NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 136/19 | 12. DEZEMBER 2019

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EU/Umwelt/Finanzen

NABU: Die EU kann nur so grün werden wie ihr Haushalt

Krüger: Schutz der Artenvielfalt braucht eigenen Finanztopf - mit
mindestens 15 Milliarden Euro pro Jahr

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Brüssel – Zu den heutigen Verhandlungen der Staatschefs zum EU-Haushalt
für die Jahre 2021 bis 2027 fordert der NABU, den Schutz der
Artenvielfalt endlich ausreichend zu finanzieren. Mit Blick auf die
alarmierende Lage von Arten und Lebensräumen muss erstmals ein eigenes
Budget für den Naturschutz eingerichtet werden, das jährlich mindestens
15 Milliarden Euro umfasst. Einen solchen EU-Naturschutzfonds hat auch
die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben. Dieses
Geld ist mindestens erforderlich, um die EU-weit selbst gesteckten
Naturschutzziele zu erreichen. Mit dem Geld müssen vor allem Landwirte
für Naturschutzleistungen belohnt werden, etwa für das Anlegen von
Hecken, Brutflächen für Vögel oder die Pflege von artenreichen Wiesen
und Weiden.

 

„Der Naturschutz ist in Deutschland und Europa seit Jahrzehnten
chronisch unterfinanziert. Die Folgen sind besorgniserregend: Insekten
und Vögel verschwinden in atemberaubenden Tempo, Landwirtschaft und
Wälder sind nicht vorbereitet auf die Erderhitzung. Es ist gut, dass
Ursula von der Leyen diese Probleme erkannt hat und weit oben auf ihre
Agenda setzt. Jetzt muss ihr ‚Green Deal‘ aber auch mit Geld hinterlegt
werden, um die Arten- und Klimakrise zu stoppen. Die EU kann nur so grün
werden, wie es ihr Haushalt erlaubt“, so NABU-Präsident Jörg-Andreas
Krüger.

 

Die Finanzplanung der EU muss dazu grundlegend überarbeitet werden, vor
allem das Agrarbudget. Dieses macht derzeit mit knapp 60 Milliarden Euro
fast 40 Prozent des EU-Haushalts Jahr aus. „Die jetzige
Subventionspolitik ist ein extrem teurer Anachronismus, der für Klima
und Natur zu wenig bringt, Korruption fördert und nachhaltig arbeitende
Landwirte benachteiligt. Wir brauchen daher dringend eine Neuverteilung
der Subventionen, um Landwirten dabei zu helfen, natur- und
klimaverträglicher zu arbeiten“, so Krüger. Die derzeitige Gemeinsame
Agrarpolitik der EU (GAP) halten selbst die Berater des
Bundeslandwirtschaftsministeriums und der Europäische Rechnungshof für
hochgradig ineffizient und nicht zeitgemäß. 

 

Um die Agrarpolitik gleichermaßen fair für Landwirte, Natur und
künftige Generationen zu gestalten, müssen die bisher pauschal pro
Fläche ausgeschütteten Direktzahlungen schrittweise abgeschafft
werden. Stattdessen müssen sie für die Honorierung konkreter Leistungen
der Landwirte für die Natur zweckgebunden werden. Europaweit sind 15
Milliarden Euro jährlich notwendig, für Deutschland hat die
Bundesregierung 1,4 Milliarden veranschlagt. Bisher steht davon
lediglich etwa ein Drittel zur Verfügung.

 

Der heute vorliegende Haushaltsentwurf, noch unter dem vorigen
Haushaltskommissar Oettinger erstellt, widerspricht jedoch den Plänen
Ursula von der Leyens, Europa zum Vorreiter im Naturschutz zu machen:
Für die Biodiversität ist bisher überhaupt kein eigenes Budget
vorgesehen. Zudem hält der Entwurf an den umweltschädlichen
Direktzahlungen fest. Und der bisher progressivere und deutlich kleinere
Teil des GAP-Budgets, die sogenannte Zweite Säule, soll überproportional
gekürzt werden. „Es ist klar, dass diese Agrarpolitik dem Arten- und
Klimaschutz keinesfalls hilft und stattdessen die Probleme verschärfen
wird“, warnte Krüger. Auch der Europäische Rechnungshof hat die von der
vergangenen Kommission ins Feld geführten 40 Prozent Klimaleistungen der
GAP bereits als „unrealistisch“ und nicht messbar widerlegt.


Mehr zu den NABU-Forderungen „Ein EU-Haushalt für Mensch und Natur“:

www.NABU.de/imperia/md/content/nabude/landwirtschaft/agrarreform/191212-nabu-briefing-mfr.pdf
(
http://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/landwirtschaft/agrarreform/191212-nabu-briefing-mfr.pdf)


 

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