BM Heiko Maas zum Tod von Horst Ehmke

Zum Tod des Bundesjustizminister a. D. Horst Ehmke kondoliert der 
Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz Heiko Maas der Witwe mit 
folgendem Schreiben, hier in Auszügen:

Horst Ehmke war nicht nur einer meiner Amtsvorgänger als Bundesjustizminister, 
sondern auch einer der eindrucksvollsten Politiker der Bundesrepublik. Wegen 
seines Intellekts und seiner Lust an der politischen Kontroverse, wegen seiner 
rhetorischen Schlagfertigkeit und seines scharfzüngigen Humors hatte er 
zahllose Bewunderer und manche Gegner - unberührt ließ er wohl er keinen. 

Horst Ehmke war ein "politischer Professor" im besten Sinne des Wortes; er 
zeigte, dass Geist und Macht in der Demokratie kein Gegensatz sind. Er war ein 
Staatsrechtslehrer, der sich nicht nur theoretisch mit Staat und Recht 
befasste, sondern er war auch bereit, persönlich Stellung zu beziehen, 
Verantwortung zu übernehmen und politisch zu gestalten. 

Horst Ehmke diente unserem Land in vielen hohen Ämtern: als Staatssekretär, 
Chef des Bundeskanzleramtes und mehrfacher Bundesminister. Als 
Bundestagsabgeordneter engagierte er sich vor allem als Außenpolitiker und 
machte sich gleichermaßen verdient um die deutsch-amerikanische Freundschaft 
und die Entspannungspolitik gegenüber dem Osten - und Sie, verehrte Frau Ehmke, 
haben großen Anteil daran gehabt, sein Verständnis für die Menschen, die hinter 
dem Eisernen Vorhang leben mussten, zu schärfen. 

In der Amtszeit von Horst Ehmke als Bundesjustizminister wurden 1969 zwei 
Vorhaben zu Gesetzen, die besonders deutlich zeigen, wie das Recht Ausdruck und 
Antrieb gesellschaftlicher Modernisierung ist: Die Große Strafrechtsreform 
schaffte überkommene Straftatbestände wie Ehebruch und Homosexualität ab, weil 
Strafgesetze Rechtsgüter aber nicht die Moralvorstellungen einer politischen 
Mehrheit schützen sollen; mit einem weiteren Gesetz wurde die Benachteiligung 
nichtehelich geborener Kinder beseitigt und damit der seit 1949 im Grundgesetz 
verankerte Verfassungsauftrag endlich umgesetzt. 

Horst Ehmke prägte unser Land und unser Ministerium aber nicht nur durch seine 
Politik, sondern auch durch seine unkonventionelle Persönlichkeit. In seinen 
Memoiren erinnerte er sich etwa daran, dass bis zu seinem Amtsantritt Vorlagen 
an den Staatssekretär mit "erg.", also "ergebenst", gezeichnet wurden. Er ließ 
die Beamten des Justizministeriums wissen: Wenn die Vorlagen gut seien, könne 
auf das ergebenst künftig verzichtet werden. Dadurch und durch viele andere 
kleine Gesten hat Horst Ehmke damals für jenen frischen Wind gesorgt, den die 
Ministerialbürokratie und die alte Bundesrepublik so dringend gebraucht haben. 

Ich erinnere mich voller Dankbarkeit und Sympathie an ihn. Sein Name bleibt 
untrennbar verbunden mit dem gesellschaftlichen Aufbruch der 1960er Jahre und 
der politischen Modernisierung der Bundesrepublik durch die Kanzlerschaft Willy 
Brandts. Gemeinsam haben beide Großes für Deutschland geleistet. 


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und für Verbraucherschutz 
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