NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 88/17 | 8. AUGUST 2017
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Umwelt/Wolf
NABU: Wolf in Baden-Württemberg illegal erschossen – 24. Fall in
Deutschland 
Miller: Null Toleranz für Wolfs-Wilderei / Politik darf illegale
Tötungen mit Forderung nach Abschussquote nicht salonfähig machen 
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Berlin – Der am 8. Juli im Schluchsee (Schwarzwald) tot aufgefundene
Wolfsrüde wurde nachweislich erschossen. Dies ergab die Obduktion durch
das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin. Der
Rüde war vermutlich erst der vierte Wolf in Baden-Württemberg seit
seiner Ausrottung vor über 150 Jahren.
 
Mit ihm sind deutschlandweit bereits 24 Wölfe seit dem Jahr 2000
illegal getötet worden. „Das sind keine Einzelfälle mehr. Offenbar gibt
es Menschen, die gezielt Jagd auf Wölfe machen“, sagte
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Er forderte die zuständigen
Behörden und Minister auf, entschlossener gegen illegale Wolfstötungen
vorzugehen und Täter entsprechend strafrechtlich zu verfolgen. Bislang
gab es nur drei Verurteilungen – in allen Fällen hatten sich die Täter
selbst gestellt.
 
Nicht zu unterschätzen sei auch die Dunkelziffer an nicht aufgefundenen
Wolfskadavern sowie versuchten Abschüssen ohne Todesfolge. So hatte etwa
ein junger weiblicher Wolf, der Anfang Juli bei einem Verkehrsunfall im
Kreis Elsterheide (Sachsen) zu Tode kam, einen Schrotbeschuss überlebt.
Die routinemäßige Untersuchung des Kadavers hatte Kugeln gezeigt, die
über den gesamten Körper verteilt waren. Nur knapp 30 Kilometer
südlich dieses Fundorts musste vergangenes Jahr zudem ein
angefahrener Wolfswelpe eingeschläfert werden. Auch bei ihm wurden bei
der anschließenden Obduktion Schrotkugeln im Muskelgewebe gefunden. 
 
Als besonders verantwortungslos bezeichnete der NABU die Äußerungen von
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, der in der BILD-Zeitung
eine Abschussquote für Wölfe gefordert hatte. „Es sind genau solche
unsachlichen Forderungen, die dazu führen können, dass Einzelne glauben,
mit der Tötung eines Wolfes auch noch Gutes zu tun“, sagte Miller. Statt
die Jagd auf Wölfe zu fordern, müsse Schmidt endlich die
wissenschaftliche Realität anerkennen, dass seltene große Beutegreifer
nicht bejagt werden müssen. „Auch seine Behauptungen, dass Menschen in
Wolfsregionen nicht mehr allein in den Wald gehen können, zeugen
entweder von grober Unwissenheit oder gezielter Stimmungsmache gegen den
Wolf“, so der NABU-Bundesgeschäftsführer. 
 
Seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland im Jahre 2000 hat es keine
Situation gegeben, in der sich ein Wolf einem Menschen gegenüber
aggressiv verhalten hat. Dennoch gibt es auch für eine solche
Ausnahmesituation eine Regelung, bei der die letale Entnahme eines
Wolfes möglich ist. Gleiches gilt, falls ein Wolf besonderen
wirtschaftlichen Schaden anrichtet. Eine solche Maßnahme bedarf in jedem
Fall einer artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung. „Die Gesetzeslage
ist klar: Wölfe sind europaweit geschützt. Dass es dennoch immer wieder
zu illegalen Wolfstötungen kommt, dürfen die verantwortlichen Politiker
nicht tatenlos hinnehmen“, forderte der NABU-Bundesgeschäftsführer. 
 
Miller kritisierte zudem das Schüren von Ängsten vor dem Wolf zu
Wahlkampfzwecken. „Es ist völlig unangemessen vom
Bundeslandwirtschaftsminister, den Landwirten zu suggerieren, der
Abschuss eines Wolfes könne ihre Weidetiere dauerhaft schützen", so
Miller. Vielmehr sei es eine ganze Reihe von erprobten
Herdenschutzmaßnahmen, die Schäden durch Wölfe erfolgreich
minimieren. Es liege in der Verantwortung des Ministers, entsprechende
finanzielle und politische Rahmenbedingungen für den Schutz von
Weidetieren zu schaffen. 
 
„Herr Schmidt hätte seine Zeit im Amt deutlich besser nutzen können als
mit immer wiederkehrenden Plattitüden sein Unwissen zum Thema Wolf
offenzulegen“, sagte Miller. Wölfe lebten seit nunmehr 17 Jahren in
Deutschland. Das Bundeslandwirtschaftsministerium habe es in der Zeit
immer noch nicht geschafft, ein zentrales Kompetenzzentrum für den
Herdenschutz auf Bundesebene aufzubauen. 




Weitere Informationen zum Wolf unter: www.NABU.de/wolf
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Eine Karte mit der aktuellen Übersicht zu illegalen Wolfstötungen und
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