NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 42/20 | 19. MAI 2020

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Umwelt/Naturschutz

NABU: Aktueller Bericht zur Lage der Natur ist alarmierend 

Krüger: Bund und Länder müssen jetzt handeln

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Berlin – Anlässlich des heute von BfN und BMU veröffentlichten Berichts
Die Lage der Natur in Deutschland fordert der NABU Bund und Länder zu
einem konsequenteren Einsatz für den Naturschutz auf. Denn mehr als zwei
Drittel der nach EU-Naturschutzrichtlinien zu schützenden Arten befinden
sich in einem ungünstigen Erhaltungszustand, mehr als ein Drittel dieser
Arten und fast die Hälfte der Lebensraumtypen weisen einen negativen
Entwicklungstrend auf.

 

„Die Lage der Natur ist schlecht, und sie verschlechtert sich weiter.
Die Vögel der Agrarlandschaft gehen zurück, in den letzten Jahrzehnten
haben wir hier gut zehn Millionen Brutpaare verloren. Das für Vögel und
Insekten so bedeutende Grünland steht ebenso unter Druck wie die auch
für Klimaschutz und Klimawandelanpassung wichtigen Gewässer- und
Feuchtlebensräume. Bund und Länder müssen dringend ihre Hausaufgaben
machen und eine Renaturierungsoffensive starten. Wenn nicht endlich
ernst gemacht wird, dann bleibt der Bericht nur eine weitere SOS-Meldung
im Logbuch der untergehenden Arche Noah.“ so NABU-Präsident Jörg-Andreas
Krüger. 

 

In der Fläche besteht weiter dringender Handlungsbedarf, wie die
Berichtsdaten zeigen. Vor dem Europäischen Gerichtshof steht jetzt eine
Anklageerhebung wegen unzureichender Umsetzung der
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie kurz bevor. Till Hopf,
NABU-Naturschutzexperte, dazu: „Schutzgebiete müssen wirklich schützen,
sich also positiv auf die Arten und Lebensräume auswirken, zu deren
Schutz sie eingerichtet wurden. Wir brauchen deshalb den politischen
Willen, konkreten Verordnungen mit spezifischen Zielen ein wirksames
Management folgen zu lassen. Auch eine bedarfsgerechte Finanzierung für
die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen ist unabdingbar. Zudem muss die
Bundesregierung endlich ernst machen mit ihrem Vorsatz, den Schutz der
biologischen Vielfalt als alle Ressorts verpflichtende
Querschnittsaufgabe anzugehen“. Der NABU bemängelt zum Beispiel ganz
konkret, dass die gesetzliche Umsetzung des Aktionsprogramms
Insektenschutz durch die Bundesregierung immer noch nicht umgesetzt
wurde. Auch gebe es zuletzt verstärkt Bestrebungen, die Berücksichtigung
von Naturschutzbelangen in Planungsverfahren auszuhöhlen, rechtliche
Standards abzusenken und die Verbandsbeteiligung aufzuweichen.

 

„Eingriffsregelung, Flächenverbrauch, Landnutzung, Biotopverbund,
Schutzgebietsmanagement, Finanzierung – die Handlungsfelder sind so
vielfältig wie dringlich, und überall liegt etwas im Argen“, mahnt
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

 

Besonders hervorzuhebende Ergebnisse des Berichtes zur Lage der Natur
sind:

 

        ●  Massiver Rückgang der Feldvögel seit 1980 (Kiebitz -93%,
Rebhuhn -91%, Turteltaube -80%, Feldlerche -55%). Das sind über zehn
Millionen Brutpaare weniger.
        ●  Bei 10 von 24 in der kontinentalen Region vorkommenden
Fledermausarten zeigt sich ein verschlechternder Gesamttrend. Die
Erhaltungszustände sind bereits ausschließlich unzureichend, beim Grauen
Langohr sogar schlecht. 
        ●  Alle Lebensraumtypen der Binnengewässer und des Grünlandes
in der atlantischen und kontinentalen Region sind in einem ungünstigen
Erhaltungszustand, ebenso die Lebensraumtypen der Ostsee.


 

Zum Hintergrund: 

Die Mitgliedsstaaten müssen regelmäßig zur EU-Kommission nach Brüssel
berichten, wie es um den Zustand all jener Arten und Lebensräume steht,
die von den Europäischen Naturschutzrichtlinien
(Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, Vogelschutzrichtlinie) geschützt
werden. Das Bundesamt für Naturschutz hat die aktuellen, Ende 2019 bzw.
Anfang 2020 veröffentlichten Berichte nun aufbereitet und die
wesentlichen Erkenntnisse in einem Bericht zur Lage der Natur
vorgestellt. Bereits seit dem Jahr 2015 läuft ein
Vertragsverletzungsverfahren wegen unzureichender Umsetzung der
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, das zuletzt im Februar noch einmal
verschärft wurde. Bis zum 
15. Juni hat Deutschland nun Zeit, eine Anklageerhebung vor dem
Gerichtshof der Europäischen Union noch abzuwenden.

 

Mehr Informationen direkt dazu
unter:https://www.nabu.de/lage-der-natur
 

Mehr Infos & Pressefotos

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Für Rückfragen:


Till Hopf, NABU-Leiter Naturschutz und Landnutzung, 
Mobil +49 (0)172.9422694, E-Mail: till.h...@nabu.de


 
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