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N A B U - P R E S S E D I E N S T  ----  NR. 69/12 ---- 26.6.2012 
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Umwelt/Energie/Vögel
NABU zieht ernüchternde Bilanz bei Vogelschutzmaßnahmen an Strommasten

Miller: Hälfte der Flächenländer hat Zeitraum zur Umrüstung
verschlafen
 
Berlin – Bis zum 31. Dezember 2012 haben die Netzbetreiber in
Deutschland noch Zeit, Maßnahmen an Mittelspannungsfreileitungen in
Deutschland umzusetzen, die Stromschläge bei Vögeln verhindern. Mit
Blick auf den bevorstehenden Fristablauf zieht der NABU Bilanz: Von den
identifizierten gefährlichen Strommasten der aktuell existierenden
120.000 Kilometer Mittelspannungsleitungen in den jeweiligen
Versorgungsgebieten der Bundesländer wurden bisher etwa 60 Prozent
entschärft, wie aus einer NABU-Umfrage bei den zuständigen
Landesministerien hervorgeht. „Es ist begrüßenswert, dass einige
Bundesländer und Energieversorger die permanente Gefahr für Tausende
Vögel, an Strommasten zu verenden, erkannt haben und engagiert
angegangen sind. Leider hat die Hälfte der 13 Flächenländer die zehn
Jahre zur vollständigen Umrüstung verschlafen“, kritisierte
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller die Entwicklung.
Das Bundesnaturschutzgesetz schreibt seit 2002 vor, dass neue
Strommasten vogelsicher zu bauen und bestehende gefährliche
Mittelspannungsmasten bis 2012 technisch nachzusichern sind. Die
zugrunde liegenden Vorschriften gelten flächendeckend als verbindlich.
Vogelschutzmaßnahmen sind notwendig, weil insbesondere große Vögel wie
Störche, Greifvögel und Eulen auf Strommasten landen und so Erd- oder
Kurzschlüsse auslösen. Der so genannte Stromtod ist etwa beim Weißstorch
die häufigste Todesursache in seinen Brutgebieten. Strommasten können
jedoch mit Schutzhauben, Markierungen oder Isolationstechniken dagegen
gesichert werden. Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und
Thüringen haben auf die NABU-Abfrage zum Stand der fristgemäßen
Umrüstung nicht geantwortet. 
Unter den Ländern mit den größten Mittelspannungsnetzen befindet sich
lediglich Nordrhein-Westfalen bei der Umrüstung nah am Ziel. Hier sollen
nach Angaben der zuständigen Behörden bisher rund 52.000 von 63.000
gefährlichen Masten gegen den Vogel-Stromtod gesichert worden sein.
Rheinland-Pfalz, Sachsen und Sachsen-Anhalt sind mit über 70 Prozent
Umrüstungsbestand optimistisch, die Frist einhalten zu können. „Sechs
Monate vor Fristende hat kein einziges Flächenland eine vollständige
Entschärfung erreicht. Wenn der Sicherungsbedarf in zehn Jahren so
stiefmütterlich behandelt wurde, ist fraglich ob bis zum Jahresende 100
Prozent erreicht sein werden“, so Miller.
Ein effektiver Vogelschutz ist die Erdverkabelung, die 2010 bundesweit
bereits 75 Prozent bei der Mittelspannung ausmachte. Einzig und allein
die Stadtstaaten können so eine fristgemäße Umrüstung vorweisen. So
waren Berlin und Hamburg bereits 2006 fertig und Bremen steht kurz vor
Abschluss der Erdverkabelung. Aber auch in Flächenländern wie
Schleswig-Holstein geht es bei der Risikoverminderung voran: Bei der
Entschärfung 187 sensibler Leitungsbereiche bis zum Jahresende werden
dort bereits drei Viertel der Mittelspannungs-Leitungen unter die Erde
verlegt sein.
Andere Länder, wie Hessen oder Bayern, beschränken sich bei ihren
Umrüstungsplänen nur auf EU-Vogelschutzgebiete oder Brutvorkommen
besonders bedrohter Arten. Aus Sicht des NABU macht eine zeitliche
Priorisierung auf Gebiete mit dem dringendsten Handlungsbedarf innerhalb
der Zehn-Jahres-Frist durchaus Sinn, reicht aber nicht aus. „Für einen
effektiven Vogelschutz ist es notwendig, über die Schutzgebietsgrenzen
hinweg flächendeckend alle Masten sicher gegen Stromschläge zu machen.
Gerade besonders geschützte Großvogelarten wie etwa Schwarzstorch und
Seeadler, die dank erfolgreicher Schutzkonzepte in ihre
n Beständen
wieder zunehmen, müssen sich ausbreiten können“, so Eric Neuling,
NABU-Experte für Stromnetze und Naturschutz.
Brutvorkommen seltener Großvögel gibt es gerade im Norden Deutschlands.
Umso schwerer wiegt es, dass Brandenburg und Niedersachsen die
Schlusslichter bei der Befragung darstellen. Mit den in Brandenburg
augenscheinlich fehlenden Kenntnissen über den tatsächlichen Bestand
gefährlicher Masten und über den Sicherungsbestand, muss hier
zunächst noch Grundlagenarbeit geleistet werden. In Niedersachsen
wurde bisher nur jeder dritte Mast umgerüstet. Verzögerungen sind
dadurch vorprogrammiert. „Es ist notwendig, dass in der verbleibenden
Zeit alles unternommen wird, um auch in diesen Ländern Fortschritte zu
erzielen. Die Erfolge müssen zudem von Instanzen geprüft werden, die vom
Netzbetreiber unabhängig sind und die Kontrollen ab 2013 weitergeführt
werden“, so Neuling. 
Für Rückfragen: 
Eric Neuling, NABU-Experte für Stromnetze und Naturschutz, Tel.
030-284984-1812
Vollständige Liste der Ergebnisse aus der Befragung nach Bundesländern
im Internet zu finden unter www.NABU.de 
 
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