NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 106/17 | 21. SEPTEMBER 2017
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Umwelt/Bundestagswahl
NABU: Weichen in der Agrarpolitik neu stellen
Tschimpke: Kurswechsel bei Landwirtschaft und Ernährung muss in das
Programm der neuen Regierung
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Berlin – Mit Blick auf die Bundestagswahl fordert der NABU einen
Kurswechsel bei den Themen Landwirtschaft und Ernährung. Die Parteien
und die künftige Bundesregierung müssen die Weichen in der Agrarpolitik
neu stellen, wenn sie die Themen Umwelt- und Verbraucherschutz ernst
nehmen.  „Die Zukunftsthemen Ernährung, Landwirtschaft und Naturschutz
wurden im Wahlkampf weitgehend außer Acht gelassen. Dabei unterscheiden
sich die Parteiprogramme in diesem Bereich doch so erheblich, das man
von einer Richtungsentscheidung am 24. September sprechen muss“, sagt
NABU-Präsident Olaf Tschimpke. 
 
Eine Kurz-Analyse des Punktes Agrarpolitik zeigt: SPD, Grüne und Linke
fordern in ihren Bundestagswahl-Programmen den Ausstieg aus den
pauschalen Subventionen der EU-Agrarpolitik bis zum Ende der nächsten
Förderperiode, während die Union am bisherigen System „Gießkanne“ der
pauschalen Flächenprämien festhalten will. Allerdings bleibt offen, was
bei der SPD an die Stelle dieser Gießkanne treten soll. Die Grünen
hingegen wollen einen Umbau hin zur Biolandwirtschaft und die Linken
fordern eine Koppelung unter anderem an sozialpflichtig versicherte
Arbeitnehmer. Die FDP äußert sich kaum zur EU-Agrarpolitik, sie will den
Betrieben weitestgehende unternehmerische Freiheiten aber dennoch
staatliche Subventionierung gewähren, was nicht nur aus Umwelt-, sondern
auch aus finanzpolitischer Sicht fragwürdig ist. 
 
„Die neue Bundesregierung wird sich nicht, wie die bisherige, vor
wichtigen Weichenstellungen in der Agrarpolitik und ihrer europäischen
Verantwortung drücken können. Die Folgen von Artenschwund und
Klimawandel sind bedrohlich – und zwar für Städter und Landbevölkerung,
Europäer und Menschen weltweit“, so Tschimpke. Zudem habe die
gegenwärtige EU-Agrarpolitik auch für die meisten kleinen Bauernhöfe
nichts Gutes erreicht, viele stehen vor dem Aus. Dennoch propagierten
der mächtige Deutsche Bauernverband und große Teile der CDU/CSU,  das
Motto „Augen zu und durch“ in der Hoffnung, dass die Billigproduktion
für den Weltmarkt zumindest kurzfristig ausreichend Profite für
diejenigen abwirft, die im Verband das Sagen haben.
 
Insbesondere in der Landwirtschaft sorgen die derzeitigen
Rahmenbedingungen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) dafür, dass die
natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen auf Kosten der Steuerzahler
massiv geschädigt werden. Es muss daher das Ziel sein, dieses System
grundlegend zu reformieren und die bedingungslosen Direktzahlungen zu
beenden. Statt pauschaler Flächenprämien sollen die Landwirte
einkommenswirksam für tatsächliche Naturschutzleistungen bezahlt werden.
Der NABU fordert daher die Einrichtung eines eigenständigen
EU-Naturschutzfonds im Rahmen einer neuen Ernährungs- und
Landnutzungspolitik der EU. In den kommenden Monaten beginnen auf
EU-Ebene Verhandlungen über die Agrarpolitik, die mindestens bis 2030
wirken.
 
Bereits am 25. September, dem Tag nach der Wahl, lädt
EU-Haushaltskommissar Günter Oettinger zu einer Konferenz über die
Zukunft des EU-Budgets nach 2020 nach Brüssel ein. Anlässlich dieser
EU-Haushaltskonferenz veröffentlichen der NABU und seine europäischen
Partnerverbände ihre Forderungen an den EU-Finanzrahmen nach 2020. Der
NABU fordert die Ablösung der derzeitigen pauschalen „Gießkannenprämien“
durch einen Investitionsfonds in den nachhaltigen Umbau von
Landwirtschaft, Handel und Konsum. 15 Milliarden Euro jährlich sollen
zudem in einen neuen EU-Naturschutzfonds fließen, damit gerade Landwirte
attraktiv für Naturschutzleistungen bezahlt werden können – im Gegensatz
zu heute, wo sie nur für Einkommensverluste entschädigt werden, wenn sie
zum Beispiel Blühstreifen anlegen oder später im Jahr mähen.
 
 
Mehr Infos: www.NABU.de/agrarreform2021 (
http://www.nabu.de/agrarreform2021 ) und www.nabu.de/bundestagswahl
 
Was sagen die Parteien zur EU-Agrarpolitik:
https://blogs.nabu.de/naturschaetze-retten/gap-wahl/
 
 
Für Rückfragen:
Dr. Christine Tölle-Nolting, NABU-Referentin für Agrarpolitik und
ländliche Räume, Tel. +49 (0)30.284984-1641, E-Mail:
christine.toelle-nolt...@nabu.de
 
Kristina Barnes, NABU-Referentin für EU-Naturschutzpolitik, Tel. +49
(0)30.284984-1633, kristina.bar...@nabu.de 


 
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