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Lateinamerika: Indigene Teilhabe gefordert

‘Abya Yala’, der alte Kontinent, ergreift das Wort

Mittwoch, 18. April 2012 | Hintergrundberichte u. Analyse |

Von Camilo Segura Álvarez - Cartagena, Kolumbien | IPS |

Indigene Führer sind es leid, von ihren Regierungen auf eine folkloristische
Rolle reduziert zu werden. Auf ihrem jüngsten Gipfel als Teil des
Sozialforums im kolumbianischen Cartagena de Indias kündigten sie deshalb
an, in den nächsten drei Jahren einen Rat indigener Sozialverbände auf die
Beine zu stellen, der einen horizontalen Dialog mit den Mitgliedstaaten der
Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ermöglichen soll. »Wir wollen
nicht mehr als folkloristische Aspekte der Demokratie betrachtet werden«,
meinte Luis Evelis Andrade, Chefberater der Nationalen Indigenenorganisation
Kolumbiens (ONIC), im Gespräch mit IPS.

»Wir wollen, dass sich die Staaten auch auf unseren Territorien an
demokratische Spielregeln halten und uns als Subjekte mit Rechten betrachten
und anerkennen.«

Andrade hatte die Abschlusserklärung des Vierten Gipfels indigener Führer
vom 11. bis 12. April verlesen, in der die autochthonen Völker des
amerikanischen Kontinents den Schutz ihrer Menschen- und kulturellen Rechte,
die Mitsprache bei Rohstoff- und Infrastrukturprojekten in ihren Gebieten
und die Berücksichtigung bei Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels
forderten.

Respektlosigkeit durch zweierlei Maß

Auch die Legalisierung des Koka-Konsums war ein Anliegen der Chiefs. »Wie
kann es sein, dass Tabak und Alkohol in unseren Territorien erlaubt sind,
eine Jahrhunderte alte Tradition wie das Kauen von Koka-Blättern jedoch von
unseren Regierungen kriminalisiert wird?«, fragte Miguel Palacín, der
Koordinator der indigenen Andenbewohner (CAOI).

Die Abschlusserklärung der Chiefs sollte eigentlich im Fernsehen
ausgestrahlt werden. Doch in dem Moment, in dem Andrade die
kulturell-sakrale Bedeutung von Kokablätter für die Ureinwohner hervorhob,
wurde die Übertragung unterbrochen. Die Führerin von Kolumbiens ethnischen
Kankuama, Silsa Arias, sprach daraufhin von einem »Sabotageakt gegen
indigene Worte«.

Aus dem Pressebüro des kolumbianischen Außenministeriums hieß es, die
Präsentation der Abschlusserklärung konnte wegen eines Stromausfalls in den
Räumlichkeiten, in denen das Sozialforum abgehalten wurde, nicht aufgenommen
werden. Der Blackout ereignete sich kurz vor der Ankunft des kolumbianischen
Präsidenten Juan Manuel Santos und seines bolivianischen Amtskollegen Evo
Morales zur Abschlusssitzung des Sozialforums und zum Sechsten
Amerika-Gipfel vom 14. bis 15. April, der ebenfalls in Cartagena de Indias
stattfand.

Zu dem Gipfeltreffen indigener Führer hatten sich 244 Chiefs aus
Argentinien, Barbados, Boliven, Chile, Ecuador, El Salvador, Honduras,
Kanada, Kolumbien, Mexiko, Panama, Paraguay, Peru, Suriname, den USA und
Venezuela eingefunden. Sie berichteten, dass 70 indigene Völker des
amerikanischen Kontinents vom Aussterben bedroht seien. Deshalb forderten
sie die OAS-Mitgliedsländer auf, die UN-Deklaration der Rechte der indigenen
Völker zu unterzeichnen. Der Erklärung hatten 2007 143 Länder der
UN-Vollversammlung zugestimmt. Der Ratifizierungsprozess ist noch nicht
abgeschlossen.

Leere Versprechen

Wie Andrade erläuterte, haben Länder wie El Salvador die Erklärung noch
nicht ratifiziert. Andere hätten den Schritt zwar vollzogen, hielten sich
aber nicht an die damit eingegangenen Verpflichtungen.

Kritik wurde auf dem Indigenengipfel auch an dem Versagen der amerikanischen
Staaten laut, die Millenniumsentwicklungsziele zur Armutsbekämpfung (MDGs)
fristgerecht bis 2015 zu erreichen und die digitale und technologische Kluft
zu schließen.

Morales, der erste indigene Präsident Boliviens, hatte auf der
Abschlussveranstaltung des Sozialforums die Bedeutung einer
»Nationalisierung der natürlichen Ressourcen« als einen Weg unterstrichen,
den Klimawandel zu bekämpfen. Letztendlich seien es Gemeinschaften, die die
Reichtümer der Erde verwalten sollten.«

Links:

[1] http://cms.onic.org.co/
[2] http://www.vicumbreamericas.org/




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