http://www.ostsee-zeitung.de/nachrichten/mv/index_artikel_komplett.phtml?param=news&id=3427290
Ostsee-Zeitung - 25.04.2012 Trickste das Land bei Förderung von Gentechnik? Das AgroBiotechnikum in Groß Lüsewitz (Kreis Rostock) soll zu 100 Prozent vom Land gefördert worden sein. Schwerin (OZ) - Die millionenschwere Landesförderung für das AgroBiotechnikum in Groß Lüsewitz (Kreis Rostock) schlägt Wellen. Für den Bau des umstrittenen Gentechnikzentrums flossen seit 2001 gleich aus drei Landesministerien fast acht Millionen Euro an die Gemeinde Sanitz. Damit förderte das Land 100 Prozent der Investition. Laut Michael Roolf, Präsident des Wirtschaftsverbands Handwerk in MV, verstößt das Land mit dieser Förderpraxis gegen EU-Recht. ----------------------------------------------------------------------- http://www.utopia.de/gruppen/gentechnik-nein-danke-304/diskussion/neue-nachrichten-von-der-gentechnik-200675 Ostsee-Zeitung - 14./15.04.2012 Filz und Mauschelei um die Gentechnik? Rostocker Forscher sollen Steuergelder verschwendet und dem BASF-Konzern Freilandtests auf Staatskosten ermöglicht haben. Verfilzte Strukturen, vergeudete Steuergelder: Das AgroBiotechnikum in Groß Lüsewitz (Landkreis Rostock) gerät zunehmend in die Kritik. Umweltverbände, Grüne und Steuerzahlerbund zweifeln am Nutzen des umstrittenen Gentechnikzentrums, in das MV seit 2001 fast zehn Millionen Euro investiert hat. Hinzu kamen mehr als fünf Millionen Euro vom Bund. Nach Ansicht von Burkhard Roloff vom Umweltverband BUND betreiben Chemie-Giganten wie BASF und Monsanto in Groß Lüsewitz profitable Grundlagenforschung - auf Staatskosten. Beide Unternehmen verlagerten seit 2008 neun Freisetzungsversuche ins AgroBiotechnikum, neben genmanipuliertem Mais auch die Genkartoffelsorte "Amadea". Expertenschätzen, dass die Konzerne dadurch fast 100 Millionen Euro an Entwicklungskosten eingespart haben. Gegen Proteste von Umweltaktivisten setzte das Innenministerium mehrfach Polizeihubschrauber ein, um die Gen-Pflanzen zu schützen. Kosten für das Land: 112 000 Euro. Roloff: "Wir wollen keine Genforschung, die den Mehrheitswillen der Bürger ignoriert und aus Steuergeldern finanziert wird." Weiterer Profiteur ist laut Umweltverband Greenpeace ein Frauen-Tandem: die Rostocker Professorin Inge Broer sowie die Mathematikerin Kerstin Schmidt. Beide seien eng befreundet und über ein Firmen- und Vereinsnetz Hauptempfängerinnen des Geldsegens. Schmidt ist Geschäftsführerin und laut Handelsregister einzige Mitarbeiterin von mindestens zwei Firmen, die das AgroBiotechnikum als Mieter ausweist: Biovativ und BioMath. Broer leitet den Verein FINAB, aus dem das AgroBiotechnikum hervorging. Anfang 2012 zog sich BASF nach öffentlicher Kritik aus Groß Lüsewitz zurück. Schmidt gab auf OZ-Anfrage erstmals zu: "Die grüne Gentechnik in MV ist tot." Gemeinsam mit Broer baut sie zurzeit in Sachsen-Anhalt einen neuen BioPark auf. Trotz dieser Absetzbewegung hält Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) am AgroBiotechnikum fest. "Sowohl die Idee für ein derartiges Zentrum als auch die Notwendigkeit sind nach wie vor aktuell", sagte Backhaus der OZ. Skeptischer zeigte sich Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU). Die grüne Gentechnik sei nicht der von vielen Experten vorhergesagte Wachstumsmarkt in