NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 48/16 | 29. APRIL 2016
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(Zum 30.4. – Tag des Wolfes) Umwelt/Wölfe
NABU zieht gemischte Bilanz zum Tag des Wolfes
Bestandsentwicklung erfreulich, Management nicht ausreichend
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Berlin – Zum Tag des Wolfes (30.4.) hat der NABU eine gemischte Bilanz
zur Situation frei lebender Wölfe in Deutschland gezogen. Die
Bestandsentwicklung mit aktuell 40 Wolfsfamilien bundesweit sei
erfreulich, das Wolfs-Management noch nicht ausreichend. Hauptrisiko
Nummer Eins für den Wolf ist nach wie vor der Straßenverkehr. Für eine
dauerhafte erfolgreiche Rückkehr des Wildtieres nach Deutschland sei
nach wie vor die gesellschaftliche Akzeptanz entscheidend. Insgesamt ist
die allgemeine Zustimmung zur Rückkehr der Wölfe hoch. Illegale
Abschüsse bleiben ein Problem. 
 
Wolfsreichstes Bundesland ist Sachsen mit zwölf, dicht gefolgt von
Brandenburg mit elf Wolfsfamilien. In Niedersachsen leben aktuell neun,
in Sachsen-Anhalt sechs und in Mecklenburg-Vorpommern zwei Wolfsrudel.
In den vergangenen fünfzehn Jahren konnten aber auch Wölfe in allen
anderen Flächen-Bundesländern nachgewiesen werden – durch Fotofallen,
DNA-Hinweise nach Nutztierrissen oder durch Totfunde. Der Straßenverkehr
ist die häufigste nicht natürliche Todesursache bei Wölfen seit ihrer
Rückkehr im Jahr 2000. Insgesamt starben 95 Tiere einen Verkehrstod.
An der Spitze liegt hierbei Brandenburg mit 42 Tieren. Bei den illegalen
Abschüssen belegt das Land Sachsen den traurigen ersten Platz –
allerdings ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer illegal getöteter
Wölfe bundesweit deutlich höher ist, als es die offiziellen Zahlen
darstellen.
 
„Wir freuen uns über die positive Entwicklung bei der Zahl der
Wolfsfamilien. Die große Herausforderung sehen wir bei der Nachbarschaft
von Mensch und Wildtier. Die dauerhafte Rückkehr des Wolfs ist nur mit
der breiten Akzeptanz der Bevölkerung möglich. In unserer Landschaft
kommt der Wolf gut zurecht, weil er ein ausreichendes Nahrungsangebot
findet“, sagte NABU-Wolfsexperte Markus Bathen. Doch nach wie vor seien
einige Bundesländer im Wolfsmanagement nicht ausreichend auf die
Rückkehr der Wölfe eingestellt. „Wir haben immer noch zu viele
Konflikte beim Herdenschutz. Nutztierhalter werden nicht ausreichend
beim Schutz ihrer Herden unterstützt“, so Bathen weiter. Aus NABU-Sicht
besteht großes Interesse mit den Schäfern gemeinsame Lösungen zu
erarbeiten. 
 
In dieser Woche wurde in Niedersachsen erstmals ein Wolf aufgrund einer
Ministeriumsentscheidung erschossen. Das Tier hatte sich wiederholt
Menschen mit Hunden genähert und nach Experteneinschätzung ein generell
unberechenbares Verhalten gezeigt. Der NABU hatte gemeinsam mit anderen
Umweltverbänden den Tod des Tieres bedauert, konnte die Entscheidung
aber nachvollziehen, da das Tier durch sein auffälliges Verhalten ein
nicht mehr zu kalkulierendes Risiko für den Menschen dargestellt habe.
Für den NABU sei der gesamte Prozess des Monitorings und der
Vergrämung des Wolfes "MT6" unbefriedigend verlaufen, weil das
konzentrierte Monitoring selbst zu spät begonnen habe und die
Vergrämungsphase viel zu kurz und nicht unter Ausschöpfung der zur
Verfügung stehenden Mittel gelaufen sei. Auch sei nicht ausreichend
untersucht worden, was zu dem auffälligen Verhalten des Tieres geführt
habe. Ziel muss es sein, dass sich solch ein Verhalten nicht wiederholt.

 
Nach Experteneinschätzung ist die wahrscheinlichste Ursache für die
auffällige Verhaltensveränderung des Wolfes die Fütterung durch
Menschen. „Wir müssen den Umgang mit Wildtieren erst wieder lernen. Der
tragische Tod des Wolfes aus dem Munsteraner Rudel macht deutlich, dass
beispielsweise Fütterungen oder zurückgelassene Speisereste Wildtieren
nicht helfen, sondern im Gegenteil, ihnen schaden“, so Bathen. Der NABU
fordert eine unabhängige wissenschaftliche Kommission, die Kriterien für
eine gute Praxis von Monitoring, Vergrämung und Entnahme erarbeitet und
die Einhaltung dieser Kriterien auch überprüft. Diese Kommission muss
auf Bundesebene angesiedelt werden, damit nicht jedes Bundesland
Insellösungen entwickelt.
 
Jeweils am 30. April endet das offizielle Wolfsjahr, bei dem durch das
Monitoring alle wissenschaftlichen Daten gesammelt werden, um
Erkenntnisse über das Leben freilebender Wölfe in Deutschland zu
erhalten. Daher hat der NABU 2013 den „Tag des Wolfes“ initiiert. Zum
Tag des Wolfes bieten viele der 500 ehrenamtlichen NABU-Wolfsbotschafter
 bundesweit Informations-Veranstaltungen an. Online ist ein neues
NABU-Wolfs-Quiz zu finden, mit dem Nutzer per Smartphone oder PC ihr
Wissen über freilebende Wölfe mit zehn multimedialen Fragen überprüfen
können: Von „Was frisst der Wolf“ bis zu „Was ist eigentlich die
Ranzzeit?“ Zu finden unter www.NABU.de/wolfsquiz
 
Aktuelle Infografiken zu Wolfsvorkommen und Wolfstotfunden:
www.nabu.de/presse/pressebilder/index.html#wolf 
 
NABU-Hintergrundpapier „15 Jahre Wölfe in Deutschland“:
www.NABU.de/imperia/md/content/nabude/wolf/150310-nabu-hintergrundpapier-woelfe-in-deutschland.pdf
 
Wölfe in Deutschland: Die wichtigsten Fragen und Antworten: 
www.NABU.de/imperia/md/content/nabude/wolf/150423-nabu-woelfe-in-deutschland-fragen-und-antworten.pdf
 
NABU-Umfrage zur Rückkehr der Wölfe:
www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/wissen/19530.html
 
gemeinsame Stellungnahme der Verbände zum Tod des Wolfes "MT 6" :
www.nabu.de/news/2016/04/20636.html
 
Für Rückfragen:
Markus Bathen, NABU-Wolfsexperte, mobil: +49 (0) 172 645 35 37, 
E-Mail: markus.bat...@nabu.de
 
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