Re: Frauen in der Informatik

2018-01-18 Diskussionsfäden Dr. Michael Stehmann
Hallo,

meine Erfahrung hat mich zur Erkenntnis geführt, dass es zielführend
ist, Frauen als Menschen zu behandeln:

Frauen und Mädchen brauchen, wie Jungen und Männer, Anerkennung und
Bestätigung, von ihren Eltern und ihrer Familie, Erzieherinnen und
Erzieher, Lehrer und Lehrerinnen, von ihrer peer bzw. peeress group und
natürlich auch durch andere Projektmitglieder.

Dabei ist es hinsichtlich der Mint-Fächer sicherlich wichtig, dass sich
diese Bestätigungen eben auf solche Verhaltensweisen bezieht, die leider
auch heute noch als eher "männlich" gelabelt werden.

Dass "viele Freie Software-Projekte eher elitär und abweisend" wären,
entspricht nicht meiner (allerdings nur mittelbaren) Erfahrung. Debian,
ein sehr großes Projekt, hat mit den Debian Women, bei denen auch solche
Menschen mitmachen dürfen, die sich als männlich empfinden, eine gute
Anlaufstelle nicht nur für Frauen geschaffen. Natürlich wäre dieses
Projekt nicht ohne die Initiatorinnen, die starke Persönlichkeiten sind,
zustande gekommen.

Auch andere Projekte sind über jede MitarbeiterIn froh und sparen meist
nicht mit entsprechender Anerkennung. Dabei kommt es aber eher auf die
nachhaltigen Beiträge an, als auf das Geschlecht.

Unsere Aufgabe könnte es sein, Projekte und Projektmitglieder in einem
solchen Verhalten zu bestätigen und zu bestärken.

Gruß
Michael



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Re: Frauen in der Informatik

2018-01-17 Diskussionsfäden Ricardo Wurmus

Max Mehl  writes:

> # Antje Kazimiers [2018-01-15 19:51 +0100]:
>> Der Artikel betrachtet nicht Open Source im Bereich Bildung, aber ich
>> fände es gerade für die FSFE interessant, ob freie Software in
>> irgendeiner Art ausgleichend auf das Geschlechterverhältnis wirkt, das
>> Frauen mehr Interesse entwickeln, vl. sich auch eher für das Studium der
>> Informatik entscheiden.
>
> Ich habe dazu leider auch keine belastbaren Zahlen, aber trotzdem neige
> ich dazu, dem zuzustimmen.

Im Prinzip sollte das so sein.

Leider sind meiner Erfahrung nach viele Freie Software-Projekte eher
elitaer und abweisend, und machen generell nur wenige Bemuehungen, ein
angenehmes Klima zur Zusammenarbeit zu schaffen (siehe zum Beispiel
Umgangsformen in beinahe beliebigen Projekt-IRC-Kanaelen).  Das fuehrt
oft dazu, dass nur jene, die es sich leisten koennen, aeusserst
hartnaeckig zu sein und auch nicht davor zurueckschrecken Ellenbogen
einzusetzen tatsaechlich an dem Projekt mitwirken koennen.

Mir sind leider nur sehr wenige echte Gemeinschafts-Projekte (also nicht
solche, die hauptsaechlich von Firmen getragen werden) bekannt, die
erfolgreich neue Mitwirkende aus Kreisen rekrutieren koennen, die in der
Industrie seit Jahren unterrepraesentiert sind.

(Zur Referenz: Diversitaet in Tech-Unternehmen:
https://informationisbeautiful.net/visualizations/diversity-in-tech/)

Ich habe den Eindruck, dass Freie Software-Projekte generell deutlich
homogener sind als die Gruppen in Unternehmen, die proprietaere Software
schreiben.

Es gibt Projekte wie Outreachy[1], bei denen Software-Projekte
Praktikanten aus unterrepraesentierten Gruppen finanzieren und deren
Teilnahme an Projektarbeiten ermoeglichen und foerdern koennen.  Debian,
Fedora, Red Hat, Mozilla, Tor, und einige andere sind aktuelle
Sponsoren.  (In eigener Sache: GNU Guix befindet sich gerade im
Anmeldungsprozess.)

Meiner Meinung nach brauchen wir mehr solcher Projekte, die sich
anstrengen, fuer neue moegliche Kontributoren (ausserhalb der Gruppe
derer, die sowieso schon an freier Software mitarbeitet) attraktiv zu
werden.

[1]: https://www.outreachy.org/

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Ricardo

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Re: Frauen in der Informatik

2018-01-16 Diskussionsfäden Max Mehl

Hallo Antje,

# Antje Kazimiers [2018-01-15 19:51 +0100]:

Der Artikel betrachtet nicht Open Source im Bereich Bildung, aber ich
fände es gerade für die FSFE interessant, ob freie Software in
irgendeiner Art ausgleichend auf das Geschlechterverhältnis wirkt, das
Frauen mehr Interesse entwickeln, vl. sich auch eher für das Studium der
Informatik entscheiden.


Ich habe dazu leider auch keine belastbaren Zahlen, aber trotzdem neige
ich dazu, dem zuzustimmen. 


Ein schöner Vorteil an Freier Software ist der transparente
Entwicklungsprozess und die Möglichkeit, auch mit recht wenig
verfügbarer Zeit an einer Verbesserung eines Projektes teilzuhaben.
Zudem sind nicht nur Programmierer gefragt, sondern auch Designerinnen,
Übersetzer, Tester, Fehlersucherinnen (jeweils w/m natürlich). Dadurch
können auch Leute für Softwareprojekte begeistert werden, die nicht den
klassischen Informatikkarrieren gefolgt sind. Dies sind nun einmal mehr
Frauen als Männer, von daher scheint Freie Software tatsächlich ein
"Ausgleich" zu sein, den Du angesprochen hast.

Viele Grüße
Max

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Max Mehl - Program Manager - Free Software Foundation Europe
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