NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 53/16 | 13. MAI 2016
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Umwelt/Umweltpolitik/Abfall 
NABU: Landkreise mauern gegen die Biotonne 
Miller: Seit 500 Tagen wird gängiges Recht in vielen deutschen Kommunen
nicht umgesetzt / Millionen Tonnen Bioabfälle landen weiter im Restmüll
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Berlin - Auch 500 Tage nach dem Startschuss für die flächendeckende
getrennte Bioabfallsammlung in ganz Deutschland kommen zahlreiche
Landkreise und kreisfreie Städte ihrer gesetzlichen Pflicht gar nicht
oder nur unzureichend nach, wie eine aktuelle  NABU-Recherche zeigt.
Nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz müssen Bioabfälle spätestens ab dem
1. Januar 2015 getrennt gesammelt werden.
 
„De facto ignorieren noch immer knapp zehn Prozent der insgesamt über
400 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte die Vorgaben aus dem
Kreislaufwirtschaftsgesetz komplett, indem sie bislang keine
Getrenntsammlung anbieten. Weitere zehn Prozent sammeln nicht
flächendeckend oder mit verbraucherunfreundlichen Bringsystemen ohne
Biotonne“, fasst NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller die Ergebnisse
zusammen. 
 
Auf Nachfrage des NABU bei den betroffenen Landkreisen und kreisfreien
Städten, warum keine Biotonne eingeführt wurde, verweisen viele darauf,
dass das Kreislaufwirtschaftsgesetz zur Sammlung der Bioabfälle nicht
explizit die Biotonne vorschreibt. Studien belegen jedoch, dass der
meiste Bioabfall dann erfasst wird, wenn Speise- und Küchenabfälle
bequem in der Abhol-Biotonne entsorgt werden können. 
 
„Wer Bürgerinnen und Bürgern gar kein Trennsystem anbietet oder von
ihnen verlangt, Biomüll mit dem eigenen Pkw kilometerweit durch den
Landkreis bis zum nächsten Wertstoffhof zu fahren, nimmt bewusst in
Kauf, dass weiterhin jährlich mehrere Millionen Tonnen kostbarer
Bioabfälle im Restmüll entsorgt werden, also sprichwörtlich in Rauch
aufgehen. Eine effiziente Verwertung von Bioabfällen beginnt mit dem
verbraucherfreundlichsten Erfassungssystem: der Biotonne“, so Miller. 
 
Weiter rechtfertigten die Landkreise und kreisfreien Städte ihre
Untätigkeit auf Nachfrage des NABU mit finanziellen Argumenten. So
sind viele Kommunen noch über Jahre vertraglich an
Müllverbrennungsanlagen oder mechanisch-biologische
Abfallbehandlungsanlagen gebunden. „In Anbetracht der vertraglichen
Verpflichtungen stellt die Einrichtung eines Bringsystems für Bioabfälle
nicht mehr als ein Feigenblatt dar, mit dem sich die Verantwortlichen
vor weiteren rechtlichen Konsequenzen schützen wollen. Auch das oft von
den Kommunen vorgebrachte Argument, Bürgerinnen und Bürger nutzten den
Bioabfall auf dem Komposthaufen im eigenen Garten hat erst dann
Berechtigung, wenn sie richtig kompostieren und den Kompost anschließend
tatsächlich im eigenen Garten verwerten“, so Miller. „Untersuchungen
zeigen aber, dass der Organikanteil im Restmüll auch in Regionen mit
vielen Eigenkompostierern teilweise mehr als die Hälfte ausmacht, weil
viele Speisereste nicht auf den Komposthaufen dürfen.“
 
Der NABU hat auch die zuständigen Mittelbehörden in den Bundesländern
befragt. Oftmals ist bekannt, dass die Landkreise und kreisfreien Städte
geltendes Recht ignorieren oder lediglich Alibi-Lösungen anbieten. Der
NABU fordert, dass bestehendes Recht endlich konsequent durchgesetzt und
in letzter Konsequenz auch mit einer so genannten Ersatzvornahme
verwirklicht wird. Hierbei würde durch eine übergeordnete Stelle eine
entsprechende Abfallsatzung mit Getrenntsammlung von Biomüll auf Kosten
der Kommune erlassen werden.
 
„Speise- und Küchenabfälle sind viel zu schade für die Müllverbrennung.
Die organischen Abfälle können im Rahmen einer Kaskadennutzung zunächst
in Biogasanlagen vergärt und energetisch genutzt und anschließend aus
den festen und flüssigen Gärresten Kompost gewonnen werden. Vor dem
Hintergrund, dass eine hochwertige Bioabfallverwertung Mensch, Umwelt
und Klima schützt und unseren hoch beanspruchten Böden gut tut, ist der
Dornröschenschlaf der Kommunen und in manchen Fällen der
aufsichtsberechtigten Behörden noch unverständlicher“, so
NABU-Abfallexperte Sascha Roth. 
 
Mehr Infos: 
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/abfall-und-recycling/bioabfall/index.html
https://blogs.nabu.de/bioabfall-potenziale-heben-jetzt/
 
 
Für Rückfragen:
Sascha Roth, Referent für Umweltpolitik, Tel. +49 (0)30.28 49 84-1660, 

E-Mail: sascha.r...@nabu.de
 
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