Kölner Stadt-Anzeiger
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12.06.18

RWE braucht sein Grundstück

Kurt Claßen kämpft um seine Wiese am Hambacher Forst

Von Wilfried Meisen

Kerpen-Buir - Wenn das Bergbauunternehmen RWE auf die Forderungen von Kurt
Claßen eingehen würde, wäre der Buirer Steuerberater bald der wohl reichste
Mann Deutschlands: 80 Milliarden Euro hat er als Wert für seine 2500
Quadratmeter große Wiese am Hambacher Forst ermittelt, auf der seit rund
sechs Jahren Kohlegegner in Hütten, Bauwagen und Erdlöchern leben. RWE
braucht die Wiese spätestens im Jahre 2024, falls der Tagebau Hambach
planmäßig fortschreitet. Aber der Buirer Claßen will dies verhindern und hat
deshalb vor Jahren schon das Grundstück erworben.

Jetzt hat ihm die für den Bergbau zuständige Bezirksregierung Arnsberg ein
Ultimatum gesetzt: Bis zum 15. Juni solle er mit RWE Verkaufsverhandlungen
über das Grundstück beginnen, berichtet Kurt Claßen. Im Schreiben steht:
„Eine gütliche Einigung ist dabei erwünscht.“ Andernfalls drohe die Behörde
mit einem Grundabtretungsverfahren. Heißt im Klartext: Enteignungsverfahren,
auf Antrag von RWE.

Der Steuerberater gibt sich gesprächsbereit. Den Kaufpreis von 12.500 Euro,
den RWE angeboten habe, lehnt er aber ab und fordert statt dessen 80
Milliarden. Seine Argumentation: Das Angebot von RWE basiere auf dem Wert
des Grundstücks als Ackerfläche: „Maßgeblich ist aber nicht, welchen Wert
das Grundstück für einen landwirtschaftlichen Betrieb hat, sondern welchen
Wert es für den Tagebaubetrieb Hambach hat.“

Fünf Milliarden Euro Jahresplus des Tagebaus hat Claßen mit 20
multipliziert, schließlich sei eine Laufzeit von noch 20 Jahren angepeilt.
„Als Verhandlungsbasis“, so Claßen, habe er demnach der RWE stolze 80
Milliarden Euro am Telefon mitgeteilt. Danach gerieten eben diese
Verhandlungen ins Stocken. Mehr noch: „Seitdem hat sich RWE bei mir nicht
mehr gemeldet.“

Sollte es mit dem Verkauf nicht klappen, fürchtet Claßen auch das
Enteignungsverfahren nicht. Denn dieses habe keine Chance, gehe es nach
Recht und Gesetz, ist er überzeugt. Seiner Ansicht nach ist eine Enteignung
nur dann erlaubt, wenn es ein „überwiegendes Gemeinwohlinteresse“ am Tagebau
Hambach gebe.

„Die wollen Profit machen“

Claßen bezweifelt dies, verweist etwa auf Stromexporte ins Ausland. Auch
ohne den Tagebau würde das Land wirtschaftlich nicht darniederliegen. Es
gehe bei der Kohleförderung seiner Meinung nach deshalb eher um die
Interessen einer einzelnen Firma. „Die wollen Profit machen.“ Sollte es
dennoch zu einer Enteignung kommen, wäre dies „ein Rechtsbruch“.

RWE-Sprecher Guido Steffen verweist darauf, dass RWE eine Genehmigung für
den Tagebau habe, die das Land durchsetzen müsse. Er rechnet nicht mehr mit
einer „gütlichen Einigung“ mit Claßen. Dessen Milliardenforderung hält er
für „politisch“ motiviert. Seine Prognose: Es laufe auf das
Grundabtretungsverfahren vor Gericht hinaus. Das Verfahren werde von der
Bezirksregierung durchgeführt. Das Gericht müsste dann zur Preisermittlung
eigene Experten heranziehen. Und die, davon ist Steffens überzeugt, „werden
sich dann wahrscheinlich nicht an den 80 Milliarden orientieren, sondern an
einem realistischeren Wert.“

Bis zum Jahr 2024 könnte die Zeit für das Verfahren allerdings knapp werden.
Claßen hat schon in einer Auseinandersetzung mit dem Kreis Düren gezeigt,
dass er Durchhaltevermögen hat. Durch alle Rechtsinstanzen. Ein Verfahren
gegen die ungenehmigten Bauten der Kohlegegner auf der Wiese zieht sich
schon seit 2012 hin.


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