Die Leiden der Neuen Musik

Das Buch „Die Leiden der Neuen Musik“ möchte zur Klärung der Ursachen für
den relativ geringen Rezeptionserfolg der Neuen Musik des 20. Jahrhunderts
beitragen. Da eine umfassende Betrachtung den Rahmen sprengen würde,
fokussiert die Untersuchung auf den Entwicklungszügen, die mit der Zweiten
Wiener Schule und den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in
Darmstadt assoziiert werden. Im ersten Teil wird zum besseren Verständnis
der Situation der Neuen Musik eine Reihe von historischen Entwicklungen
skizziert, die Musikleben und Musikanschauung des 20. Jahrhunderts
entscheidend mitgeprägt haben und deren Konsequenzen mitunter bis in die
Gegenwart hinein wirksam geblieben sind. Im zweiten Teil werden die
musikalischen Motive dafür erörtert, weshalb der Neuen Musik seitens des
Publikums vergleichsweise wenig Zustimmung zuteil geworden ist. Es wird
davon ausgegangen, dass sich bereits im frühen 20. Jahrhundert eine Kluft
zwischen den ästhetischen Vorstellungen der Komponisten und den
Erwartungen und Wünschen der Hörer aufgetan hat, die bislang nicht
überbrückt werden konnte. Die Tatsache, dass die Tonsprache der
abendländischen Kunstmusik zugunsten der Profilierung des Personalstils
nach und nach an Verbindlichkeit einbüßte, wird als Ausgangspunkt der
Entfremdung zwischen Komponist und Hörer betrachtet. Als zweiter und wohl
schwerwiegendster Faktor in diesem Prozess wird die Preisgabe der
Tonalität geltend gemacht. Da das Phänomen „Tonalität“ innerhalb der
Musikforschung ein bislang ungelöstes Problem darstellt, werden zunächst
Tonalitätsbetrachtungen des 19., 20. und frühen 21. Jahrhunderts angeführt
und diskutiert. Das Kapitel beinhaltet auch eine ausführliche
Auseinandersetzung mit der Atonalität Schönberg'scher Prägung, namentlich
mit den verschiedentlichen Versuchen ihrer theoretischen Rechtfertigung,
mit ihren musikalischen Konsequenzen sowie mit den dokumentierten
Reaktionen seitens Musikkritik und Publikum auf ihre kompositorischen
Ausformungen. Ferner werden die nicht atonalen Zwölftontheorien Josef
Matthias Hauers und Othmar Steinbauers vorgestellt und in Hinblick auf
Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit Schönbergs Zwölftonmethode
verglichen. Abschließend wird ein Überblick über die Rezeption der
Zwölftonmusik gegeben. Das Folgekapitel nennt als weitere Ursache für die
Entfremdung zwischen Komponist und Hörer die rasante Progression auf Basis
des musikalischen Materials. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf den
Entwicklungen, die sich nach 1950 im Kontext mit den Darmstädter
Ferienkursen ereigneten. In diesem Kontext wird auch der Einfluss von
Theodor W. Adornos „Philosophie der neuen Musik“ auf das Musikdenken der
Nachkriegs-Avantgarde näher beleuchtet. Im letzten Kapitel wird die Absage
der Komponisten des 20. Jahrhunderts an das Publikum als ursächlicher
Faktor für die beiderseitigen Kontaktschwierigkeiten erörtert. Es wird
hinterfragt, inwiefern das musikästhetische und -philosophische Schrifttum
die soziale Isolation der Neuen Musik beeinflusste und welche Rolle die
Massenmedien als deren Förderer dabei spielten.

Ursula Petrik: "Die Leiden der Neuen Musik", Herausgegeben von Günther
Friesinger, Helmut Neumann, Ursula Petrik und Dominik Sedivy, edition
mono, Wien, Februar, 2009

http://www.monochrom.at/edition-mono/dieleidenderneuenmusik.htm
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Buchpräsentation "Die Leiden der Neuen Musik" mit dem Vortrag "Vom
Unwissen über Musik" (Dr. Dominik Sedivy) um 19 Uhr im Kaisersaal der
Klaviergalerie Wendl&Lung, 1070 Wien, Kaiserstraße 10.

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