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Samstag, 17. Oktober 2015

 

Fischerdorf macht Energiewende Süd vor

 

Ein kleiner Ort an der Karibikküste von Honduras ist zum Vorreiter für
sauberen Strom geworden. Das von der Dorfgemeinschaft selbst entwickelte
Wasserkraft- und Energiesparprojekt ermöglicht erstmals eine saubere und
günstige Versorgung rund um die Uhr

 

Aus Plan Grande (Honduras) Thelma Mejía (IPS)

 

Plan Grande erreicht man nur über das Meer. Um zu dem honduranischen [1]
Fischerdorf im Departement Colón zu gelangen, muss man von der Hauptstadt
Tegucigalpa zehn Stunden mit dem Auto über mehr oder weniger ausgebaute
Straßen bis nach Río Coco fahren, von wo aus man schließlich per Boot ans
Ziel gelangt. Die Überfahrt dauert 20 Minuten. Am Fuße einer großen Klippe
liegt direkt am Karibischen Meer das Dorf.

 

Die etwa 500 Bewohner von Plan Grande leben ausschließlich von Fischfang und
Landwirtschaft. Sie benötigen eine geregelte Stromversorgung, um den Fisch
zu kühlen und zu einem angemessenen Preis verkaufen zu können. "Früher war
es schwer, einen guten Preis zu erzielen", sagt Oscar Padilla, einer der
treibenden Kräfte hinter der Elektrifizierungsinitiative.

 

Fossile Energie schmutzig und teuer

 

Im Jahr 2004 gingen in Plan Grande dank Unterstützung aus Spanien zum ersten
Mal die Lichter an. Die fossile Energie, die das Dorf aus einem thermischen
Kraftwerk bezog, war allerdings ziemlich teuer. Für drei Stunden pro Woche,
in denen der Gemeinschaft Elektrizität zur Verfügung stand, zahlte jeder
Haushalt im Durchschnitt umgerechnet zwischen 13 und 17 US-Dollar. "Für
Fernseher oder private Kühlschränke reichte es damals nicht", erinnert sich
der 65-jährige Padilla.

 

Vor vier Jahren entschieden sich die Bewohner von Plan Grande für
Wasserkraft, nachdem sie Besuch von Technikern des Small Grants Program [3]
bekommen hatten. Das Programm wird von der Globalen Umweltfazilität [4] GEF
und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP [5] gefördert. Die
Experten schlugen ein kommunales Wasserkraftwerk vor.

 

So entwickelte Plan Grande ein eigenes nachhaltiges Projekt für erneuerbare
Energien. Mit den vom Small Grants Program bereitgestellten 30.000 US-Dollar
und dank der Zusammenarbeit mit der Honduranischen Stiftung für
Agrarforschung [6] und der staatlichen deutschen Entwicklungsorganisation
GIZ [7] wurde eine dauerhafte Stromversorgung aufgebaut. Kerzen und teurer
Fossilstrom sind in Plan Grande seither passé.

 

Dem Bumerang-Effekt ein Schnippchen schlagen

 

"Jetzt haben wir 24 Stunden am Tag Strom für Kühlschränke, Gefriertruhen,
Ventilatoren und Fernseher. Allerdings rationieren wir unseren Strom nach
einem Schema, das wir selbst erarbeitet haben", erzählt Edgardo Padilla, ein
33-jähriger Fischer, der die Funktionsweise des Mini-Kraftwerks überwacht.
"Ansonsten würde die Nachfrage rasch ins Uferlose steigen, und wir hätten
bald wieder Probleme [8]."

 

Die Bewohner von Plan Grande haben genau festgelegt, wie lange sie etwa vor
dem Fernseher sitzen und ihre Ventilatoren anstellen können. Der Betrieb der
Kühlgeräte beschränkt sich auf die Zeit zwischen 22 Uhr bis sechs Uhr, weil
dann die Stromnachfrage niedrig ist. "In dieser Zeit dürfen keine
energieintensiven Klimaanlagen betrieben werden. Licht und Gefriertruhen
müssen in den Energiesparmodus versetzt werden", erläutert Padilla.

 

Über das Finanzielle gibt der Fischer gern Auskunft. "Der Ökostrom kostet im
günstigsten Fall nur noch vier Dollar." Wer viele Geräte - wie Kühlschrank,
Ventilator, Computer und Gefriertruhe - in Betrieb hat, zahlt pro Woche elf
Dollar. Den Familien, die nur einen Ventilator und einen Fernseher haben,
werden sechs Dollar berechnet. Am günstigsten kommen mit vier Dollar die
Haushalte weg, die Strom nur zur Beleuchtung nutzen.

 

Das 16,5-Kilowatt-Kraftwerk ist zweieinhalb Kilometer vom Dorf entfernt. Der
Fußweg zum Wasserkraftwerk führt durch einen 300 Hektar großen Wald, der
sich entlang der Ufer des Río Matías erstreckt.

 

Der Bürgermeister der Kreisstadt Santa Fe, Noel Ruiz, findet die Initiative
höchst anerkennenswert. "Mit ihrem Umstieg auf saubere Energiequellen werden
die Dorfbewohner für ganz Honduras zu Vorbildern."

 

Experten plädieren für kleine Anlagen 

 

Das zentralamerikanische Land mit neun Millionen Einwohnern gehört zu den
vom Klimawandel am meisten betroffenen Ländern. Die Umweltorganisation
Germanwatch führt in ihrem Klimarisiko-Index Honduras auf Platz eins [9]
beim langfristigen Klimarisiko. Dabei sind die Honduraner kaum schuld an der
globalen Erwärmung. Die Pro-Kopf-Emissionen [10] von Treibhausgasen
erreichen hier nur zwölf Prozent der Werte in Deutschland.

 

60 Prozent des Stroms werden in Honduras vom staatlichen Energieversorger
ENEE [11] produziert, der übrige Teil kommt von privaten Firmen oder wird
aus anderen Ländern der Region importiert. Bis zum Jahr 2010 deckte das Land
seinen Strombedarf zu 70 Prozent aus thermischen Kraftwerken. Heute sind es
noch 51 Prozent, der Rest kommt aus Wasser- und Windkraft sowie Biomasse.

 

Experten fordern für Zentralamerika [12], unbedingt drei Dinge gemeinsam zu
planen: die Anpassung an den Klimawandel, die nachhaltige Ressourcennutzung
und eine Energiewende. Bei der Energie halten es
Nichtregierungsorganisationen für den besten Weg, kleine Ökostrom-Anlagen zu
wählen und gleichzeitig die Rechte armer Gemeinden zu stärken. Wenn das
stimmt, dann haben die Leute von Plan Grande und ihre Partner alles richtig
gemacht.

 

Schreiben Sie den ersten Kommentar [13].

 

Im Text verwendete Links:

 

1 http://de.wikipedia.org/wiki/Honduras

3 http://sgp.undp.org/

4 http://www.thegef.org/gef/whatisgef

5 http://www.hn.undp.org/content/honduras/es/home.html

6 http://de.wikipedia.org/wiki/Fundación_Hondureña_de_Investigación_Agrícola

7 http://www.giz.de/en/worldwide/390.html

8 http://www.klimaretter.info/politik/hintergrund/11171

9 http://www.klimaretter.info/umwelt/nachricht/17484

10 http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_CO2-Emission

11 http://www.enee.hn/

12 http://www.klimaretter.info/politik/hintergrund/19554

13 http://www.klimaretter.info/energie/hintergrund/19808

 

 

 

 

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