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N A B U - P R E S S E D I E N S T  ----  NR. 97/12 ---- 21.8.2012 
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Umwelt/E10
NABU: Bioenergieziele fördern ökologische und soziale Konflikte 
Tschimpke: Klimabilanz von Agrosprit überschätzt – Debatte neu
ausrichten
 
Berlin – Angesichts der aktuellen Diskussion um einen Stopp der
Produktion des Biokraftstoffs E10 hat der NABU eine Neubewertung der
Ausbauziele für Biomasse gefordert. „Die jüngste Entwicklung macht
einmal mehr deutlich, dass Biomasse nicht unerschöpflich ist, da auf den
begrenzt verfügbaren Anbauflächen viele konkurrierende
Nutzungsinteressen existieren“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Gesellschaftliche Akzeptanz finde die Biomasse nur, wenn die Erzeugung
nicht in Konkurrenz zur Nahrungsproduktion und zum Naturschutz stehe und
die Treibhausgasbilanz deutlich positiv ausfällt. Ethanol, das in
Deutschland überwiegend aus Weizen und Zuckerrüben und in den USA aus
Mais hergestellt werde, sei in diesem Zusammenhang keine sinnvolle
Lösung für den Energiehunger an deutschen Tankstellen. Das Institut
für europäische Umweltpolitik hat in einer Studie von 2010 bereits
festgestellt, dass allein die EU-Ziele zum Ausbau der Agrokraftstoffe
bis zum Jahr 2020 erhebliche Klimagasemissionen sowie einen zusätzlichen
Flächenbedarf von mehr als der zweifachen Größe Belgiens (69.000
Quadratkilometer) verursachten. Wenn die indirekten
Landnutzungsänderungen einbezogen würden, die durch eine Verdrängung
der bisherigen Lebensmittelerzeugung auf andere Standorte entstünden,
seien die Treibhausgasbilanzen der Agrokraftstoffe damit
durchschnittlich um 81 bis 167 Prozent schlechter als fossile
Kraftstoffe. 
Der NABU appellierte an die Bundesregierung, die Bioenergiepolitik
grundsätzlich neu zu bewerten. Biomasse könne im Strom- und Wärmemarkt
bis zu dreimal effizienter und deutlich kostengünstiger eingesetzt
werden als im Kraftstoffbereich. Daher sollte die Einsparung fossiler
Kraftstoffe sowie die Reduktion von klimarelevanten Gasen im
Verkehrsbereich vorrangig durch technologische Innovationen und
sparsamere Motoren erreicht werden. Biokraftstoffe dürften nur dann
genutzt werden, wenn sie mindestens 50 Prozent weniger Treibhausgase
ausstießen als fossile Energieträger. Dabei müssten auch die indirekten
Landnutzungsänderungen berücksichtigt werden. Zugleich müssten ein
naturverträglicher Anbau sowie eine hohe Flächeneffizienz sichergestellt
sein. „Vor dem Hintergrund der zunehmenden umwelt- und sozialpolitischen
Konflikte bei der Biomassenutzung sollten die Ausbauziele auf dem
jetzigen Stand eingefroren und einer generellen Sozial- und
Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen werden“, sagte
NABU-Agrarexperte Florian Schöne. 
 
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Florian Schöne, NABU-Agrarexperte, Tel. 030-284984-1615, mobil
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