Europa geworden. Grünen-Fraktionschef Jürgen Suhr fordert einen unverzüglichen Stopp der Förderung grüner Gentechnik. Reiner Holznagel, Geschäftführer des Bundes der Steuerzahler, kündigt an, das AgroBiotechnikum unter die Lupe nehmen zu wollen. Er wirft dem Land bewusste Intransparenz, fragwürdige Staatshilfe für Großkonzerne und Verschwendung von Steuergeldern vor. "Wenn sich der Staat zurückzieht, fällt das Kartenhaus zusammen." Zuletzt hatte der Landesrechnungshof 2009 eine Japanreise des AgroBiotechnikums als zu kostspielig kritisiert. ----------------------------------------------------------------------- http://perendie.de/gruene-gentechnik-lobbyismus-und-intransparenz/ Perendie - 19.04.2012 Grüne Gentechnik, Lobbyismus und Intransparenz Von Christian Lingnau Obwohl die große Mehrheit der Deutschen die grüne Gentechnik ablehnt, wird im AgroBioTechnikum bei Rostock seit Jahren mit Steuergeldern Gentechnik-Forschung betrieben. Der Fall zeigt die Folgen der fortgeschrittenen Verquickung von Wissenschaft, Industrie, Behörden und Politik. Ein Erfolg jahrelanger Lobby-Arbeit. Nach Angaben der Ostsee-Zeitung [1] sind seit 2001 Subventionen in Höhe von rund 15 Millionen Euro in das Gentechnikzentrum bei Rostock geflossen. So hätten Unternehmen wie BASF und Monsanto auf Kosten der Steuerzahler profitable Grundlagenforschung betreiben und dabei fast 100 Millionen an Entwicklungskosten eingespart. Für Burhard Roloff vom BUND ist das Genforschung, "die den Mehrheitswillen der Bürger ignoriert." Intransparenz als oberstes Gebot Wer über gewachsene, persönliche Beziehungsgeflechte verfügt, kann Entscheidungen auch gegen den demokratischen Willen der Mehrheit durchsetzen. Nicht ohne Grund ließ sich die europäische Gentechnik-Branche bereits in den neunziger Jahren von einer einschlägigen PR-Agentur beraten. Burson Marsteller hatte bereits Erfahrung in der Imagepflege für umstrittene Diktaturen, Chemie- und Atomkonzerne. Selbstbewusst gibt die Agentur zu verstehen, was sie unter PR versteht [2]: "Bei Burson-Marsteller sind wir sicher, dass Kommunikation mehr erreichen muss als nur Images zu beeinflussen. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, das Verhalten ihrer Zielgruppen zu verändern - nachhaltig und messbar." Also gaben die Berater den unpopulären Gentechnik-Unternehmen den Rat, nicht für sich selbst zu sprechen. Die Veränderung des Verhaltens der Zielgruppen sollten stattdessen scheinbar neutrale Stellen übernehmen. Ein wertvoller Tipp für erfolgreiche Lobby-Arbeit. Tatsächlich bleiben Unternehmen wie BASF, Bayer und KWS in der öffentlichen Debatte um die grüne Gentechnik auffällig unauffällig. Die einseitige Fokussierung der Öffentlichkeit auf Monsanto, dem Inbegriff des bösen multinationalen Gentechnik-Konzerns, kommt der hiesigen Branche zusätzlich entgegen. Dabei hat sich die deutsche KWS Saat AG längst zu einem der weltweit führenden Produzenten von gen-manipulierem Saatgut entwickelt. Verflechtung von Wissenschaft und Gentechnik Der Fall AgroBioTechnikum dürfte vor allem deshalb in die Schlagzeilen geraten sein, weil sich das Land Mecklenburg-Vorpommern den kostspieligen Gentechnik-Park schlicht nicht mehr leisten kann. Auf diese Weise aber geraten einschlägige Namen und Organisationen zumindest zeitweise in den Blick der Öffentlichkeit. So