Re: War: Leserbriefe auf den Nachdenkseiten ist Handreichung für den Umstieg auf Freie Software

2018-04-08 Diskussionsfäden Christian Carlowitz
Hallo,

Am 08.04.2018 um 13:58 schrieb Wolfgang Romey:
> Ich habe im Gespräch mit dem Mitarbeiter eines kleinen, kritischen Verlags 
> das 
> Argument gehört, die Korrektur-Funktion von Word sei viel komfortabler als 
> die 
> von libreoffice. Kennt hier jemand beide und kann was dazu sagen?

da gab es letztes Jahr einen Test in der ct [0], den ich der Erfahrung
nach bestätigen kann. Demnach gibt es kein schwarz und weiß, die meisten
Programme haben Stärken und Schwächen. In Libreoffice ist die
Tippfehler-Erkennung recht gut, hat in Word aber eher Schwächen. Bei der
Grammatik ist es anders herum, ebenso in anderen Bereichen (groß/klein
usw.). Beide kommen aber an den proprietären Duden Korrektor nicht heran
(bspw. in Softmaker integriert).

Libreoffice verwendet Hunspell. Ist das eigentlich das Optimum, oder
gibt es noch bessere freie Lösungen?

Viele Grüße,

Christian


[0]
https://www.heise.de/ct/ausgabe/2017-18-Rechtschreib-und-Grammatikpruefungen-aktueller-Textprogramme-3799325.html
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Re: Unfreie Software an deutschen (Hoch-)Schulen

2018-04-05 Diskussionsfäden Christian Carlowitz
Hallo,

Am 04.04.2018 um 19:31 schrieb Theo Schmidt:
> Am 04.04.2018 um 09:52 schrieb Erik Albers:
> ...
>> was Unternehmen angeht ist mir mal eine interessante Broschüre von
>> Lobbycontrol in die Hände gefallen:
>> https://www.lobbycontrol.de/wp-content/uploads/Lobbyismus_an_Schulen.pdf
> 
> Hier wird bezüglich Informatik der Calliope Mini kritisiert. Ist das
> gerechtfertigt? Ist das unfreie SW?

da würde mich auch mal interessieren, wie das genau aussieht. Die
Hardware an sich wird nicht so sehr das Problem zu sein. Design und
Firmware scheinen auf den ersten Blick frei zu sein, auch wenn man die
Hardware-nahen Bibliotheken noch prüfen müsste, da sind manchmal
Einschränkungen versteckt (z.B. "darf nur mit unseren Prozessoren
verwendet werden"). Grundsätzlich ist das Ding ein Fork vom BBC micro:bit.

Ich sehe zwei Probleme:

1. Programmiert wird es anscheinend ausschließlich über Webdienste
(SASS), deren Lizenz mir z.T. unklar ist (vor allem der "Calliope Mini
Editor"). Jedenfalls konnte ich auf Anhieb weder deren Quellcode/Lizenz
noch eine alternative lokale Toolchain zur Programmierung finden. Einige
Einzelteile findet man zwar auf Github, es entsteht jedoch der Eindruck,
dass es einem hier schwer gemacht wird.
Hinter den anderen Diensten (PXT bzw. OpenRoberta) stehen Microsoft bzw.
Fraunhofer/Google. Ersterer hat eine unklare Lizenz (Klick auf
Nutzungsbedingungen führt zu nicht vorhandener Seite, ein zumindest
ähnlicher Code ist unter MIT Lizenz auf Github zu finden, identisch mit
"MakeCode"?), der zweite Dienst reklamiert "Open Source" für sich,
müsste aber mal recherchiert werden, da das Projekt recht groß und
unübersichtlich ist.

2. Einige große Firmen treten als Sponsoren auf für die Verteilung an
den Schulen. An sich sehe ich das nicht so sehr als Problem. Hinzu kommt
jedoch, dass Google anscheinend eine starke Position in der
Lehrerausbildung hierfür hat [0].

Insgesamt scheint mir das ganze System viele Parallelen zu Android zu
haben: Der Kern ist zwar schon frei, der Überbau (UI) und das große
Ganze wird jedoch von Unternehmen zumindest als Betreiber kontrolliert,
wodurch diese einen Fuß in die Tür bekommen ohne Aufsicht mit
unbeschränktem Einfluss (und verwenden z.B. schon Tracking-Cookies zu
"Analysezwecken"). Ähnlich wie bei Android ist damit ein Vendor-Lockin
und/oder die sukzessive Einführung proprietärer Bestandteile in Zukunft
nicht ausgeschlossen, sobald sich diese Plattformen etabliert haben.


Viele Grüße,

Christian


[0] https://www.taz.de/!5454518/

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Re: Empfehlung für NAS mit Kalenderserver?

2018-02-06 Diskussionsfäden Christian Carlowitz
Hallo,

Am 22.01.2018 um 08:52 schrieb Max Mehl:
> # Torsten Grote [2018-01-21 16:25 +0100]:
>> On 01/21/2018 06:46 AM, Stefan wrote:
>>> Ich werde mir Synology näher ansehen.
>>
>> Es sei darauf hingewiesen, dass Synology unfreie Software ist.
>>
>> http://www.freenas.org/ scheint hingegen Freie Software zu sein und hat
>> ein ownCloud/nextCloud Plugin, dass als Kalenderserver dienen kann.
> 
> Danke für den Hinweis. Ich habe selbst seit ~1 Jahr eine FreeNAS-Box,
> mit der ich größtenteils recht zufrieden bin.
> So komfortabel wie eine Synology ist es allerdings nicht: Man benötigt
> schon etwas tiefergehende Kenntnisse und/oder Durchhaltevermögen beim
> Lesen von Manuals, um überhaupt das RAID richtig aufzusetzen. Ich meine
> mich zu erinnern, dass Synology da wesentlich einsteigerfreundlicher
> war, aber natürlich zum Preis von Softwarefreiheit.
> 
> Über die FreeNAS-Seite lassen sich aber wohl auch vorkonfigurierte
> Geräte kaufen.
> 

was mir noch dazu einfällt wäre die FreedomBox (ein Debian Pure Blend)
[0]. Hat jemand Erfahrungen damit? Der Beschreibung nach wäre das ja
genau das Richtige.

