NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 76/20 | 15. SEPTEMBER 2020

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Umwelt/Naturschutz/Biodiversität (Sperrfrist 15:15 Uhr)

NABU: Weltgemeinschaft hat beim Schutz der biologischen Vielfalt
versagt

Global Biodiversity Outlook 5 veröffentlicht / Krüger: Funktionsfähige
Ökosysteme und die Artenvielfalt sind unsere Lebensgrundlage - Wir
dürfen sie nicht weiter aufs Spiel setzen      

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Berlin – Die Weltgemeinschaft hat ihre Ziele zum Erhalt der
biologischen Vielfalt deutlich verfehlt. Nach dem heute veröffentlichten
„Global Biodiversity Outlook 5“ wurde kein einziges der vor zehn Jahren
für 2020 gesetzten Ziele von den 196 Vertragsstaaten des Übereinkommens
über die Biologische Vielfalt (CBD) vollständig erreicht. Zerstörung
von Lebensraum, zu intensive Landnutzung, Überfischung,
Umweltverschmutzung, die Einwanderung invasiver Arten und die
Erdüberhitzung bedrohen Millionen von Tieren und Pflanzen. Der
Bericht zum Zustand der Biodiversität lässt nur wenige Fortschritte
erkennen, wie etwa bei der Ausweisung von Schutzgebieten.

 

„Das Abkommen krankt an seiner Unverbindlichkeit, so ist es leider
nicht verwunderlich, dass die Ziele verfehlt wurden“, so NABU-Präsident
Jörg-Andreas-Krüger. Ein großes Problem sei auch der falsche Einsatz von
Subventionen: „Naturschädliche Subventionen sind in im vergangenen
Jahrzehnt kaum reduziert worden, obwohl sich die Regierungen dazu 2010
verpflichtet hatten. Gleichzeitig fehlt es an finanziellen Anreizen für
naturverträgliches Wirtschaften. Die aktuelle EU-Agrarpolitik ist ein
trauriges Beispiel dafür, wie man mit viel Geld großen Schaden anrichten
kann.“ 

 

Zudem fehlen vielen Schutzgebieten die Mittel für effektive Betreuung
und Pflege. Allein in Deutschland fehlen nach Angaben der
Bundesregierung 900 Millionen Euro jährlich für Arten- und Naturschutz.
Die EU-Kommission schätzt einen europaweiten Bedarf von mindestens 20
Milliarden Euro pro Jahr. Der NABU unterstützt daher die Forderung des
Europäischen Parlaments in den aktuell laufenden Haushaltsverhandlungen,
zehn Prozent aller EU-Gelder für den Erhalt der biologischen Vielfalt
bereitzustellen. Dies sollte für den mehrjährigen EU-Finanzrahmen
genauso gelten wie für das geplante Corona-Hilfspaket.

 

In den nächsten Tagen steht die nächste Verhandlungsrunde zwischen dem
EU-Parlament und der deutschen Ratspräsidentschaft an. „Angela Merkel
muss im Namen der Staats- und Regierungschefs der Forderung des
Parlaments nach zehn Prozent des EU-Haushalts für biologische Vielfalt
nachgeben. Funktionsfähige Ökosysteme und die Artenvielfalt sind unsere
Lebensgrundlage. Wir dürfen sie nicht weiter aufs Spiel setzen“, so der
NABU-Präsident weiter, „Investitionen in die Biodiversität sind
Investitionen in eine gesunde Zukunft. Daher muss die EU auch bei den
laufenden Verhandlungen zu einem neuen globalen Übereinkommen für die
biologische Vielfalt eine Führungsrolle übernehmen und mit gutem
Beispiel vorangehen.“

 

Hintergrund

Im Jahr 2010 hatten sich die Vertragsstaaten der CBD auf ihrer 10.
Konferenz (CBD-COP10) in Japan auf 20 konkrete Ziele zum Erhalt der
biologischen Vielfalt verständigt – die sogenannten Aichi-Ziele. Diese
Ziele sollten im Rahmen des „Strategischen Plans 2011-2020“ bis zu
diesem Jahr erreicht werden, um den dramatischen Verlust der Vielfalt an
Arten, Genen und Ökosystemen zu stoppen. Die CBD-Vertragsstaaten hatten
sich dazu verpflichtet, nationale Strategiepläne auszuarbeiten, um die
Ziele gemeinsam zu erreichen. 2021 soll auf der nächsten
CBD-Vertragsstaatenkonferenz ein neuer strategischer Plan verabschiedet
werden.
Der Global Biodiversity Outlook ist ein seit 2001 regelmäßig
erscheinender Bericht über den Zustand der Biodiversität und wird
Auftrag der Vertragsstaaten des Übereinkommens zur biologischen Vielfalt
erstellt. 

 
Mehr Infos: www.NABU.de/GBO20
( http://www.nabu.de/GBO20)  (Link nach Sperrfrist erreichbar)
Vollständiger Bericht:https://www.cbd.int/gbo5 (Link nach Sperrfrist
erreichbar)
Mehr Infos zu den EU-Haushaltsverhandlungen:
https://blogs.nabu.de/naturschaetze-retten/der-eu-haushalt-steht-fast/ 
 
Für Rückfragen:
Konstantin Kreiser, NABU-Leiter Globale und EU-Naturschutzpolitik,
Mobil +49 (0)172 4179 730, E-Mail: konstantin.krei...@nabu.de  
 
Magdalene Trapp, Referentin für Biodiversität, Mobil +49 (0) 162 2692
532, magdalene.tr...@nabu.de  
 
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