Die Methapher "Tastaturkotze" ist genauso naheliegend wie abwegig. Sie ist naheliegend, um den beobachtbaren Massenphänomen der Hasskommentare wie sie im Internet auftauchen, in eine sprachliche Form zu bringen, die das Beobachtete aus den spezifischen Beobachtungsoperationen ableitet, die durch das Internet entstehen. Aber in dem Augenblick, in dem ein origineller sprachlicher Ausdruck gefunden wird, erzwingt dies beinahe die abwegige Vermutung, man hätte es mit einem für das Internet typischen Phänomen ohne Vorbild, ohne Vorgeschichte zu tun. Es bedarf aber keiner langen kulturhistorischen Abhandlung um zu verstehen, dass der öffentliche Raum schon immer, seit Entstehung von Urbanität, überall auf der Welt als Medium für die Verbreitung von Schrift und Bild benutzt wurde. Und weil der öffentliche Raum nicht ohne eine Differenz zum privaten Raum beobachtet und in Anspruch genommen werden kann, liegt es nahe, ihn auch zur Verbreitung von Schund, Hass und Propaganda zu nutzen.
Vollständig:
http://differentia.wordpress.com/2011/11/22/tastaturkotze/

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