Wer hat Angst vor Gemeinschaft? Vortrag von Krystian Woznicki im Anschluss Gespräch mit Peter Siller
Café im Frankfurter Kunstverein Steinernes Haus am Römerberg, Markt 44 Freitag, 2.10.2009, 19 Uhr Eintritt frei Weltwirtschaftskrise, Verflüssigung der Gesellschaft, die in die Auflösung des Sozialen zu münden scheint und eine ökologische Totalkatastrophe in spe – wenn sich die Gegenwart so sehr verdunkelt wie zu Beginn des 21. Jahrhunderts, dann schlägt die Stunde der großen Heilsversprechen und Schönfärberei. Hoffnung wird zu einem Wettbewerb um Mehrheiten. Und Glaube zu einem Auschlusskriterium: Wer nicht an die Heilsversprechen und Schönfärberei glauben will, dem droht Exklusion. Die Aussicht auf Inklusion macht die Gegenwart und den Gedanken an das Morgen erträglicher. Davon zeugt auch der paradigmatische Polit-Slogan „Gemeinsam in die Zukunft“. Unter den gegenwärtigen Bedingungen manipuliert medial amplifizierte Betäubung im Zeichen von Paranoia und Eskapismus den Blick auf die Zukunft. Das Begehren, die Zukunft des Zusammenlebens unaufhörlich zu befragen, wird im Zuge dessen deaktiviert. Für eine aufgeklärte Zeitgenossenschaft erscheint dies umso problematischer, insofern sich die dystopisch anmutende Lage als das Ende einer bestimmten Zivilisation samt ihren Ritualen, Ordnungen und Narkoseverfahren lesen lässt. Und in diesem Sinne auch als Transformation, Wendepunkt und Aufbruch in eine neue Ära. Eine derart futurologische Lektüre der Apokalypse lässt sich vortrefflich an einem Film einüben, den Krystian Woznicki, Autor des Buchs „Wer hat Angst vor Gemeinschaft? Ein Dialog mit Jean-Luc Nancy“, in seinem gleichnamigen Vortrag in den Mittelpunkt rückt: „Der Würgeengel“ („El Ángel exterminador“). Das 1962 in Mexiko vollendete Werk des Filmemachers Luis Buñuel wird von einer verstörenden Endzeitstimmung getragen – ursprünglich trug es den Titel „Die Schiffbrüchigen von der Straße der Vorsehung“. Wie schafft es der Film eine Allegorie auf die zivilisatorische Apokalypse zu entwerfen und im gleichen Atemzug eine neue Perspektive auf das Zusammenleben und dessen Zukunft zu eröffnen? Krystian Woznicki stellt Antworten auf diese Frage zur Diskussion. Sein Vortrag findet im Rahmen der von Holger Kube Ventura kuratierten Ausstellung „Gemeinsam in die Zukunft“ statt, die bis zum 4.10. im Frankfurter Kunstverein zu sehen ist. Alle Veranstaltungen zu „Wer hat Angst vor Gemeinschaft? Ein Dialog mit Jean-Luc Nancy“ werden in dem gleichnamigen flickr-Album dokumentiert: http://www.flickr.com/photos/32923...@n05/sets/72157619972316719 Das im Diamond Paper Verlag erschienene Buch ist über die ISBN 978-3-9811050-3-2 bei der Buchhandlung Walter König erhältlich: http://www.buchhandlung-walther-koenig.de Für Rückfragen und Interviews: k...@berlinergazette.de Zu den Gästen: Krystian Woznicki war 1995 bis 1998 Korrespondent der Spex in Tokio sowie Kolumnist der Japan Times und Kurator zahlreicher Projekte (u.a. das Festival „Young Japanese Cinema“ am Filmmuseum Antwerpen). Seit 1999 in Berlin primär als Kulturkritiker und Medienproduzent tätig. Zu seinen kollaborativen Medienprojekten zählen eine Mailingliste zu Krieg und Globalisierung (2001-2006), eine Serie von Readern im Zeitschriftenformat (2002-2004) und das digitale Mini-Feuilleton berlinergazette.de, im Rahmen dessen er seit 1999 zahlreiche Symposien organisiert und zwei Anthologien herausgegegen hat: „McDeutsch“ (2007) und „Vernetzt“ (2009). Als Kulturkritiker schreibt er für Print- und Online-Medien (u.a. Kolumne „Ästhetik der Globalisierung“ in Camera Austria, 2002-2003). Er ist Autor von „Abschalten. Paradiesproduktion, Massentourismus, Globalisierung“ (2008) und „Wer hat Angst vor Gemeinschaft? Ein Dialog mit Jean-Luc Nancy“ (2009). Peter Siller ist Scientific Manager des Exzellenzclusters „Formation of Normative Orders“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zuvor war er Leiter der Abteilung Inland der Heinrich-Böll-Stiftung und Mitglied des Planungsstabes im Auswärtigen Amt. Studium der Rechtswissenschaften und der Philosophie. Er ist außerdem Gründer und leitender Redakteur der Zeitschrift „polar“, die halbjählich im Campus-Verlag erscheint. Zahlreiche Veröffentlichungen zu politischer Philosophie und Praxis, u.a. „Rechtsphilosophische Kontroversen der Gegenwart“ (1999), „Politik als Inszenierung“ (2000), „Zukunft der Programmpartei“ (2002), „Arbeit der Zukunft“ (2006), „Politik der Gerechtigkeit“ (2009).
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