Weser-Kurier
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26.09.2017

Bremen verzichtet auf Konzept für Elektroautos

Senat setzt auf Radwege und Nahverkehr

Während das Bremer Umland Konzepte für die E-Mobilität entwirft, will das
Bremer Umweltressort davon nichts wissen. Der Senat setzt auf den Nahverkehr
- und als Zukunftsvision auf eine autofreie Stadt.

Von Frank Hethey und Patrick Reichelt

Die Städte Delmenhorst und Oldenburg kommen gerade so richtig in Fahrt.
Beide arbeiten an Konzepten für die E-Mobilität. Oldenburg will damit noch
in diesem Jahr fertig werden, Delmenhorst fasst die konkrete Erarbeitung für
2018 ins Auge. „Bei der Nutzung von Elektromobilität möchte die Stadt
Oldenburg einen Gang hochschalten“, sagt Stadtsprecher Stephan Onnen. Genau
die entgegengesetzte Richtung schlägt Bremen ein. Von einem
Mobilitätskonzept für Elektrofahrzeuge will die Stadt nichts wissen.
„E-Autos haben vergleichbare Probleme wie normale Autos“, begründet Jens
Tittmann, Sprecher des Umweltressorts, die Absage an einen solchen
Masterplan. Stattdessen verfolgt Bremen eine Art Gegenkonzept. „Wir setzen
auf den Umweltverbund“, sagt Tittmann. Soll heißen: auf die systematische
Förderung der Fortbewegung zu Fuß, per Fahrrad und Nahverkehr. Die
Zukunftsvision dahinter: eine autofreie Stadt.

Das Elektroauto ist für das Umweltressort keine Antwort auf die
Mobilitätsproblematik. Denn so sauber wie immer behauptet sei das E-Auto
keineswegs. „Woher kommt denn der Strom für das Elektroauto? Solange der von
Kohlekraftwerken erzeugt wird, ist das Elektroauto nicht wirklich zu
befürworten“, sagt Tittmann. Und das sei noch nicht alles, E-Autos
verursachten Staus und Feinstaub durch den Reifenabrieb. Zudem entstehe bei
der Batterieproduktion extrem viel Kohlendioxid, viel mehr als angenommen.
Derzeit fahren nur etwa 260 reine Elektroautos in Bremen. Als generelle
Ablehnung des Elektroantriebs will Tittmann derlei nicht verstanden wissen.
Aber: „Die Bus- und Dieselflotte der BSAG auf Elektrobetrieb umzurüsten ist
viel effizienter als unnötig viele Elektroautos.“

Konzept für Elektroautos „kann nicht die Aufgabe eines Stadtstaates sein“

Für das Umweltressort gute Gründe, kein Konzept für Elektroautos auf den Weg
zu bringen. „Eine solche Strategie müssen die Weltkonzerne mit der
Bundesregierung austüfteln, das kann nicht Aufgabe eines Stadtstaates sein“,
sagt Tittmann. Der könne allenfalls etwas tun für Bremen als
Produktionsstandort von Elektroautos wie im Falle von Mercedes oder
Borgward. Der Ressortsprecher hält mit Carsharing, einem gut ausgebauten
Nahverkehr und Fahrradautobahnen dagegen. „Das ist die Zukunft der Mobilität
in einer modernen Großstadt, wie wir sie uns vorstellen.“

Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) verweist außerdem auf die deutschen
Autobauer. „Die Hersteller haben die Elektromobilität ein Stück weit
verschlafen.“ Als Beispiel nennt er die drei Elektrobusse, die in Bremen im
Einsatz sind. „Wir mussten dort auf ausländische Hersteller ausweichen, da
kein Angebot aus Deutschland kam.“ In Oldenburg sieht sich die Verwaltung
dagegen in der Pflicht, deutliche Impulse in Sachen E-Mobilität zu setzen.
Durch den Bau einer E-Mobilstation soll laut Stadtsprecher Onnen „die
Wahrnehmung des Themas E-Mobilität gesteigert“ werden. Erste Ideen sehen
Lademöglichkeiten für Autos und Pedelecs sowie einen E-Carsharing-Parkplatz
vor.

Anfang 2017: Nur 70 Ladestationen in Bremen

Die Bundesregierung versucht, durch mehrere Förderprogramme Anreize für den
Kauf eines Elektroautos zu schaffen. Neben der Umweltprämie sollen 300
Millionen Euro in den Ausbau von Stromtankstellen gesteckt werden. In Bremen
scheinen die Investitionen bislang nicht auf fruchtbaren Boden zu fallen.
Nur 19 Prämien für Elektroautos sind im August für den Automarkt an der
Weser beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa)
beantragt worden. Insgesamt wurden seit Start des Förderprogramms im Juli
2016 nur 155 Umweltprämien in Anspruch genommen. Hans Jörg Kossmann,
Obermeister der Kfz-Innung Bremen, wertete das geringe Interesse nicht als
„Absage an die Elektromobilität“, sondern als eine „Warteschleife für eine
bessere Infrastruktur und kundenfreundlichere Modelle“.

Gerade der Ausbau dieser Infrastruktur kommt in Bremen jedoch nur schleppend
voran. Anfang 2017 gab es laut dem Bundesverband der Energie- und
Wasserwirtschaft nur etwa 70 Ladestationen für Elektrofahrzeuge. In
vergleichbar großen Städten wie etwa Leipzig sind es mit rund 160 mehr als
doppelt so viele. Selbst eine deutlich kleinere Stadt wie Ulm hat demnach
eine besser ausgebaute Ladeinfrastruktur. Seit Dienstag kommen in Bremen
immerhin zwei neue Stromtankstellen hinzu: Zusammen mit der SWB AG stellte
die Brepark GmbH die neuen E-Ladesäulen im Parkhaus am Dom vor. Zukünftig
können die Kunden ihre Elektrofahrzeuge dort kostenlos mit Strom versorgen.




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