NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 107/20 | 13. NOVEMBER 2020

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Umwelt/Verkehr

NABU: Seeschifffahrt endlich auf Klimakurs bringen 

Miller: Internationale Seeschifffahrtsorganisation muss ambitionierte
Klimaschutzmaßnahmen verabschieden

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Berlin – Anlässlich der am Montag beginnenden Verhandlungen der
Internationalen Seeschiffahrtsorganisation (IMO) über konkrete
Klimaschutzmaßnahmen sieht der NABU erheblichen Nachbesserungsbedarf
beim vorliegenden Beschlussvorschlag, über den kommende Woche abgestimmt
werden soll.

 

„Der vorliegende Kompromissvorschlag ist ein stumpfes Schwert im Kampf
gegen die weiter steigenden Emissionen der Schifffahrt“, kritisiert
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Wenn sich die Vertragsstaaten
auf diesen faulen Kompromiss verständigen, werden die
Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 nochmals um rund 14 Prozent im
Vergleich zu heute steigen. Deutschland darf daher dem vorliegenden Text
nicht zustimmen und muss auf ein wesentlich höheres Ambitionsniveau
drängen. Anders ist die Seeschifffahrt nicht auf Klimakurs zu
bringen. Abgesehen davon würde ein fatales Signal ausgesendet, das die
Branche in ihrer Untätigkeit noch bestärkt.“

 

Der Sektor habe sich jahrzehntelang erfolgreich darum gedrückt, sich an
den internationalen Klimaschutzanstrengungen zu beteiligen. Mit den
Kurzfristmaßnahmen sollten zumindest erste Schritte in Richtung
Emissionsminderung verbindlich festgelegt werden. Versage die IMO
bereits hier, sei dies Ausdruck einer fatalen Unfähigkeit der
Staatengemeinschaft, eine der wesentlichen Treibhausgasquellen effektiv
und nach einheitlichen Standards in den Griff zu kriegen. In der
Konsequenz sei eine Vielzahl regionaler Einzelmaßnahmen zu erwarten, die
die Industrie vor erhebliche Herausforderungen stelle und die
Entwicklung von Effizienztechnologie und emissionsfreien Antrieben
unnötig verzögere.

 

Daniel Rieger, Leiter Verkehrspolitik beim NABU Bundesverband: „Die
Zugeständnisse, der Bundesregierung im Zuge der Kompromissfindung sind
eindeutig zu groß. Beim Erfüllen von Effizienzvorgaben allein auf
Freiwilligkeit zu setzen und auch bereits nach heutigen Standards völlig
veraltete Schiffe noch bis zum Jahr 2030 weiter fahren zu lassen,
zementiert einzig den Status quo. Die Treibhausgasintensität pro
transportierter Tonne müsste bis 2030 um 80 Prozent gemindert werden, um
das Ziel von 1,5°C Erderwärmung einhalten zu können. Zugleich müssen die
Anforderungen an den Schiffsbetrieb verbindlich sein, überwacht und im
Falle von Verstößen auch sanktioniert werden. Alles andere kann nicht
als Fortschritt gefeiert werden. Da gerade deutsche und auch europäische
Unternehmen Weltmarktführer im Bereich Schiffbau sowie maritimer
Effizienztechnologie sind, bietet sich hier zugleich die Gelegenheit,
Klimaschutz und wirtschaftlichen Erfolg zu vereinen.“

 

Zum Hintergrund

Die Seeschifffahrt ist aktuell für rund drei Prozent der weltweiten
Treibhausgasemissionen verantwortlich. Damit emittiert der Sektor mehr
klimaschädliches CO2als die Bundesrepublik Deutschland. Die globale
Schifffahrt wird über die Internationale Seeschifffahrtsorganisation der
Vereinten Nationen (IMO) reguliert. Fortschritte im Bereich des Umwelt-
und Klimaschutzes gestalten sich hier jedoch äußerst zäh. Das Pariser
Klimaschutzabkommen verweist dennoch auf dieses Gremium, um
sektorspezifische Klimaziele festzulegen und ihre Umsetzung
voranzutreiben. 

 

Die Treibhausgasminderungsstrategie der IMO sieht eine Halbierung der
CO2-Emissionen der Seeschifffahrt bis 2050 im Vergleich zum Jahr 2008
vor. Dies ist völlig unzureichend, nicht mit dem Pariser
Klimaschutzabkommen kompatibel und von daher inakzeptabel, da auch die
Schifffahrt im Jahr 2050 vollständig emissionsfrei unterwegs sein muss.
Teil der IMO-Strategie ist die Verabschiedung kurzfristig wirksamer
Maßnahmen, die bereits bis zum Jahr 2023 Wirkung entfalten.

 

Im Vorfeld der nun stattfindenden 75. Sitzung des Umweltausschusses der
IMO, dem Marine Environment Protection Committee (MEPC) wurde unter den
Vertragsstaaten das Dokument J/5.rev1 entwickelt, das der NABU in
wesentlichen Aspekten für unzureichend hält und das nun in der Woche vom
16. – 20. November 2020 zur Abstimmung steht.


Für Rückfragen:
Daniel Rieger, Leiter Verkehrspolitik NABU Bundesverband, Mobil +49
(0)174 1841313, E-Mail: daniel.rie...@nabu.de 
 
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