NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 108/19 | 25. SEPTEMBER 2019
Umwelt/Agrar/Wald
NABU zur AMK: Arten- und Klimakrise jetzt durch Umbau der Landnutzung
stoppen
Miller: Bund und Länder haben Tragweite der ökologischen Krise noch
nicht verstanden
Berlin/Mainz – Zur heute beginnenden Agrarministerkonferenz von Bund
und Ländern in Mainz fordert der NABU, Land- und Forstwirtschaft
deutlich klima- und naturverträglicher auszurichten. „Bund und Länder
haben die Tragweite der Klima- und Artenkrise bislang nicht verstanden.
Eine Million Arten könnten aussterben, wir riskieren Schädlingsplagen,
Extremwetter und Bodenverlust. Bei der Arten- und Klimakrise geht es um
nicht weniger als unser Überleben – und auch das der Land- und
Forstwirtschaft“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. In ihrem
Klimapaket vernachlässige die Bundesregierung die nötigen Veränderungen
im Bereich der Landnutzung sträflich.
Die Folgen der Krise sind längst spürbar: Dürren nehmen zu, Wälder und
Böden trocknen aus, die Insektenwelt verliert Arten und die Masse an
Bestäuber. Vergangene Woche erst erklärte die Bundesregierung, dass sich
Äcker, Wiesen und Weiden in katastrophalem Zustand befinden. Heute berät
Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner zudem über die Zukunft der
Wälder und die jüngsten Dürreschäden.
Der NABU fordert Bund und Länder auf, sich jetzt für eine klima- und
naturverträglichere EU-Agrarpolitik (GAP) einzusetzen, die der Natur
deutlich mehr Platz einräumt. Nur die GAP könne die nötigen finanziellen
Rahmenbedingungen für den Wandel schaffen. Fördergelder müssten an eine
klare „space for nature“-Regelung geknüpft werden: Erhalten darf sie
nur, wer zehn Prozent seiner Fläche für die Artenvielfalt freihält –
ohne Ausnahme.
Auch müssten die von Bund und Ländern national bereitgestellten Mittel
für Wald-Sofortmaßnahmen an klare ökologische Kriterien geknüpft werden.
Öffentliches Geld dürfe nur fließen, wenn es der Stärkung des
Waldökosystems diene, wie einer naturverträglichen Waldwirtschaft,
dem Waldumbau, der ökologischen Wiederbewaldung und der dauerhaften
Ausweisung von Naturwäldern. Eine Subventionierung der Forstwirtschaft,
die den Status quo erhält und auf eine Maximierung des Holzertrags
hinwirkt, dürfe es nicht geben.
Auf diese Weise würden künftig wieder mehr Hecken, Bäume, Feldränder,
Brachflächen, artenreiche Wiesen und Weiden sowie Moore erhalten bleiben
und als Klimasenken Kohlenstoff binden. Gleichzeitig könne sich so die
Artenvielfalt erholen. „EU-weit müssen darüber hinaus mindestens 15
Milliarden Euro pro Jahr für Landwirte und Waldbesitzer als Anreize für
weitergehende Naturschutzmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Den
Schutz unserer Lebensgrundlagen gibt es nicht zum Nulltarif", so Miller.
Bislang machen die EU-Agrarsubventionen rund 40 Prozent des
EU-Haushalts aus, mehr als sechs Milliarden Euro fließen pro Jahr nach
Deutschland. „Verglichen mit anderen Branchen hat die Landwirtschaft
einen großen Vorteil: Das Geld für den notwendigen Wandel ist da. Die 60
Milliarden Euro aus Brüssel müssen nur umwelt- und klimafreundlich
verteilt werden. Doch ausgerechnet der Deutsche Bauernverband und das
Bundeslandwirtschaftsministerium versuchen diese Reform nach Kräften zu
verhindern. Damit schaden sie ihrer eigenen Branche“, so Miller.
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