On the same issue as Kuhl's report.
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From:                   "Johannes Schneider" <[EMAIL PROTECTED]>
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Subject:                Re: The alleged "Racak Massacre"
Date sent:              Fri, 19 Jan 2001 10:07:39 +0100
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Hinrich,

thank you for posting the Berliner Zeitung article.

Today most German papers are presenting their own kind of 'analysis'. It is at
least some indication that the legitimization of the Kosovo war even within
mainstream circles is  beeing questioned.

In my eyes the most remarkable article appeared today in the Frankfurter
Allgemeine Zeitung. They are devoting almost half a page in their printed
edition to the issue. More or less they come to the conclusion 'we will
never know, what really happened'. It looks as if this is the present line
of defence of those ones who were talking od a 'massacre' before.

I am attaching here the FAZ piece as documentation of such a position.
Unfortunately its is only in German, their English website does not have it,
but
perhaps it will be there tomorrow, since the English versions are delayed a bit
sometimes.

Johannes

Was geschah am 15. Januar 1999 in dem Dorf Reçak im Kosovo?

Die Zweifel an dem Massaker, bei dem 45 Menschen getötet wurden, und die
konjunkturellen Aufwallungen der Gegner des Kosovo-Kriegs / Von Matthias Rüb

BUDAPEST, 18. Januar. Die Debatte über den Krieg im Kosovo erlebt seit dem
Ende des Nato-Bombardements und dem Abzug der serbisch-jugoslawischen
Streitkräfte aus der zu Serbien gehörenden Provinz Mitte Juni 1999
konjunkturelle Auf- und Abschwünge. Derzeit erleben wir wieder eine Phase
des Aufschwungs. Neben den Streit über die möglichen Spätfolgen des
Einsatzes von Munition mit abgereichertem Uran trat vor einigen Tagen eine
Auseinandersetzung über die Vorgeschichte des Krieges.

Es geht um den Bericht einer finnischen Mediziner-Kommission über die
Vorfälle in dem albanischen Dorf Reçak (serbisch Racak) im Mittelkosovo vor fast
genau zwei Jahren. In Reçak nahe der Stadt Shtime (serbisch Stimlje) waren am
15. Januar 1999 45 Kosovo-Albaner getötet worden, unter ihnen eine 18 Jahre alte
Frau und ein zwölfjähriges Kind. Den von Juha Rainio, Kaisa Lalu und Antti
Penttilä verfaßten Bericht kennt bisher kaum jemand, denn er soll erst in der
kommenden Ausgabe der rechtsmedizinischen Zeitschrift "Forensic Science
International" veröffentlicht werden. Ein Mitarbeiter der "Berliner Zeitung"
will den Bericht aber schon eingesehen haben. Er teilt den Lesern seine
Interpretation mit, wonach die Untersuchung zu dem Schluß komme, die Toten von
Reçak seien nicht - wie etwa von der Organisation für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in ihrem Bericht festgestellt hat - Opfer eines
Massakers von serbischen Sicherheitskräften gewesen.

Die gläubigen Anhänger der Verschwörungstheorie, wonach die kriegslüsterne
Nato, angestiftet von den Vereinigten Staaten, den Luftkrieg gegen
Jugoslawien mutwillig und unter Täuschung der Öffentlichkeit vom Zaun
gebrochen habe, nehmen dieses Zitat eines Zitats für bare Münze. All das
Mißtrauen, mit welchem die Gegner dieses Krieges Zeugenaussagen von
Kosovo-Albanern und Informationen der OSZE oder gar der Nato begegnen, ist
wie weggeblasen, wenn sie aus einer Quelle, die doch ebenso kritisch zu
befragen wäre, Informationen schöpfen können, die ihre eigene Meinung
bestätigen.

