_*SYMPOSIUM "NEXT CYBORG" IM RAHMEN DER ROBÖXOTICA 2010*_ Die Roboexotica ist das weltweite erste und einzige Festival für Cocktailrobotik. Die Cocktailrobotik versteht sich als der Versuch, unterschiedliche bürgerliche Utopien des 20. Jahrhunderts zusammenzuführen und aufeinander abzubilden: Die Cocktailkultur zum einen steht in diesem Zusammenhang exemplarisch für jene spätfordistische Freizeitgesellschaft, die in der Nachkriegszeit propagiert und (zumindest für einen Teil der Weltbevölkerung) ins Werk gesetzt wurde. Roboter zum anderen versinnbildlichen wiederum das Prinzip der Automation und Selbstregulierung der Produktionssphäre. Sie enthalten dergestalt das Versprechen, die Menschen der Zukunft von Arbeit und anderen Unannehmlichkeiten freizusetzen, eben indem diese an Maschinen delegiert werden könnte. Während diese arbeiten, kann der so erzeugte gesellschaftliche Wohlstand gemeinsam genossen und verzehrt werden. Diese Vorstellung einer besseren Zukunft war als utopische Spur der kapitalistischen Technologie stets eingelegt. Und die klassischen Robotermodelle, wie sie von den unterschiedlichen Zukunfts-Narrativen entworfen wurden, „verkörperten“ dieses Versprechen in einer äußerst plastischen und anschaulichen Form. Bis heute fungieren sie als die (schon etwas angestaubten und altmodischen) Symbole einer geschichtlichen Hoffnung, die freilich über den Zeitraum ihrer Entfaltung in eine immer gleiche Zukunftsferne vertagt war. Als künstlicher Arbeitssklave war der Roboter vor allem eines: die adäquate und einzig vorstellbare Utopie des fordistischen Subjekts.
Der Cyborg ist der aktuelle futuristische Horizont, in dem wir agieren. Er ist insofern nicht bloß die Nachfolgegeneration des Roboters und die nächste Evolutionsstufe menschlichen Daseins, die in eins gefasst sind. Unter kapitalistischem Inwertsetzungs-Paradigma ist er vor allem eins: eine weitere Eskalationsstufe der (optimierten) Verwertung des Menschen. Als Zukunftsszenario gehörte der Roboter in die alte disziplinargesellschaftliche Arbeitsumgebung der fordistischen Fabrik. Er träumte davon, deren veräußerlichtes Machtgefälle er ins Mensch-Maschine-Verhältnis verlagern und dergestalt aufheben zu können, zumindest irgendwann in noch nicht absehbarer Zukunft. Dies war ihm jener Trost, den er aus der christlichen Erlösungsutopie herübergerettet hatte. Das Zukunftsszenario der Cyborgs entspricht dem kontrollgesellschaftlichen Paradigma integrierter bzw. integraler Herrschaft, indem es die aktuelle Produktionsverhältnisse (z.B. von Information, Kompetenz und Kompatibilität) als Applikation und Enhancement-Technologie in die Subjekte selbst verlegt und sie dazu zwingt, mit ihnen graduell zu verschmelzen. Dies tun sie jedoch nur noch insofern, um eine bessere Zukunft zu entfalten, weil sie so auf dem spätkapitalistischen Menschenmarkt zu bestehen hoffen können. *SYMPOSIUM "NEXT CYBORG"* Freitag, 3. Dezember, 16 Uhr Studienzentrum des Filmarchiv Austria, Obere Augartenstrasse 1, 1020 Wien Günther Friesinger: Next Cyborg Mela Mikes: For Cyborgs, Forever ago.Übersetzung einer Denkfigur ins Web 3.0? Thomas Ballhausen: Wer hat Angst vor dem Cyber-Archiv? *BUCHPRÄSENTATION "GEIST IN DER MASCHINE" (Turia & Kant, 2010)* Was ist eigentlich Geist? Eine Funktion des Gehirns oder eine nicht-materielle Seinsweise? Benutzt der Geist das Gehirn zum Denken, oder umgekehrt? Was macht den diskutierten Geist in der Maschine aus? Fragen wie diese wurden bei der renommierten Veranstaltung Roböxotica diskutiert und im Rahmen von Vorträgen in einen umfassenderen medialen Kontext gestellt. Kybernetik war dabei ebenso ein Ansatzpunkt wie eine kritische medienkomparatistische Herangehensweisen oder neuere filmtheoretische Konzepte. In ihrer Zusammenschau bieten die hier versammelten Forschungsarbeiten, die für sich als Einzelanalysen bestehen können, einen Überblick über aktuelle medienwissenschaftliche Diskurse und deren gesellschaftliche Relevanz. Mit Beiträgen von u.a. Peter Asaro, Thomas Ballhausen, Verena Bauer, Cory Doctorow, Alexander Edelhofer, Frank Hartmann, Kerstin Ohler, Marie Minot, Frank A. Schneider und Martina Wunderer. Link: http://www.amazon.de/Geist-Maschine-G%C3%BCnther-Friesinger/dp/3851325591/ref=sr_1_21?s=books&ie=UTF8&qid=1291124620&sr=1-21 *ÜBERRASCHUNGSFILM ZUR ROBÖXOTICA 2010* Brigitte Forster: Einleitung *EMPFANG * *Fortsetzung des Symposiums am 4. 12. mit Artist Talks * mo.ë, Thelemangasse 4/1, 1170 Wien Panels und artist talks mit Sean Bonner (Los Angeles), Jane Tingley (Montreal), Anouk Wipprecht (Niederlande), Jesse Zbikowski (San Francisco) und Phil Stearns (New York City). *Links:* www.roboexotica.org www.filmarchiv.at
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