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01.04.2014

Wenn der Ozean sauer wird

IPCC-Autor Hans-Otto Pörtner: Klimawandel verändert das Leben in, an und von 
den Ozeanen

Mehr als 300 Wissenschaftler aus aller Welt haben als Hauptautoren zum zweiten 
Kapitel im neuen Weltklimabericht beigetragen, dessen Kurzfassung jetzt 
verabschiedet wurde. Einer der beiden Leitautoren des Kapitels »Ozeanische 
Systeme« im aktuellen Sachstandsbericht ist Hans-Otto Pörtner, Biologe am 
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Mit ihm 
sprach Ingrid Wenzl.

nd: In diesem Weltklimabericht werden die Ozeane erstmals gesondert behandelt. 
Welche neuen Erkenntnisse haben dazu geführt, ihnen mehr Bedeutung zuzumessen?

Pörtner: Die Ozeane bedecken etwa 70 Prozent der Erdoberfläche, sie liefern die 
Hälfte des vom Menschen verbrauchten Sauerstoffs und 20 Prozent des Proteins 
für über 1,5 Milliarden Menschen. Sie nehmen ein Viertel allen Kohlendioxids 
und über 90 Prozent der zusätzlichen Strahlungswärme auf. Beobachtungen zeigen, 
dass mittlerweile nahezu alle Ökosysteme vom Klimawandel betroffen sind - auch 
die der Ozeane.

Besonders spürbar ist die Erwärmung der obersten Schicht des Meereswassers: 
Einige Tiere passen sich an, indem sie polwärts ziehen.

Für die großräumige Verschiebung von Arten gibt es mittlerweile Beispiele aus 
vielen Regionen, vor allem natürlich dort, wo die Erwärmung deutlich ausfällt - 
wie in der südlichen Nordsee. Angestammte Arten wie der Kabeljau wandern ab, 
andere, wie Streifenbarben, kommen hinzu.

Auszüge aus dem neuen Weltklimabericht

Der am Montag vorgestellte Teil zwei des fünften Sachstandsberichts des 
Weltklimarats (IPCC) befasst sich mit den Folgen des Klimawandels. Hier einige 
Auszüge:

»Die Folgen des Klimawandels sind heute schon besonders in den Ökosystemen 
aller Kontinente und der Ozeane, aber auch in Gesellschaft und Wirtschaft zu 
beobachten. So wurde nachgewiesen, dass der Wandel von marinen und 
terrestrischen Ökosystemen z. B. hinsichtlich des Vorkommens, der 
Zusammensetzung und des Verhaltens vieler Arten, durch den Klimawandel 
beschleunigt wird.

Komplett anzeigen

Alle Arten sind mehr oder weniger auf die Temperaturfenster ihrer Klimazonen 
spezialisiert. Dies begründet ihre Empfindlichkeit gegen abweichende 
Temperaturen, aber auch warum sie in unterschiedlichem Maße verdriften. So 
werden die Artengemeinschaften auf dem Weg in hohe Breiten durchmischt und es 
entstehen neue Ökosysteme.

Gleichzeitig nehmen Zonen mit Sauerstoffmangel zu.

Wenn sich die oberste Wasserschicht erwärmt, dehnt sie sich aus und erhält eine 
andere Dichte. Dies führt zu einer zunehmenden Schichtung der Meere und einem 
geringeren Austausch an Gasen und Nährstoffen zwischen den Schichten. An der 
Grenzschicht zwischen Oberflächen- und Tiefenwasser reichert sich abgesunkenes 
organisches Material an und wird von Mikroben zersetzt. Dadurch entsteht 
Sauerstoffmangel; dieser Prozess wird mit steigender Erwärmung verstärkt. 
Unterhalb dieser Schicht tragen großräumige Tiefenströmungen Sauerstoff ein, so 
dass sein Gehalt wieder steigt.

Als dritte einschneidende Entwicklung nennen Sie die Versauerung der Ozeane 
durch eine verstärkte Belastung durch CO2 aus der Atmosphäre. Wie wirkt sich 
diese bereits auf Korallen und andere Tiere aus?

Es gibt einige wenige Beispiele erster sichtbarer Effekte, wie Foraminiferen 
(Einzeller mit Kalkgehäuse) und Flügelschnecken mit schwächeren Schalen. Für 
andere Arten können wir sie bei ungebremster CO2-Emission in den nächsten 
Jahrzehnten erwarten. Wieder ist die Empfindlichkeit artspezifisch: Bei 
Warmwasser-Korallen und einigen Muscheln setzen die Effekte früher ein als bei 
Krebsen.

Und wie ist das Zusammenspiel der drei Faktoren? Sie sprechen da von einem 
»tödlichen Trio«.

Einige Arten reagieren durch die Versauerung empfindlicher auf hohe 
Extremtemperaturen. Dies wurde für Krebse gezeigt, aber auch für Korallen, die 
dadurch schon bei niedrigeren Temperaturen bleichen. Daran sieht man, wie fatal 
es für Arten werden kann, wenn die drei Faktoren zusammenkommen. Und mit 
zunehmender Erwärmung dehnen sich die Bereiche, in denen das so ist, aus.

Was bedeuten die Veränderungen für die Menschen, die am oder vom Meer leben?

Einige Länder werden durch die Verschiebung der Arten und Fischbestände 
besonders profitieren, vor allem in nördlichen Breiten. Andere Länder in 
niederen Breiten, die zudem oft nur regionale Fischerei betreiben können, 
werden geringere Erträge haben. Hier könnten Aquakulturen die entstehenden 
Defizite teilweise ausgleichen. Aber das erwartete Zusammenwirken der Faktoren 
und die skizzierten Auswirkungen legen es nahe, alles zu tun, um das Ausmaß des 
Klimawandels in Grenzen zu halten.

Wie könnte das gelingen?

Durch einen weitreichenden Schutz würden wir Ökosysteme und vielleicht auch 
einzelne Arten gegenüber dem Klimawandel widerstandsfähiger machen. Dazu 
müssten die Meeresschutzgebiete ideal so angelegt sein, dass sie mit den zu 
schützenden, aber abwandernden Arten verlagert werden können. Aber ganz wichtig 
und vorrangig ist es, die Emissionen möglichst effizient und rasch zu drosseln.




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