die tageszeitung
http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2014/04/11/a0144

* 11.04.2014

RESSOURCEN 

YASunidos zur Volksabstimmung

Ecuadors Umweltschützer wollen über die Ölförderung im Dschungel entscheiden
lassen

JÜRGEN VOGT

BUENOS AIRES taz | Für Ecuadors UmweltschützerInnen läuft der Countdown.
Spätestens am 12. April müssen die notwendigen 600.000 Unterschriften beim
Nationalen Wahlrat abgegeben werden, damit die Volksabstimmung über die
Erdölförderung im Yasuní einen Schritt vorankommt. Die Volksabstimmung ist
im Artikel 407 der ecuadorianischen Verfassung vorgesehen, wenn es um die
Ausbeutung nicht erneuerbarer Rohstoffe in einer Schutzzone geht. Doch
Präsident Rafael Correa passt sie überhaupt nicht in den Kram.

Vor allem junge UmweltschützerInnen haben sich im Bündnis YASunidos [1]
zusammengeschlossen. Sie sind sich sicher, dass sie die nötigen
Unterschriften fristgerecht einreichen werden. Ihnen geht es um die
schlichte Frage: "Sind Sie damit einverstanden, dass die Regierung das Rohöl
im ITT, bekannt als Block 43, auf unbestimmte Zeit im Boden belässt?"

Der Yasuní ist eines der artenreichsten Gebiete der Erde, ein Teilgebiet ist
seit 1979 Nationalpark. Neben den verschiedenen Pflanzen- und Baumarten sind
es vor allem Amphibien, Frösche, Kröten und Schlangen, die den biologischen
Reichtum ausmachen. 2007 hatte Präsident Correa die sogenannte Initiative
Ishpingo-Tambococha-Tiputini, kurz ITT, ausgerufen.

Die Initiative sah vor, die in dem kleinen Teilgebiet der Yasuní-Region
vermuteten Ölreserven von 846 Millionen Fass unangetastet im Boden zu
lassen. Damit sollten die Gefahren für die Menschen und die Umwelt durch die
Förderung ausgeschlossen und CO2-Emissionen vermieden werden. Dafür war
vorgesehen, dass die internationale Gemeinschaft die Hälfte des geschätzten
Exportwerts von sieben Milliarden Euro in einen Treuhandfonds der UNO
einzahlt.

Im August 2013 erklärte Correa die ITT-Initiative jedoch für beendet. Nur
ein kleiner Bruchteil des Geldes sei zusammengekommen, erklärte Correa und
schob die Schuld für das Scheitern ausschließlich der Weltgemeinschaft zu.
Inzwischen sind die Vorbereitungen für die künftige Ölförderung in dem
sensiblen Gebiet angelaufen.[2][3]

Derzeit laufen in Ecuador drei Unterschriftenkampagnen zum ITT. Jede will
ein eigenes Referendum erreichen. Zwei richten sich gegen die Ölförderung,
eine dafür. Nicht nur bei YASunidos wird vermutet, dass hinter einer der
beiden Contra-Kampagnen und hinter der Pro-Kampagne die Regierung steckt.

"Jetzt kämpft David gegen Goliath, sagt Energieexperte Alberto Acosta [4].
"Ohne Mittel und Parteiunterstützung hat YASunidos die Regierung
aufgeschreckt und sie dazu gebracht, eine parallele Kampagne zu starten.
Deren einziges Ziel ist es, Verwirrung zu stiften", so Acosta.

Ecuador verhandelt mit chinesischen Firmen über das Erdöl

Dass sich Correa international gern mit der ITT-Initiative schmückte, sie
aber nie wirklich ernst nahm, belegt ein Bericht [5] des Guardian vom 19.
Februar 2014. Darin steht, dass die ecuadorianische Regierung bereits im Mai
2009 mit der Chinesischen Entwicklungsbank über die Ausbeutung der
Ölvorkommen im Block 43 und im Nachbarblock 31 verhandelte.

Die Verhandlungen gingen im Kern darum, dass die Chinesische
Entwicklungsbank der ecuadorianischen Regierung einen Kredit von mindestens
einer Milliarde Dollar einräumen sollte, der in Form zukünftiger
Öllieferungen an China getilgt werden kann. Zwar kam das Vorhaben letztlich
nicht zustande, aber eine eingefügte Klausel ist höchst brisant: "Klausel im
letzten Moment: Die ecuadorianische Seite hat ausgedrückt, dass sie die
größte Anstrengung unternehmen wird, Petrochina und Andes Petroleum in der
Lagerstättenerkundung im ITT und im Block 31 zu unterstützen." 

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[1] http://yasunidosinternacional.org/about/german/
[2] http://www.taz.de/Thema-Yasuni-Nationalpark/!t15451/
[3] http://www.taz.de/Oelprojekt-im-Yasuni-Nationalpark/!124941/
[4] http://www.taz.de/!a=Alberto+Acosta/
[5] http://gu.com/p/3mzb6




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