Tatsächlich wird sich kaum je abschließend klären lassen, was in Reçak
geschehen ist. Falsch aber ist die Annahme, nur die Ereignisse vom 15.
Januar 1999 seien die Ursache für das Eingreifen der Nato in den Konflikt um das
Kosovo gewesen. Ebenso irrig ist es, den Beginn des Kosovo-Krieges auf den 24.
März 1999, den Tag der ersten Bombenangriffe der Nato, zu datieren. Die ersten
Massaker an der albanischen Zivilbevölkerung mit 29 und 58 Toten hat es in der
Region Drenica westlich von Prishtina schon im Februar und März 1998 gegeben -
und spätestens dies war der Beginn des offenen Krieges der
serbischjugoslawischen Streitkräfte gegen die Kosovo-Albaner. Die systematischen
Vertreibungen Hunderttausender Albaner, die Zerstörung von Hab und Gut, die
Verwüstung ganzer Landstriche gingen weit über das Maß an Gewalt hinaus, das
gewöhnlich bei "Polizeieinsätzen gegen Terroristen" - so bezeichnete Belgrad
seine Aktionen im Kosovo - zum Einsatz kommt. Die Zahl der getöteten Albaner
erreichte bis zum Beginn der Nato-Angriffe mehr als 2000, in der Mehrzahl
Zivilisten, unter ihnen viele Frauen, Alte und Kinder. Auch muß man das
Jahrzehnt der serbischen Apartheidspolitik von 1989 an im Auge behalten, denn
dies war der Humus, auf dem die kosovo-albanische Befreiungsarmee UÇK erst
gedeihen konnte. Und schließlich darf man nicht vergessen, daß der
Kompromißvorschlag der Staatengemeinschaft bei den Friedensverhandlungen von
Rambouillet für die serbische Seite viel vorteilhafter war als das Diktat der
Nato nach dem Ende des Bombenkrieges Mitte Juni 1999. Doch der jugoslawische
Präsident Slobodan Milosevic hatte kein Interesse an einem Kompromiß, weil er
einen neuen Krieg zur Verlängerung seiner Macht brauchte. Ohne Kosovo-Krieg wäre
der Diktator lange vor dem 5. Oktober 2000 gestürzt worden. All diese Umstände
interessieren die Kriegsgegner nicht - ebensowenig wie sie sich für die Lage der
Albaner auf dem Amselfeld (Kosovo) von 1989 bis 1998 interessierten.

Was aber kann man über die Ereignisse von Reçak sagen? Der Leiter der
damaligen OSZE-Mission im Kosovo, der Amerikaner William Walker, sprach
einen Tag nach der Tat angesichts von mehr als 20 teilweise verstümmelten
Leichen, die in einem ausgetrockneten Bachbett lagen, von einem Massaker der
serbischen Polizei. Weitere 25 Tote wurden an verschiedenen Stellen in dem Ort
gefunden. Von serbischer Seite hieß es, die Toten von Reçak seien sämtlich bei
Kämpfen zwischen der UÇK und der serbischen Polizei ums Leben gekommen. Die
Leichen seien sodann in Zivilkleider gesteckt und erst nachträglich zum Fundort
geschafft worden.

Um diese Version zu untermauern, drang die serbische Polizei drei Tage
später abermals nach Reçak vor und verfrachtete die inzwischen in der
Moschee des Ortes aufgebahrten Toten mit Lastwagen in das Leichenschauhaus
von Prishtina. Dort untersuchten zunächst serbische und weißrussische
Pathologen die Leichen, ehe das finnische Medizinerteam im Auftrag der EU
und der OSZE mit seinen eigenen Untersuchungen beginnen konnte. Das
serbisch-weißrussische Team veröffentlichte bald darauf das Ergebnis, wonach es
keine Spuren für eine gezielte Tötung der Kosovo-Albaner durch Schüsse aus der
Nähe gebe. Es handele sich um Schußverletzungen, die bei Kämpfen erlitten worden
seien. Die serbischen Staatsmedien verbreiteten diese Version, und schon damals
schloß sich die "Berliner Zeitung" dieser Sicht an.

