NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 111/18 | 5. OKTOBER 2018

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Umwelt/Ressourcen

NABU-Studie: 48.000 Tonnen Mikroplastik und gelöste Polymere aus
Kosmetik und Putzmitteln landen pro Jahr im Abwasser

Miller: Mikroplastik-Verbot und Reduzierung gelöster Polymere dringend
notwendig

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Berlin – 977 Tonnen Mikroplastik und 46.900 Tonnen gelöste Polymere
gelangen jährlich in Deutschland allein aus Kosmetikprodukten sowie
Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln (WPR) ins Abwasser. Das sind
Ergebnisse einer Studie, die vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-,
Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT im Auftrag des NABU erhoben
wurden. Kläranlagen können die Inhaltsstoffe nicht vollständig abfangen,
daher gelangt Mikroplastik trotz Abwasserreinigung in unsere Gewässer.
Über den Klärschlamm gelangen auch zurückgehaltene synthetische
Polymere auf landwirtschaftliche Flächen.

 

„Wir brauchen ein EU-Verbot von Mikroplastik in Kosmetik und
Reinigungsmitteln. Nur Mikroplastik als Reibkörper in Duschgel und
Peeling zu verbieten, wie es manche Staaten verfolgen, greift viel zu
kurz. Mikroplastik muss funktions- und produktübergreifend in Kosmetik
und Reinigungsmitteln verboten werden, denn es wird auch als Füllstoff,
Trübungsmittel und Filmbildner eingesetzt. Das muss auch in der
EU-Plastikstrategie konkretisiert werden“, fordert
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die Industrie müsse
schnellstmöglich auf besser abbaubare Ersatzstoffe umsteigen. „Nationale
Verbote können den Druck auf die EU erhöhen, sind aber nur eine
Notlösung, da Flüsse und Meere keine nationalstaatlichen Grenzen
kennen und die Hersteller für internationale Märkte produzieren“, so
Miller.

 

„In Anbetracht der hohen Eintragsmengen und der nicht abzuschätzenden
Risiken für die Umwelt müssen auch schwer abbaubare wasserlösliche
Polymere über die europäische Chemikaliengesetzgebung reguliert werden.
Wir wissen nicht, was flüssige, gelöste und gelartige Polymere für
Wirkungen in der Umwelt haben“, sagt Jürgen Bertling, für die Studie
verantwortlicher Wissenschaftler am Fraunhofer UMSICHT. „Dabei sollte
die lange Verweildauer der Polymere in der Umwelt ein viel stärkeres
Gewicht bei der Bewertung der Umweltgefährdung bekommen. Derzeit werden
Polymere, einschließlich Mikroplastik, aufgrund der geringen Toxizität
als kaum umweltgefährdend eingestuft“, so Bertling. 

 

„Derzeit ist es für Verbraucherinnen und Verbraucher kaum möglich,
Mikroplastik und andere schwer abbaubare Inhaltsstoffe in Produkten zu
erkennen. Unterschiedliche Definitionen von Mikroplastik erschweren eine
Kennzeichnung und die aktuellen Angaben zu den Inhaltsstoffen bieten
Laien quasi keine Informationen“, sagt NABU-Konsumexpertin Katharina
Istel. „Wir brauchen daher mehr Transparenz über schwer abbaubare
Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten sowie in Wasch- und Putzmitteln.
Zertifizierte Naturkosmetik und Putzmittel mit Umweltkennzeichnungen wie
dem Blauen Engel sind aus Umweltsicht die bessere Wahl, haben aber noch
extrem geringe Marktanteile. Für den Massenmarkt brauchen wir
transparente und verständliche Informationen zu Inhaltsstoffen und
Umweltaspekten wie zum Beispiel der Abbaubarkeit in Gewässern.“

 

In den Flüssen, aber auch insbesondere im Meer, ist Mikroplastik
inzwischen allgegenwärtig und wurde bereits in Krebsen, Muscheln und
Fischen nachgewiesen. Angesichts der Risiken für Umwelt und Natur muss
der Eintrag im Sinne des Vorsorgeprinzips minimiert werden. Wie die
bestehende gesetzliche Regulierungslücke bei Kosmetik sowie Wasch-, Putz
und Reinigungsmitteln geschlossen werden könnte, beispielsweise durch
ein Verbot von Mikroplastik sowie die Regulierung auch der gelösten
Polymere über die EU-Chemikaliengesetzgebung, zeigt die NABU-Studie.
Ebenfalls umfassend aufbereitet wurde, welche Funktionen die Polymere in
den Produkten haben und welche besser abbaubaren Ersatzstoffe bereits
eingesetzt werden.


Weitere Informationen:
 
Die Studie„Mikroplastik und synthetische Polymere in Kosmetikprodukten
sowie Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln“ von Fraunhofer UMSICHT im
Auftrag des NABU steht unter www.NABU.de/mikroplastik-studie
( http://www.nabu.de/mikroplastik-studie) zum Download bereit.


Eine Grafik "Mikroplastik und gelöste Polymere geschätzte
Eintragsmengen ins Abwassersystem (Tonnen pro Jahr in Deutschland)" zum
Download unter http://195.201.193.167/Login.jsp?colID=mDBD0mou
 
www.NABU.de/mikroplastik
( http://www.nabu.de/mikroplastik)  
www.meere-ohne-plastik.de 
 
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Katharina Istel, NABU-Expertin nachhaltiger Konsum, Tel. 030 284
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Jürgen Bertling, Fraunhofer UMSICHT, Tel. 0208-8598-1168, E-Mail:
juergen.bertl...@umsicht.fraunhofer.de  
 
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