NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 111/19 | 10. OKTOBER 2019
________________________________________________________________
Umwelt/Vogel des Jahres (Sperrfrist 11.10., 00:01)
NABU und LBV: Turteltaube ist der Vogel des Jahres 2020
Der gefiederte Liebesbote steht auf der globalen Roten Liste
________________________________________________________________
 
Berlin/Hilpoltstein – Sie ist ein Symbol für die Liebe, ihre
Lebensbedingungen sind aber wenig romantisch: Die Turteltaube wurde vom
NABU und seinem bayerischen Partner LBV (Landesbund für Vogelschutz) zum
„Vogel des Jahres 2020“ gewählt. Damit wollen die Verbände darauf
aufmerksam machen, dass die Turteltaube stark gefährdet ist. „Seit 1980
haben wir fast 90 Prozent dieser Art verloren, ganze Landstriche sind
turteltaubenfrei“, so Heinz Kowalski, NABU-Präsidiumsmitglied. „Unsere
kleinste Taube findet kaum noch geeignete Lebensräume. Zudem ist sie
durch die legale und illegale Jagd im Mittelmeerraum bedroht.“
 
„Früher hat man das markante Gurren der Turteltaube an jedem Dorfrand
oder Flussufer gehört“, sagt Dr. Norbert Schäffer, LBV-Vorsitzender.
„Wildkräutersamen an Feldwegen und Feldfrüchte aus Zwischensaaten
boten ausreichend Nahrung. Heute brüten Turteltauben häufig auf
ehemaligen Truppenübungsplätzen oder in Weinbauregionen, wo sie noch
geeignete Lebensbedingungen vorfinden.“
 
Die Turteltaube ist der erste vom NABU gekürte Vogel, der als global
gefährdete Art auf der weltweiten Roten Liste steht. Heute brüten bei
uns nur  noch 12.500 bis 22.000 Paare. Die meisten der höchstens 5,9
Millionen Paare Europas leben in Spanien, Frankreich, Italien und
Rumänien. Turteltauben sind die einzigen Langstreckenzieher unter den
Taubenarten Mitteleuropas. Sie verlassen zwischen Ende Juli und Anfang
Oktober Europa, um südlich der Sahara zu überwintern. 
 
Die 25 bis 28 Zentimeter großen Vögel mit ihrem farbenfrohen Gefieder
ernähren sich fast ausschließlich vegan. Sie bevorzugen Wildkräuter- und
Baumsamen. Dem Jahresvogel schmecken Samen von Klee, Vogelwicke,
Erdrauch und Leimkraut. Diese Pflanzen wollen Landwirte nicht auf ihren
Feldern haben. Darum hat sich die Taube seit den 60er Jahren angepasst
und ihre Nahrung umgestellt. Der Anteil von Sämereien aus
landwirtschaftlichen Kulturen macht nun in weiten Teilen ihres
Verbreitungsgebiets mehr als die Hälfte der Nahrung aus statt wie früher
nur 20 Prozent. Im Gegensatz zu Wildkrautsamen stehen diese aber nur für
kurze Zeit bis zur Ernte zur Verfügung und fehlen während der kritischen
Phase der Jungenaufzucht.
 
Die Intensivierung der Landwirtschaft verschlechtert die
Lebensbedingungen der Turteltauben enorm – ein Schicksal, das sie mit
vielen anderen Jahresvögeln teilt. Die Ausweitung von Anbauflächen geht
mit einem Verlust von Brachen, Ackersäumen, Feldgehölzen und
Kleingewässern einher. Damit verschwinden Nistplätze sowie Nahrungs-
und Trinkstellen. Viele Äcker werden außerdem mit Herbiziden von
„Unkraut“ befreit. Doch von genau diesen Ackerwildkräutern ernährt
sich die Turteltaube. Außerdem ist chemisch behandeltes Saatgut
vergiftete Nahrung für die Tauben. Der NABU kämpft seit Jahren für eine
EU-Förderung der Landwirtschaft, die Natur erhält statt sie zu
schädigen.
 
Eine zusätzliche Bedrohung ist die Vogeljagd im Mittelmeerraum.
„Wissenschaftler konnten nachweisen, dass die jährlich mehr als 1,4
Millionen in der EU legal geschossenen Turteltauben von der Art nicht
mehr verkraftet werden können. Besonders skandalös: In manchen Ländern
gilt das Schießen der stark gefährdeten Turteltauben als ,Sport‘ zum
eigenen Vergnügen“, so Eric Neuling, NABU-Vogelschutzexperte. Gegen
Spanien und Frankreich wurden im Juli bereits
Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission wegen des
schlechten Erhaltungszustands der Art eingeleitet. Gegen vier weitere
EU-Länder liegen offizielle Beschwerden vor. Dies ist notwendig, obwohl
auf einem Treffen aller Mitgliedsstaaten im Mai 2018 ein Aktionsplan zum
Schutz der Europäischen Turteltaube verabschiedet wurde. 
 
Um den gefiederten Liebesboten zu schützen, fordert der NABU 
Bundesumweltministerin Svenja Schulze mit einer Petition
(www.vogeldesjahres.de/petition) auf, sich neben einer verbesserten
Landwirtschaftspolitik auch für das dauerhafte Aussetzen der
Abschussgenehmigungen in den EU-Mitgliedsstaaten einzusetzen. 
Weitere Infos unter www.Vogel-des-Jahres.de
( http://www.vogel-des-jahres.de/)  oderwww.LBV.de
( http://www.lbv.de/)  
 
 Pressefotos zum Vogel des Jahres und druckfähige Grafik zur Bejagung
unter: www.NABU.de/pressebilder_turteltaube
( http://www.nabu.de/pressebilder_turteltaube)  
 
Video- und Audiomaterial zur Turteltaube:
https://seafile.nabu.de/d/c6e778d0b7/ 
 
Die Farbbroschüre "Vogel des Jahres 2020 - Die Turteltaube", DIN A5, 50
Seiten gibt es im NABU-Shop unter www.NABU-shop.de
( http://www.nabu-shop.de/)  sowie unter www.lbv-shop.de 
 
Petition gegen Abschuss von Turteltauben in der EU:
www.vogeldesjahres.de/petition 
 
Weitere Infos zur Agrarpolitik: www.neueagrarpolitik.eu 
 
Für Rückfragen:
Eric Neuling, NABU-Vogelschutzexperte, Tel. +49 (0)30-284984-1812

Christiane Geidel, LBV-Artenschutzreferentin, Tel. +49
(0)9174-4775-7433


NABU-Pressestelle, Tel. +49 (0)30-284984-1588, pre...@nabu.de 
 
LBV-Pressestelle, Tel: +49 (0)9174-4775-7184, pre...@lbv.de 
 
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------
NABU-Pressestelle
Kathrin Klinkusch | Iris Barthel | Britta Hennigs | Silvia Teich 
Tel. +49 (0)30.28 49 84-1510 | -1952 | -1722 | -1588 
Fax: +49 (0)30.28 49 84-2000 | E-Mail: pre...@nabu.de
 
Sollten Sie keine Pressemeldungen mehr von uns erhalten wollen, können
Sie sich hier abmelden: www.NABU.de/presseabo-abbestellen
( http://www.nabu.de/presseabo-abbestellen) 
_______________________________________________
Pressemeldungen mailing list
Pressemeldungen@lists.wikimedia.org
https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/pressemeldungen

Antwort per Email an