Albanische Quellen berichteten unmittelbar nach dem Ereignis, daß bei den
Kämpfen zwischen der Polizei und der UÇK, die sie nicht abstritten, sieben
der Mitglieder der Gruppe getötet worden seien. Die Kämpfer wurden tags
darauf beerdigt. Bei den übrigen Toten habe es sich um Zivilisten gehandelt. Von
der OSZE befragte Zeugen berichteten am Nachmittag des 15. Januar, 20 Männer
seien von der serbischen Polizei von ihren Familien getrennt und festgenommen
worden. Die Leichname dieser Männer wurden am 16. Januar von der OSZE in dem
Bachbett gefunden.

Die Interpretation der Ereignisse durch die OSZE wurde am 17. März 1999 von den
finnischen Forensikern im wesentlichen bestätigt. Die Leiterin der Gruppe,
Helena Ranta, bezeichnete in Prishtina den Vorfall von Reçak als "Verbrechen
gegen die Menschlichkeit". Bei den Toten sei keine Munition gefunden worden, es
habe aber andererseits keine Hinweise auf Leichenfledderei gegeben, weil in den
Taschen der Toten noch Geldscheine gefunden worden seien. Es gebe keine Spuren,
daß die Kleidung der Toten gewechselt worden sei. Das Hauptargument der Serben,
ein Paraphintest habe gezeigt, daß die erschossenen Männer ihrerseits
Schußwaffen abgefeuert hätten, entkräftete der Bericht. Der Paraphintest werde
seit 1968 wegen erwiesener Ungenauigkeit international nicht mehr angewandt. Ein
zeitgemäßer Test mit einem Elektronenmikroskop habe dagegen keine Schmauchspuren
erkennen lassen.

Unstrittig scheint, daß alle Toten durch Schußverletzungen ums Leben kamen,
nicht etwa durch Granatbeschuß. Nach einer ersten Darstellung der serbischen
Polizei habe es in Reçak nur einen "kurzen Kampf" gegeben, bei dem "15
Terroristen" getötet worden seien. Von Opfern auf eigener Seite wurde nichts
berichtet. Später habe man in dem Ort Waffen und Munition beschlagnahmt, teilte
die Polizei mit. Wo kamen aber dann die anderen 30 Leichname her, von denen die
serbische Polizei zunächst nicht berichtet hatte? Und kann es nicht sein, daß
die serbische Sonderpolizei, unterstützt von der jugoslawischen Armee, am 15.
Januar 1999 Vergeltung übte für einen Überfall, bei dem eine Woche zuvor drei
Polizisten nahe Reçak in einem Hinterhalt der UÇK erschossen worden waren? Nach
albanischer Rechnung starben in und um Reçak am 15. Januar 1999 sieben
UÇK-Kämpfer, nach serbischer Rechnung 15 Terroristen.

Wie konnte es geschehen, daß Tage später im Leichenschauhaus von Prishtina
alle 45 Leichen als die sterblichen Überreste von UÇK-Kämpfern identifiziert
wurden? Und warum verweigerten die serbischen Behörden am 18. Januar 1999 der
Chefanklägerin des Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, Louise Arbour, und
ihren Mitarbeitern die Einreise in das Kosovo, um die Vorfälle von Reçak zu
untersuchen? Am 27. Mai 1999 erhob das Tribunal, immerhin eine Institution der
Vereinten Nationen und nicht der Nato, gegen Milosevic und vier weitere
hochrangige Politiker in Belgrad Anklage wegen des Verdachts, für Völkermord,
Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verstöße gegen das Kriegsrecht im Kosovo
verantwortlich zu sein. Vor einem Gericht gilt die Unschuldsvermutung bis zum
rechtskräftigen Urteil. Für die "Antibellizisten" ist das Urteil schon klar: Für
sie ist der mutmaßliche Völkermord im Kosovo nur einer in Anführungszeichen,
also definitiv keiner.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.01.2001, Nr. 16 / Seite 3


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Néstor Miguel Gorojovsky
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