Viele Grüße,

Christian Carlowitz


[0] https://wiki.debian.org/FreedomBox
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Re: Freie Software bei EU-Förderungen bevorzugt?

2017-11-29 Diskussionsfäden Christian Carlowitz
Hallo,

Am 26.11.2017 um 23:29 schrieb Joerg Zender:
> 
> ich arbeite auch an einer Universität. Wir haben ein EU-Projekt
> beantragt, eine Strategische Partnerschaft und die EU hat ihre
> Richtlinien für die Bewertung dieser Anträge veröffentlicht:
> 
> https://ec.europa.eu/programmes/erasmus-plus/sites/erasmusplus/files/2017-expert-guide_en.pdf
> 
> 
> Da findet man auf Seite 38 und gleichlautend auf Seite 42 einen Absatz
> über Kriterien:
> 
> "If  relevant,  the  extent  to  which  the  proposal describes  how
> the  materials,  documents  and media  produced  will  be  made  freely
> available and promoted through open licences, and does not contain
> disproportionate limitations"
> 
> Und dieser Geist findet sich auch in den weiteren Kriterien. Da wird
> "open access" gefordert für alle Materialien, Schriftstücke, Filme,
> Websiten, Software, usw. die im Rahmen der EU-Förderung produziert werden.
> Aus der Antragspraxis kann ich auch berichten, dass sowohl die Gutachter
> als auch die Natioanlen Agenturen sehr auf die Einhaltung pochen. In
> unserem ersten Antrag wurde das nicht klar genug herausgestellt, da gab
> es Punktabzug für. Auf einem Treffen mit der nationalen Agentur DAAD
> haben die Vertreter auf Nachfrage nochmals betont, dass der freie Zugang
> in jedem Fall gewährleistet sein muss. Da gab es einen Streit, was mit
> Publikationen im Rahmen der EU Förderung wäre, weil die Zeitschriften
> das ja nicht erlauben würden. Die Antwort war, dann darf man nur in
> Zeitschriften publizieren, die es auch ermöglichen, dass Artikel frei
> verfügbar sind.
> 
> Das gilt fürs Antragswesen. Zum Hintergrund, die EU hat die
> verschiedenen Förderprogramme, Eramsus, Comenius, usw. alle zu Erasmus+
> zusammengefasst. Gute Auskünfte erteilt der DAAD, einfach rausfinden,
> wer für das spezifische Forschungsprogramm dort verantwortlich ist.
> 

dabei sei v.a. auch auf Horizon2020 als Forschungsprogramm hingewiesen
[0], wo auch explizit "open access" für Publikationen gefordert wird.
Hier sind in den Bedingungen z.B. Artikel 43 und 44 sehr interessant
[1]. Dabei wird auch auf "open data" hingewirkt, ist aber keine
Bedingung. Leider gibt es keine weitergehenden Anforderungen, was
Software anbetrifft, da besteht m.E. viel Spielraum, sofern im Grant
keine Auflagen gemacht werden. Die Partner im Projekt müssen sich im
Prinzip auf eine Linie einigen und dürfen bzw. sollen die Ergebnisse
"verwerten". Nur exklusive Lizenzierung ist mit Vorbehalten
versehen. Da aber anscheinend keine Beschränkungen hinsichtlich der Art
der Verwertung gemacht werden, dürfte das eine Veröffentlichung als
Freie Software auch nicht ausschließen.

Leider steht bei vielen Programmen auch die Wirtschaftsförderung
mit im Fokus, wodurch Maßnahmen wie Patentierung und Ausgründung von
Unternehmen (unter Einbringung der Ergebnisse in proprietärer Form)
meiner Beobachtung zufolge durchaus gerne gesehen sind. Ohne eine klare
Vorgabe seitens der EU dürfte sich hier nicht viel ändern, zumal sich
nationale Stellen zur Forschungsförderung (z.B. DFG) mit etwas
Verzögerung nach dem Vorbild der EU richten dürften. Immerhin macht dies
schon mal "Open Access" und "Open Data" möglich, dies muss aber
konsequent weitergeführt werden, sonst bleibt es bei einem halbherzigen
Versuch. PMPC ist daher hierfür sehr positiv zu sehen.

Für ein potentielles Nachfolgeprogramm (nach 2020) wäre es daher
sinnvoll, auf eine Ausdehnung auf Software hinzuwirken. Hinsichtlich der
wirtschaftlichen Verwertung bestünde hier auch die Chance,
Geschäftsmodelle auf Basis Freier Software voranzutreiben, sofern der
Transfer weiter als Aspekt verfolgt werden soll.

Viele Grüße,

Christian Carlowitz


[0] https://ec.europa.eu/programmes/horizon2020/
[1]
ec.europa.eu/research/participants/data/ref/h2020/legal_basis/rules_participation/h2020-rules-participation_en.pdf




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