ist Initiator der Forschungsanlage der (gemeinnützige) "Verein zur Förderung innovativer und nachhaltiger Agrobiotechnologie" (FINAB). Gründerin des Vereins ist Inge Broer. Neben ihrer Tätigkeit als Professorin für Agrobiotechnologie an der Universität Rostock ist die Beamtin auch Inhaberin von insgesamt neun Patenten auf Gene. Dem FINAB wiederum gehört zu 100 Prozent die bioOK! GmbH - ein privatwirtschaftliches Forschungunternehmen, dessen Gründung das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit knapp 4,4 Millionen Euro kofinanziert hat. Das eigentliche Zentrum des deutschen Gentechnik-Lobbyismus aber befindet sich in einem kleinen Ort namens Gatersleben in Sachsen-Anhalt. Der hier ansässige Verein InnoPlanta [3] ist regelmäßiger Treffpunkt ranghoher Politiker, Wissenschaftler und Industrievertreter. Auf dem letzten InnoPlanta-Forum ging es beispielsweise um die Frage "Kann Europa noch länger auf die Grüne Gentechnik verzichten?". Die Antworten der Wissenschaft dürften zunehmend eindeutig ausfallen, schließlich sind das Leibniz-Institut, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und die Fachhochschule Anhalt ganz offiziell Mitglieder von InnoPlanta. Exzellente Kontakte zu Politik und Behörden In einem Bericht [4] über die Netzwerkstrukturen in der Agro-Gentechnik im Auftrag der Grünen-Politikerin Ulrike Höfken kommen Antje Lorch und Christoph Then zu einem eindeutigen Ergebnis: "Demnach können die Politiker und die Öffentlichkeit tatsächlich nicht darauf vertrauen, dass ihre Behörden (bzw. deren Experten) einen ausreichend großen Abstand zu den Interessen der Industrie haben. Im Gegenteil finden sich deutliche Hinweise darauf, dass von verschiedenen Akteuren, zum Teil über lange Zeiträume, die notwendige Unabhängigkeit missachtet, ausreichende Transparenz verhindert und die aktive Wahrnehmung von Kontrollaufgaben vernachlässigt wurde." Die Studie bestätigt die genannte Strategie, wonach selten die Konzerne selbst im Zentrum der Verflechtung stehen, sondern spezialisierte Tarnkappenstrategen mit "exzellenten" Kontakten zu Behörden, Politik, Medien und Unternehmen. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass Broer und Kollegen nun in Sachsen-Anhalt einen neuen Gentechnologie-Park aufbauen wollen. Dort kennt man sich ja bereits. [1] http://www.projektwerkstatt.de/gen/filz/rostock/oz120414.pdf [2] http://burson-marsteller.de/ueber-uns/ [3] http://www.innoplanta.de/ [4] http://www.greenpeace.org/austria/Global/austria/dokumente/Reports/gentechnik_Gentechnik%20und%20Politik_2008.pdf _______________________________________________________________________ ++ Weitergeleitet durch DNR Redaktionsbüro Fachverteiler für Mitgliedsverbände ++ Veröffentlichungsrechte bei den AutorInnen ++ Bitte insbesondere nicht auf Webseiten stellen ++ Bitte nur in eigener Organisation weiterleiten ++ Fachverteiler abbestellen: mailto:info-ber...@dnr.de?subject=keine-mails ++ Weitere Umwelt-Infodienste: www.dnr.de/umweltinfo ++ Umweltpolitische Monatszeitschrift: www.dnr.de/umwelt-aktuell ++ Bitte prüfen Sie, ob diese E-Mail wirklich ausgedruckt werden muss. Danke! ++ _______________________________________________ Pressemeldungen mailing list Pressemeldungen@lists.wikimedia.org https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/pressemeldungen