NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 102/20 | 5. NOVEMBER 2020
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Umwelt/Wald
NABU: Waldprämie an ökologische Leistungen knüpfen 
Krüger: Öffentliche Leistungen und Waldstabilität müssen im Mittelpunkt
der Förderung stehen
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Berlin – Für die durch die Dürrejahre seit 2018 entstandenen
Waldschäden stellen Bund und Ländern den Waldbesitzende gut 1,5
Milliarden Euro zu Verfügung. Davon sollen 500 Millionen Euro an die
Waldbesitzenden ohne relevante Vorgaben ausgezahlt werden.
Grundbedingung für den Erhalt der „Waldprämie“ soll lediglich der
Nachweis des Waldeigentums und eine Zertifizierung nach PEFC (Programme
for the Endorsement of Forest Certification Schemes) oder FSC (Forest
Stewardship Council) sein. 
 
„Waldbesitzende in der aktuellen Situation zu unterstützen ist
nachvollziehbar. Allerdings darf ein Weiter so wie bisher nicht auch
noch mit zusätzlichen Steuermitteln unterstützt werden. Finanzielle
Unterstützungen müssen eine klare Lenkungswirkung haben, dabei müssen
die Funktionalität der Wälder und seine regulierenden Leistungen im
Fokus der Maßnahmen stehen“, fordert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

 
Gut 285.000 Hektar Wald sind von der Dürre extrem betroffen und müssen
wieder bewaldet werden. Mit einem Anteil von gut 90 Prozent haben sich
Nadelforste als besonders instabil erwiesen. Dabei ist seit Jahrzehnten
bekannt, dass gerade Fichtenwälder, die ein Viertel der deutschen
Waldfläche ausmachen, mit Zunahme von Stürmen und Temperatur extrem
anfällig sind. In der Vergangenheit wurden gerade mit Fichtenwäldern die
meisten Gewinne erzielt, was die Fichte zum „Brotbaum“ machte. 
 
Mit der stetigen Klimaerwärmung wird zunehmend deutlich, dass die
sogenannten regulierende Leistungen des Waldes, wie Hochwasserschutz und
die Kühlung der Umgebung aber auch die Bereitstellung von sauberem
Wasser viel stärker im Fokus der Bemühungen stehen sollten. 
 
„Wer seinen Wald nach dem Ziel des maximalen Holzertrags ausrichtet,
steigert seine möglichen Einnahmen aus dem Holzverkauf bei gleichzeitig
hohem Risiko. Dieses System sollte staatlich nicht unterstützt werden.
Wer hingegen Ökosystemfunktonalität und -stabilität fördert, in dem er
auf heimische Baumarten setzt, möglichst viel Wasser im Wald speichert,
den Anteil von abgestorbenen Bäumen und alten Wäldern erhöht oder gar
vollständig auf die Waldbewirtschaftung verzichtet, sollte für sein
positives Handeln auch finanziell unterstützt werden“, so Krüger weiter.

 
Hintergrund der Diskussion ist die vom Waldbesitzerverband gestartet
Kampagne „Wald ist Klimaschützer“, welche zum Ziel hat, dass zukünftig
Waldbesitzer*innen von der sogenannten CO2-Abgabe profitieren. Demnach
sollen Waldbesitzende zunächst einen Betrag von 112,50 Euro pro Jahr und
Hektar erhalten, der mit Erhöhung der CO2-Abgabe auf 250 Euro steigen
soll. Die Berechnung geht von bundesdurchschnittlichen Holzzuwächsen aus
und berücksichtigt so weder die unterschiedlichen regionalen
standörtlichen Ausgangsbedingungen noch die unterschiedlichen
Maßnahmen der jeweiligen Waldbesitzenden. 
 
„Die derzeitige Forderung des Waldbesitzerverbandes würde wie in der
Landwirtschaft zu einer pauschalen Flächenförderung nach dem
Gießkannenprinzip führen. Öffentliches Geld nur für öffentliche
Leistungen - das gilt auch für den Wald. Unsere aktuelle Studie zum
Thema Wasserhaushalt und Forstwirtschaft  zeigt, dass Waldbesitzende
einen Schlüssel zur Reduktion des Klimastresses selbst in der Hand
haben, indem sie die Wassersituation im Wald verbessern. Das klappt bei
naturnahen Wäldern am besten“, so der NABU-Waldexperte Stefan Adler. 
 
Bereits im Sommer 2019hat der NABU ein 12-Punkte-Papier mit den nötigen
Schritten für einen ökologischen Waldumbau vorgelegt:
www.nabu.de/wald-und-klimawandel 
 
Literaturstudie zum Thema Wasserhaushalt und Forstwirtschaft:
www.nabu.de/studie_wald-und-wasser 
 
 
Für Rückfragen:
Stefan Adler, NABU-Waldexperte, Mobil +49 (0)172.2832663, E-Mail:
stefan.ad...@nabu.de
 
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