meiner Tochter Ehr' ist mir lieb und es ist ein 
honettes Mädchen, hol's der Henker! und wenn ichs nur gestern gemerkt hätte 
oder 
wär' aufgewacht, ich hätt Euch zum Fenster hinausgehenselt, daß Ihr das 
Unterste 
zu Oberst – Ist das honett, ist das ehrlich? Pfuy Teufel, wenn ich Student bin, 
muß ich mich auch als Student aufführen, nicht als ein Schlingel – Da haben 
mirs 
die Nachbarn heut gesagt: ich dacht ich sollte den Schlag drüber kriegen, 
Augenblicks hat mir das Mädchen auf den Postwagen müssen und das nach Kurland 
zu 
ihrer Tante; ja nach Kurland, Herr, denn hier ist ihre Ehr' hin und wer zahlt 
mir nun die Reisekosten? Ich habe warhaftig den ganzen Tag keine Laut' anrühren 
können und über die funfzehn Quinten sind mir heut gesprungen. Ja Herr, ich 
zittere noch am ganzen Leibe und Herr Pätus, ich will ein Hühnchen mit Ihnen 
pflücken. Es soll nicht so bleiben; ich will Euch Schlingeln lehren ehrlicher 
Leute Kinder verführen.

Pätus.
Herr, schimpf Er nicht, oder –

Rehaar.
Sehen Sie nur an, Herr von Berg! sehn Sie einmal an – wenn ich nun Herz hätte, 
ich fodert' ihn augenblicklich vor die Klinge – Sehen Sie, da steht er und 
lacht 
mir noch in die Zähne obenein. Sind wir denn unter Türken und Heiden, daß ein 
Vater nicht mehr mit seiner Tochter sicher ist? Herr Pätus, Sie sollen mirs 
nicht umsonst gethan haben, ich sags Ihnen und sollts bis an den Kuhrfürsten 
selber kommen. Unter die Soldaten mit solchen lüderlichen Hunden! Dem Kalbsfell 
folgen, das ist gescheidter! Schlingel seyd ihr und keine Studenten!

Pätus. (giebt ihm eine Ohrfeige)
Schimpf Er nicht; ich habs Ihm fünfmal gesagt!.

Rehaar. (springt auf, das Schnupftuch vorm Gesicht)
So? Wart – Wenn ich doch nur den rothen Fleck behalten könnte, bis ich vorn 
Magnifikus komme – Wenn ich ihn doch nur acht Tage behalten könnte, daß ich 
nach 
Dresden reise und ihn dem Kuhrfürsten zeige – Wart, es soll Dir zu Hause 
kommen, 
wart, wart – Ist das erlaubt? (weint) Einen Lautenisten zu schlagen? weil er 
Dir 
seine Tochter nicht geben will, daß Du Lautchen auf ihr spielen kannst? – Wart, 
ich wills seiner Kuhrfürstlichen Majestät sagen, daß Du mich ins Gesicht 
geschlagen hast. Die Hand soll Dir abgehauen werden – Schlingel! (läuft ab, 
Pätus will ihm nach; Fritz hält ihn zurück)

Fritz.
Pätus! Du hast schlecht gehandelt. Er war beleidigter Vater, Du hättest ihn 
schonen sollen.

Pätus.
Was schimpfte der Schurke?

Fritz.
Schimpfliche Handlungen verdienen Schimpf. Er konnte die Ehre seiner Tochter 
auf 
keine andere Weise rächen, aber es möchten sich Leute finden –

Pätus.
Was? Was für Leute?

Fritz.
Du hast sie entehrt, Du hast ihren Vater entehrt. Ein schlechter Kerl, der sich 
an Weiber und Musikanten wagt, die noch weniger als Weiber sind.

Pätus.
Ein schlechter Kerl?

Fritz.
Du sollst ihm öffentlich abbitten.

Pätus.
Mit meinem Stock.

Fritz.
So werd ich Dir in seinem Namen antworten.

Pätus. (schreyt)
Was willst Du von mir?

Fritz.
Genugthuung für Rehaarn.

Pätus.
Du wirst mich doch nicht zwingen wollen; einfältiger Mensch –

Fritz.
Ja, ich will Dich zwingen, kein Schurke zu seyn.

Pätus.
Du bist einer – Du mußt Dich mit mir schlagen.

Fritz.
Herzlich gern – wenn Du Rehaarn nicht Satisfaktion giebst.

Pätus.
Nimmermehr.

Fritz.
Es wird sich zeigen.


The lute is also mentioned two times in the 5th Act.


Rainer adS



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