Von: Matze Schmidt Betreff: Dearest Tinkebell, Datum: 25. Juni 2009 Nicht An: tinkebell(at)tinkebell.com
Ich koennte jetzt schreiben: Du Hure, ist Dir klar, dass du irgendwie sterben wirst dafuer, dass Du die Hassmail geschrieben hast? Auf deine MySpace-Identitaet scheisse ich. Dass Du fuer Fair-Trade bist und gegen Kinderarbeit und dem Buddhismus, dieser Leidenssklaverei, huldigst und alle Wesen liebst, hilft Dir wenig. Das gute Web 2.0 ist VERGANGENHEIT, hat nie existiert und gab es NIE. Kein Tier auf den Buechern von O'Reilly bringt den vom Benutzer generierten Mehrwert wieder, das ist vorbei, die von Netzwerken multiplizierten Effekte (http://www.oreilly.de/ catalog/web2strategyger/toc.html) sind laercherliche Fontainen (http://www.koert.com/work/datafountain) der Boersenkurse im Wind. Aber vielleicht hat Koert van Mensvoort ja recht, und man muss das Paradox leben und umdeuten. Onlinemenschen, zu Hause nett, im Show-Netz zu nett, anonyme Killer. Allerdings ist Koeperlichkeit/Physis und das Materiale im Gegensatz zum Daten-Symbolischen auch Mensvoort's Thema. Es muessen schon echte Koeperlichkeiten herauskommen. Steigende und fallende Waehrungskurse in Form von Fontainen deuten auf die Anmaszung des Phantastischen, auf die morbide Schoenheit von gekauften und verkauften Krediten. Aber muss hier moderiert werden? Mensvoort schlaegt nicht ohne Zynsimus gegenueber dem menschenverbindenden Internet das Gespraech vor: Jetzt, wo ich dich kenne, du Hassmailer, komme ich vielleicht auf einen Kaffee vorbei. Aber auch das, der produktive Widerspruch kann die Repressive Toleranz, leb Dich aus und zwar wortwoertlich, nicht stoppen. Gehirnwaesche und Kanalisierung sehen sich zum Verwechseln aehnlich. http://www.flickr.com/photos/silvertje/1843698352/ = Koert van Mensvoort & Arjo Kramer (Director Legal & Business Affairs at SBS Broadcasting B.V.) oder Arjo Klamer (The Value of Culture) ...? Ist das die Demaskierung des semi-oeffentlichen A-Diskurses in der investigativ-analytischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen (Tabu-)Themen? SCHEISSE! Scheiss nicht drauf! Die Demaskiererin muss sich ebenfalls selbst demaskieren, um Identitaet fest zu stellen. Und sie muss den anderen mit der noetigen Verstaerkung vorspielen was diese tun. Bist du scheisse! Du Opfer. »Bist Du taeter«. Das Substantiv wird adjektivisch. Aus der Substanz des Subjekts wird Beschaffenheit oder Beziehung, aber die Festlegung auf die immerwaehrende soziale "Rolle" des Subjekts endet an dieser Stelle. Du bist wie ein Taeter, taeterhaft und Prototaeter, aber kein Taeter. 700 Seiten _Dearest Tinkebell,_ mit dem ganzen ausgekotzen FremdHASS und SelbstHASS aendert auch nichts an moerderischen Mentaliaeten. Der Mord kommt mir hoch, Tinkebell hat den Tod gezeigt oder etwas, das wie ein symbolischer Tod aussieht. Der darf nicht sein. Was der Praeparator macht oder der Metzger muss im Verborgenen bleiben oder staendig aufgeklaert werden. Man koennte meinen, Tinkebell haette nicht nur Tiere aufgerissen, enthaeutet, umgestuelpt, um sie weiter zu verarbeiten, in Beutel oder Taeschchen oder Stofftiere, die man umdrehen kann, das Innen nach Aussen, das dann ein Anderes ist, aus einem Hund wird ein Katze, also Spiel-Tiere mit