NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 98/17 | 05. SEPTEMBER 2017 
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Umwelt/Kreuzfahrt
NABU-Kreuzfahrt-Ranking 2017: TUI Cruises führt Umwelt-Rangliste an,
AIDA stürzt ab
Miller: Insgesamt weiterhin schlechte Bilanz - Schweröl bleibt die
Regel und Abgasreinigung die absolute Ausnahme  
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Hamburg/Berlin – Die Ergebnisse des „NABU-Kreuzfahrt-Rankings 2017“
zeigen: Auch in der siebten Auflage der Rangliste ist kein einziges
Kreuzfahrtschiff in Europa aus Umweltsicht uneingeschränkt
empfehlenswert. Die beiden deutschen Anbieter TUI und Hapag-Lloyd
Cruises belegen nun gemeinsam die Spitzenposition, da sie immerhin einen
Stickoxidkatalysator verwenden. Die Anbieter AIDA und Costa Cruises
stürzen hingegen im Kreuzfahrt-Ranking 2017 ab, weil sich ihre
Angaben zu Abgassystemen aus dem Jahr 2016 als Luftnummer erwiesen.
Besonders schwer wiegt auch der Umstand, dass alle Reedereien weiterhin
auf das giftige Schweröl als Kraftstoff setzen und keinen
Rußpartikelfilter zur Minderung gesundheitsgefährdender
Feinstaubemissionen einsetzen. Die klaren Schlusslichter bilden die
Branchenriesen Costa, MSC und Royal Caribbean, die keinerlei relevante
Aktivitäten zum Schutz von Umwelt und Gesundheit erkennen lassen.
 
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Die Umweltbilanz der
Kreuzfahrtreeder ist insgesamt weiterhin schlecht. Insbesondere Costa,
MSC und Royal Caribbean verweigern sich mit ihrer bestehenden Flotte
komplett dem Umwelt- und Klimaschutz. Enttäuschend ist auch die
Unverfrorenheit, mit der beispielsweise AIDA Cruises medienwirksam
Investitionen in Abgassysteme ankündigt, ohne diese dann umzusetzen.
Denn auch über ein Jahr nach Indienststellung der neuen
Schiffsgeneration ist bei der AIDA Prima kein Abgasfilter im Einsatz.“ 
 
Symbolträchtig sei auch die Tatsache, dass keine einzige
Kreuzfahrtreederei auf die schriftlichen Fragebögen des NABU geantwortet
habe. Stattdessen versendete der Branchenverband CLIA unaufgefordert ein
allgemein gehaltenes Schreiben, das keinerlei Rückschlüsse auf einzelne
Schiffe der Mitgliedsunternehmen erlaubt. Der NABU wertet dieses
Verhalten als bewusste Verschleierungstaktik, mit dem Ziel, sich durch
Intransparenz und Dialogverweigerung aus der Verantwortung zu ziehen.
 
Dietmar Oeliger, Leiter Verkehrspolitik beim NABU-Bundesverband: „Nicht
nur die Umweltbilanz der Kreuzfahrtunternehmen ist miserabel, sondern
auch deren Informationspolitik. Die Reedereien schicken den
Branchenverband für die Drecksarbeit nach vorne, der dann auch noch
bewusst mit falschen Zahlen operiert. So sprach CLIA noch im vergangenen
Jahr davon, dass 23 Kreuzfahrtschiffe mit einem Rußpartikelfilter
ausgerüstet seien. Diese Zahl wurde nun ersatzlos und ohne Begründung
im Antwortschreiben an den NABU gestrichen. Fakt ist nämlich, dass kein
einziger Rußpartikelfilter in Betrieb ist.“
 
Verdeckte Messungen mehrerer Fernsehsender aus Deutschland und
Frankreich an Deck von Kreuzfahrtschiffen hatten zuletzt die hohe
Belastung der Atemluft der Passagiere mit Krebs erregenden Rußpartikeln
belegt. Entsprechend warnen Fachleute, etwa des Deutschen
Pneumologenverbandes, vor den gesundheitlichen Folgen beim Aufenthalt in
den Abgasfahnen der Schiffe. Wider besseres Wissen ruhen sich die
Reedereien auf den niedrigen internationalen Vorgaben aus, während auch
in den Hafenstädten immer mehr Menschen von der zunehmenden
Abgasbelastung immer häufigerer Kreuzfahrtanläufe betroffen sind. 
 
Besserung ist erst ab 2018 in Sicht, wenn die ersten mit Flüssiggas
(LNG) betriebenen Schiffe in See stechen sollen, deren
Luftschadstoffausstoß deutlich geringer ist als derjenige von Schweröl
und Marinediesel. Auch das Risiko einer Ölpest in sensiblen maritimen
Ökosystemen wie etwa auch der Arktis wäre damit künftig gebannt.
Aber: Dies betrifft nur Neubauten, nicht hingegen Bestandsschiffe, also
den wesentlich größeren Teil der Flotte. Auch die in diesem Zusammenhang
oftmals ebenfalls angepriesene Klimagasreduktion hingegen wird wohl
längst nicht in dem Maße ausfallen, wie von der Branche gerne
dargestellt. Dabei muss auch die Schifffahrt bis zum Jahr 2050 komplett
CO2-frei unterwegs sein. Ein riesen Problem angesichts der
Wachstumsraten.
 
Mit Blick auf  den hohen Anteil der Schifffahrt an der Gesamtbelastung
fordert der NABU eine deutliche Verbesserung der Situation. Malte
Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg: „Die Schifffahrt ist
für fast 40 Prozent der Stickoxidemissionen in der Hansestadt
verantwortlich. In einzelnen Wohngebieten nördlich der Elbe gehen zum
Teil über 80 Prozent der Belastung auf Schiffe zurück. Außerdem haben
wir hier Feinstaubwerte gemessen, die 20mal höher lagen als am
Stuttgarter Neckartor während des Feinstaubalarms. Die Verantwortlichen
der Stadt hingegen feiern jedes weitere Kreuzfahrtschiff als
Riesenerfolg. Weil die Reeder die Investition in Abgastechnik scheuen,
filtern nun die Lungen der Anwohner die Abgase und zahlen das mit ihrer
Gesundheit.“ 
 
Der NABU wertet in seinem Ranking alljährlich die bekanntesten
Kreuzfahrtschiffe im Hinblick auf die Umwelt- und Gesundheitsbelastung,
insbesondere durch die Abgase aus. Wie bereits in den Vorjahren wurden
die Installation von Systemen zur Abgasreinigung, der verwendete
Kraftstoff sowie die Nutzung von alternativen Energiequellen während der
Liegezeit im Hafen untersucht.
 
Kostenfreie Pressefotos: www.NABU.de/pressebilder_kreuzfahrtschiff (
http://www.nabu.de/pressebilder_kreuzfahrtschiff ) 
Grafik  zum Kreuzfahrtranking 2017: www.nabu.de/kreuzfahrtranking-2017

Kostenfreies Footage zu Abgasmessungen AIDA Prima:
https://seafile.nabu.de/d/915f872cf5/  
 
Für Rückfragen:
Dietmar Oeliger, Leiter Verkehrspolitik NABU-Bundesverband, mobil:
0172-9201823, E-Mail: dietmar.oeli...@nabu.de 
 
Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik NABU Hamburg, Tel. 040-69708915,
mobil: 0173-9373241, E-Mail: sieg...@nabu-hamburg.de 
 
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