Gemeinsame Pressemitteilung vom 18. Oktober 2016

Mikroplastik in Kosmetik: Freiwillige Selbstverpflichtung der Hersteller ist 
wirkungslos

Berlin: Mikroplastik findet trotz der freiwilligen Verzichtserklärung vieler 
Hersteller breite Anwendung in Kosmetika. Dies zeigt eine Untersuchung der 
Verbraucher-Plattform Codecheck von rund 103.000 Kosmetikprodukten im Vergleich 
der Jahre 2014 und 2016. So enthält nach wie vor jedes dritte untersuchte 
Gesichtspeeling und mehr als jedes zehnte Körperpeeling Polyethylen. 
"Mikroplastik befindet sich auch in Produkten, in denen es bisher kaum vermutet 
wurde. Polyquaternium-7 steckt beispielsweise in jedem vierten untersuchten 
Duschgel und Nylon-12 in jedem zehnten Make-up", sagte Franziska Grammes von 
Codecheck. Dass Plastikstoffe hier weniger auffallen, liege auch an 
unterschiedlichen Definitionen von Mikroplastik. So würden viele Hersteller 
lediglich Polyethylen als Mikroplastik anerkennen, nicht jedoch Kunststoffe wie 
Nylon-12, Acrylates Copolymer oder Acrylate Crosspolymer. Diese und weitere 
Stoffe sind nach wissenschaftlichen Definitionen jedoch ebenfalls als 
Mikroplastik einzustufen.

"Die Untersuchungsergebnisse bestätigen, dass die freiwillige 
Selbstverpflichtung der Industrie wirkungslos ist und die Hersteller nur noch 
mehr Zeit gewinnen wollen", sagte Nadja Ziebarth, Meeresschutzexpertin beim 
BUND. Nach der Erstveröffentlichung des BUND-Einkaufsratgebers "Mikroplastik - 
unsichtbare Gefahr" im Jahr 2013 hatte sich ein Großteil der Hersteller 
verpflichtet, bereits ab Ende 2014 kein Mikroplastik mehr in ihren Produkten zu 
verwenden. Der BUND fordert ein EU-weites gesetzliches Verbot von Mikroplastik 
in Kosmetik, das außer Polyethylen auch weitere Stoffe einbezieht. 
"Mikroplastik muss einheitlich als synthetische Polymere definiert werden, ohne 
für die Partikelgröße eine Untergrenze festzulegen", forderte Ziebarth. Bei 
einer Onlineaktion des BUND haben bereits mehr als 12.000 Menschen einen 
Boykott-Aufruf gegen Mikroplastik-Kosmetik unterzeichnet.

"Plastik gefährdet unsere Ökosysteme, weil es mittlerweile als vermeintliches 
Nahrungsmittel für Meeresorganismen verfügbar ist. Je kleiner das Mikroplastik, 
desto wahrscheinlicher verwechseln Muscheln, Würmer oder Fische die Partikel 
mit Nahrung oder nehmen sie passiv durch Filtration auf", sagte Ziebarth. Die 
Auswirkungen von Mikroplastik auf Meeresorganismen reichten von physiologischen 
Störungen über Tumorbildung bis hin zu erhöhten Sterberaten. "Besonders 
gefährlich ist, dass Mikroplastik wie ein Magnet auf Giftstoffe im Wasser 
wirkt. Meereslebewesen nehmen mit dem Mikroplastik auch Schadstoffe auf", so 
Ziebarth. An Mikroplastik seien bis zu tausendfach höhere 
Schadstoffkonzentrationen gefunden worden als im Umgebungswasser.

Umweltbewussten Verbrauchern bleibt bislang die Möglichkeit, mit Hilfe eines 
vom BUND erstellten Einkaufsratgebers oder der Codecheck-App auf den Kauf von 
"Plastik-Kosmetik" zu verzichten. Die Codecheck-App erkennt durch einen 
Produkt-Scan ab sofort umfassend und basierend auf den Einschätzungen des BUND, 
ob und welche Art von Mikroplastik enthalten ist und schlägt mikroplastikfreie 
Alternativen vor.


Weitere Informationen

Zur Codecheck-Mikroplastikstudie: 
http://corporate.codecheck.info/wp-content/uploads/2016/10/Codecheck_Mikroplastikstudie_2016.pdf

Download der kostenlosen Codecheck-App mit Mikroplastik-Erkennung: 
http://www.codecheck.info/app

Zum aktualisierten BUND-Einkaufsratgeber Mikroplastik: 
www.bund.net/pdf/mikroplastik-liste

BUND-Hintergrundpapier und Onlineaktion gegen Mikroplastik: 
www.bund.net/mikroplastik

Pressefotos zu Mikroplastik: www.bund.net/mikroplastik_bilder

Pressekontakt: Nadja Ziebarth, BUND-Meeresschutzexpertin, Tel. 0421-79002-32, 
Mobil: 0174-3191424, nadja.zieba...@bund.net bzw. Annika Natus, 
BUND-Pressesprecherin, Tel. 030-27586-464, E-Mail: pre...@bund.net, 
www.bund.net<http://www.bund.net>  bzw. Franziska Grammes, 
Codecheck-Pressesprecherin, Tel. 030-780 80 687, Mobil: 0175-6673711, E-Mail: 
franziska.gram...@codecheck.info, www.codecheck.info<http://www.codecheck.info>

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