.ausgestrahlt - gemeinsam gegen Atomenergie
Pressemitteilung

Hamburg, 10. April 2014


Atommüll-Kommission: Eine verpasste Chance

Parteien, Atomlobbyisten und Gorleben-Befürworter dominieren heute
eingesetzte Kommission / Umweltverbände nicht mit am Tisch


Zur heutigen Einsetzung der Atommüll-Kommission durch den Bundestag
erklärt Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt:

„Die Kommission hätte ein Chance sein können, die gesellschaftliche
Debatte um den Atommüll auf neue Füße zu stellen. Doch bei ihrer
Zusammenstellung haben am Ende leider doch wieder die parteipolitischen
Handlungsmuster die Oberhand gewonnen. Das wäre bei jeder anderen
Kommission vielleicht ein verschmerzbares Problem. Aber hier haben sich
genau jene Akteure durchgesetzt, die seit Jahrzehnten mit ihren Methoden
am Atommüll-Problem gescheitert sind.

Deshalb muss sich niemand wundern, dass die zwei für die Umweltverbände
vorgesehenen Plätze in der Kommission heute nicht besetzt werden können.
Unter den gegebenen Rahmenbedingungen hat sich bisher niemand gefunden,
der diese Plätze einnehmen will. Und dies obwohl die Umweltbewegung
großes Interesse daran hat, dass ein vernünftiger Umgang mit dem
Atommüll organisiert wird.

Zwei Maximen bestimmen die Zusammensetzung der Kommission: Zum einen
gibt es möglichst viel Einfluss für die Parteien, zum anderen wird der
Standort Gorleben in den Mittelpunkt gestellt. Von weißer Landkarte
keine Spur.

Die Parteien brüsten sich damit, dass sie auf ihr Stimmrecht in der
Kommission verzichtet haben. Das fällt ihnen leicht, denn sie haben sich
auf anderem Wege maximalen Einfluss gesichert. Denn schon vor der Arbeit
der Kommission wurde in einem Gesetz festgeschrieben, was die Runde
eigentlich erst erarbeiten soll. Die Parteien haben die Wissenschaftler
und die Vorsitzenden im Alleingang bestimmt und obendrein dafür gesorgt,
dass unter den Experten und den Vertretern der Zivilgesellschaft
möglichst viele Parteimitglieder sind. Ob am Ende das Arbeitsergebnis
der Kommission überhaupt Einfluss auf das Verfahren hat, behalten sich
die Parteien ebenfalls vor. Parallel beginnt das neue Bundesamt für
kerntechnische Entsorgung bereits mit seiner Arbeit, obwohl seine
Einrichtung und Aufgaben eigentlich noch von der Kommission überprüft
werden sollen.

Sowohl die Doppelspitze der Kommission als auch die Auswahl der
Wissenschaftler, ja selbst die Vertreter aus der Wirtschaft und den
Gewerkschaften, sind genau anhand der Gorleben-Konfliktlinie besetzt
worden. Das verhindert zum einen, dass eine 2/3-Mehrheit für geologische
Kriterien zusammenkommt, die Gorleben ausschließen. Zum anderen führt
die Gorleben-Fixierung dazu, dass es keinen wirklichen Neustart der
Suche nach einem Umgang mit dem Atommüll geben wird.

Unter den acht sogenannten unabhängigen Wissenschaftlern sitzen in der
Kommission beispielsweise
- Bruno Thomauske, Präsidiumsmitglied des deutschen Atomforums und
ehemaliger Chef der AKW Krümmel und Brunsbüttel
- Hubert Steinkemper, Verwaltungsjurist und Atomhardliner aus dem
Umweltministerium
- Wolfram Kudla, Ingenieur, der ein Patent zum Verschluss von Stollen in
Salzgestein hält
- Hartmut Gaßner, lange Jahre für das Bundesamt für Strahlenschutz
tätiger Rechtsanwalt

Unter den sechs sogenannten Vertretern der Zivilgesellschaft sitzen in
der Kommission beispielsweise
- Erhard Ott (SPD), Leiter des für die Energiewirtschaft zuständigen
Fachbereichs bei Ver.di, dem viele Angestellten der großen
Atomstrom-Konzerne angehören
- Edeltraud Glänzer (SPD), Stellvertretende Vorsitzende der IG BCE, der
die Bergleute in Gorleben angehören
- Georg Milbradt (CDU), ehemaliger Ministerpräsident von Sachsen
- Ralf Güldner (Eon), Präsident des deutschen Atomforums
- Gerd Jäger (RWE), Präsidiumsmitglied des deutschen Atomforums

Den Vorsitz der Kommission teilen sich in bester GroKo-Mannier zwei
ehemalige Staatssekretäre aus dem Umweltministerium, Ursula Heinen-Esser
von der CDU und Michael Müller von der SPD.“


Rückfragen an
Jochen Stay, Tel.: 0170-9358759
http://www.ausgestrahlt.de

.ausgestrahlt ist eine bundesweite Anti-Atom-Organisation, die
AtomkraftgegnerInnen darin unterstützt, aus ihrer Haltung öffentlichen
Protest zu machen.


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