Identitaetswechsel, weiterzuverarbeiten in die wirklichen Spiel- und Launezeuge, die sie sind, Haustiere als "Partner", die sie nicht mehr sind, sondern sie hat zusammen mit Coralie Vogelaar auch das 'Konzept' der isolierten Persoenlichkeitsperson aufgerissen, das originaere immer originelle Individuum, um zu sehen was fuer eine Scheisse in Deinem Gerede zustandekommt. Die Scheisse, das Tote, mit der man umgehen muss. Aber klar, da Du selber Kuenstlerin bist, haelst Du Dich fuer keine Sklavin. Das Image des Kreativen ist die Freiheit. Die kann man sofort haben. Eroeffne ein Profil. Du liebst Deine Kinder und Deine Familie und die Dich lieben. Diese ganze Ich-Spiegelungsscheisse kotzt mich an. Wenn Du Vegetarierin bist, ist das noch keine Garantie fuer Deine Aufgeklaertheit oder Deine Emazipation von der Ware, die nie gelingen kann solange die Ware warenhaft ist. Oder ist es nur Dein Monster, das fuer Dich spricht? Dein Text, selbst der ist nicht Deiner, der ist Dein Koerper, den Du verkaufen musst, ohne wirklich Lohn dafuer zu bekommen. Denn die Logik des zweiten Internet ist ja, dass jeder fuer seine Produktivitaet bezahlt. In moeglichst grossen Lettern, heilig und auf jeden Fall mystisch und Fotos gegen die Erkenntis, umgesetzt in nur symbolisches Handeln, Handeln ohne zu handeln aber mitten im Handel. STIRB! Du Monster. Du bist Dein Laecheln nicht wert. Du liebst Deinen Hund? Und ist er Dein Objekt, bist Du sein Objekt? Ist Dein Hund Dein Ding? Und bist Du sein Ding: http://pauwenwitteman.vara.nl/Archief- detail.113.0.html?&tx_veguestbook_pi1[pointer]=8&tx_ttnews[tt_news]= 11191&tx_ttnews[backPid]=111&cHash=2b51618765 ? "Mit welchen Mitteln kann man ueberhaupt noch was aus den Leuten rausholen?" Fruehstueck im Pelz. Ueber die Pelztasse, gebaut von Meret Oppenheim, geht Tinkebell nicht unbedingt hinaus. Das Buch mit allen E-Mailadressen und Postadressen der vielleicht echten Menschen ist geschrieben worden von denen, die es nie schreiben wollten. Da ist die Nutzergenerierte Kunst, die wir alle nicht wollten. Das soziale Readymade gegen die den Alltag romantisierende ganzheitlich poetischen Lebensform der Surrealisten, gegen die Begabtheit der Kuenstler. Was man braucht sind Suchmaschinen und redaktionelle Arbeit! Ausloeser muss kein scheiss Kunstwerk sein, keine Provokation, kein Setting. Der Mensch als Ware ist Web: http://www.fashionmodeldirectory.com/images/identify/0_1214457463.jpg Oder wie war das noch? Schullehrer sind inzwischen Coaches ihrer Schueler, Politiker neuerdings Moderatoren zwischen Kapital und Arbeit, Manager sowieso Kuenstler. Der einzige Unterschied besteht darin, einen Satz wie "Warum bringst du nicht auch deine Mutter um und machst eine Geldboerse aus ihr" nicht zu zensieren, sondern ihn lesbar zu machen. Ihn also in die Allgemeinheit zu ueberfuehren. Die Online-Exhibitionisten, die so moerderisch laecheln (http://fast. mediamatic.nl/f/sjnh/image/757/77394-400-525.jpg), kriegen sich nie. Eine Defetischisierungskampagne kann da helfen. Wurde hier jemand entlarvt? Die Person als Personschau, als Maske? Ist hinter der Maske des Charakters einer falschen Welt die richtige Person auffindbar, die unentfremdet sich zeigt, hinter der sich nichts mehr verbirgt?: http://commons.wikimedia.org/wiki/File: