NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 127/17 | 10. NOVEMBER 2017
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Bundespolitik/Landwirtschaft
NABU protestiert bei Sondierungsgesprächen: Hallo Jamaika, neue
Agrarpolitik jetzt
Miller: Turbo-Intensivierung beenden / Zukunft für Bauern und Natur
sichern
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Berlin – Vor dem Gebäude der Jamaika-Sondierungen hat der NABU am
heutigen Freitag für eine naturverträglichere Landwirtschaft
demonstriert. Die Naturschützer machten deutlich, dass sie in den
bisherigen Gesprächen von CDU, CSU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen
Antworten vermissen, wie die drängendsten Probleme der Landwirtschaft
gelöst werden können. Sie riefen die Unterhändler dazu auf, die
Agrarpolitik grundlegend zu ändern, das Artensterben in der
Agrarlandschaftzu stoppen und sich für eine positive Zukunft für
Landwirte und Natur gleichermaßen einzusetzen.
 
„Ein weiter wie bisher darf es in der Agrarpolitik keinesfalls geben.
Wir sehen deutlich, wohin die Turbo-Intensivierung der vergangenen Jahre
geführt hat: die Insekten sterben, das Grundwasser ist vielerorts massiv
mit Nitrat belastet – und die Folgekosten gehen zu Lasten der Bürger“,
sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
 
Der NABU fordert die vier Parteien auf, sich klar zu einer Änderung der
EU-Agrarpolitik zu bekennen. Diese stellt letztlich auch in Deutschland
die wesentlichen Weichen dafür, was auf Feldern und Wiesen passiert. Zur
Zeit werden in Brüssel die EU-Agrargelder neu verhandelt, sie machen
fast 40 Prozent des EU-Haushalts aus. „Wir wollen weg von der
Gießkannen-Förderung, die in erster Linie großen Agrarbetrieben
pauschal zugute kommt, auch wenn sie wenig für die Umwelt und das
Allgemeinwohl tun. Wir wollen, dass es sich für Landwirte wieder lohnt,
sich für gesunde Lebensmittel und den Erhalt der Natur einzusetzen“, so
Miller.
 
Der NABU fordert in einem möglichen Koalitionsvertrag sowohl eine
naturverträglichere Ausrichtung der EU-Agrarsubventionen zu verankern
als auch die Einrichtung eines EU-Naturschutzfonds in Höhe von 15
Milliarden Euro. Aus diesem könnten Landwirte künftig für konkrete
Leistungen zum Erhalt der Natur entlohnt werden. Langfristig könne
hierdurch eine nachhaltigere Entwicklung der Landwirtschaft erreicht und
der Schwund von Insekten und Vögeln gestoppt werden. Gleichzeitig sei es
notwendig, die Zukunft für Landwirte durch faire Preise und eine bessere
Regionalvermarktung zu sichern.
 
Mit Blick auf die künftige Zulassung von Pestiziden  kritisiert der
NABU die deutlich von der Agrarlobby diktierten Formulierungen. „Bayer,
BASF und Co. haben ihre Wünsche eins zu eins ins Sondierungspapier
gebracht. Dass chemische Präparate künftig um neue und zielgenauere
Wirkstoffe erweitert werden sollen, trägt deutlich die Handschrift der
Agrar-Industrie. Eine Jamaika-Koalition mit Weitblick würde statt dessen
dafür sorgen, dass der Einsatz von Pestiziden stark verringert wird und
Landwirte so Schritt für Schritt aus Glyphosat und Co. aussteigen
können“, so Miller. 
 
Pestizide seien künftig auch hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Tiere
und Pflanzen zu prüfen. Insgesamt müsse der Zulassungsprozess deutlich
transparenter ablaufen als bisher und  die Landwirtschaft so entwickelt
werden, dass ein massiver flächendeckender Einsatz von Pestiziden gar
nicht mehr erforderlich sei. Auf europäischer Ebene solle sich Jamaika
zudem klar für ein baldiges Ende von Glyphosat aussprechen. 
 
Anlässlich der Sondierungsgespräche hat der NABU eine
Online-Protestaktion gestartet. Auf www.NABU.de/neueagrarpolitik  können
sich Interessierte ganz einfach per E-Mail an die Parteispitzen wenden
und sie dazu auffordern, sich für eine naturverträgliche Landwirtschaft
einzusetzen.
 
Kostenfreie Bilder zur heutigen Demonstration: 
https://seafile.nabu.de/d/907e018d05/ 
 
Mehr zu den NABU-Forderungen für eine neue Agrarpolitik:
www.NABU.de/agrarreform2021 ( http://www.nabu.de/agrarreform2021 ) 
 
 
Für Rückfragen:
Konstantin Kreiser, NABU-Experte für EU-Agrarpolitik, Tel. +49
(0)30.284984-1614, mobil: +49 (0)172-4179730, E-Mail:
konstantin.krei...@nabu.de
 
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