Rembrandt_Van_Rijn,_Die_Anatomiestunde_des_Dr._Nicolaes_Tulp.jpg oder http://www.onlinekunst.de/rinder/schlachtung/768_rembrandt_r_ ochse.jpg ... Loesen wir die Dinge zusammen mit Niels Huijbregts von XS4ALL ohne Stress, ohne Ueberprodukt? Dem faellt auf, dass die sozialen Netze in 3d umschlagen. Etwas, was die "Access for all"-Bewegung immer wollte, aber nicht so. Der MeinRaum, Rueckzug ins Oeffentliche und Offenbarungseid. Junge Maenner und Frauen kopieren auf Fotos die Fotos von XXX-Onlineportalen, die sie gefaelligst nur zu beschicken haben aber nicht demokratisch kontrollieren duerfen. Eine demokratische Kontrolle der Mitttel waere moeglicherweise ein Anfang vom Ende des sauberen Profits der freundlichen Zugangsanbieter. Doch die Artikulationsform Porno bleibt verboten weil ihre Praxis die Zucht und Ordnung der Libido stoert, und ist deshalb geil. Die Angst vor der Kinderpornographie ist in Wahrheit die Angst vor dem Verlust der Kontrolle seitens der herrschenden Macht, die das Netz sicher machen will, um den realen Markt fuer den unmenschlichen Porn nicht reell werden zu lassen, der er ist. Die folgliche Zensur, also Verbot, ist Verdraengung, wirklich Zensur, also Ueberwachung, also Krisenreaktion und das Zugestaendnis, dass Kinder im Rechtsstaat zu laechelnden Huren und Hehlern und Sklaven erzogen werden. Zu Tiermenschenrechtlern, supernetten Antihumanisten. "Dieser Lifestyle ist inzwischen eine echte Revolution geworden", sagt Che Guevaras Enkelin Lydia Guevara (siehe People for the Ethical Treatment of Animals http://www.peta.de/web/lydiaguevara.2336.html). Die Tierrechtler "bekaempfen die Sonderrolle des menschlichen Tiers" und sprechen auch mal vom "Holocaust auf Ihrem Teller". Fazit: Im Internet bin ich kein Hund. Im Gegenteil, in der anonymen Invidualvermassung und Enthemmung bin ich gesellschaftliches Wesen mit dringender Reflektionsoption. Wenn die Antispeziesisten, also die wahren wahren Tierfreunde den Dualisimus Mensch-Tier ablehnen und gegen Menschen zu handeln beginnen, erkennen sie ihre eigene menschliche Sonderstellung nicht, die sie zwingt, anders zu sein als jedes Wesen ohne Bewusstsein -- auch wenn Gehirnforscher eben dieses Menschen nun absprechen und Fleischefresser das wiederum als Kraenkung abtun. PETA tut so, als waeren Rechte und Leben fuer Menschen durchgesetzt und Gesellschaft frei, das fuer Tiere zu tun obwohl nur ein gesamtoekologischer Blick mit einer Kritik an der kapitalistischen Produktionsweise die moerderischen Verhaeltnisse angehen kann. Radikale Tierliebe fuer den "Frieden auf Erden" ist eher eine Ersatzreligion.* Tinkebells Ansatz ist da weniger didaktische Aufklaerung als Spiegelung. Tinkebell schrieb auf den Ruecken ihre Buches "Looove TINKEBELL.". Truegerisch! _______________ * Hier ist Jutta Ditfurths Buch _Entspannt in die Barbarei: Esoterik, (Oeko-)Faschismus und Biozentrismus_ empfehlbar. Matze Schmidt Tinkebell und Coralie Vogelaar. _Dearest Tinkebell,_. Amsterdam, 2009. ISBN 978 90 89101 29 7 www.tinkebell.com aus: n0name nachrichten #141 Sa., 27.06.2009 11:04 CET -- GRATIS für alle GMX-Mitglieder: Die maxdome Movie-FLAT! Jetzt freischalten unter http://portal.gmx.net/de/go/maxdome01 -- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/