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Redaktion: Kathrin Klinkusch, Britta Hennigs
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Nr. 84/09 ---- 13. Juli 2009


Umwelt/EU
NABU: Kommissionsbericht enthüllt europaweit Versäumnisse beim
Naturschutz 
Tschimpke: Deutschland im EU-Vergleich nur Mittelmaß

Berlin / Brüssel - Ein alarmierendes Signal ist aus Sicht des NABU und
seiner Partnerverbände des Netzwerkes BirdLife International der  heute
veröffentlichte  Bericht der Europäischen Kommission zur Bedrohung der
nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) geschützten Lebensräume
und Arten.  „Der jetzt vorgelegte Bericht macht schonungslos die
gravierenden Versäumnisse der EU-Mitgliedstaaten deutlich. Auch
Deutschland muss beim Naturschutz erheblich mehr tun, um dem zunehmenden
Artenverlust wirksam begegnen zu können“, sagte NABU-Präsident Olaf
Tschimpke. Mit der FFH-Richtlinie hatten sich die EU-Mitgliedstaaten
1992 zu einem besseren Schutz bedrohter Lebensräume und Arten
verpflichtet, insbesondere durch die Ausweisung von europäischen
Schutzgebieten des Netzes „Natura 2000“. Die Mitgliedstaaten mussten
nach Vorgabe der EU seit 2007 den  Zustand von Arten und Lebensräumen
bewerten. Die Europäische Kommission hat daraus nun eine bisher
einzigartige Übersicht über den Zustand der Natur in der EU erarbeitet.

Danach weisen europaweit nur jeweils 17 Prozent der bewerteten
Lebensräume und Arten einen „günstigen Erhaltungszustand“ auf. 65
Prozent der Lebensräume und 52 Prozent der Arten sind in einem
schlechten oder mangelhaften Zustand. Bei 18 Prozent der Lebensräume und
31 Prozent der Arten reicht die Informationsbasis für eine Bewertung
nicht aus. Der Bericht benennt auch erhebliche Mängel beim Schutz der
biologischen Vielfalt in Deutschland. In den FFH-Gebieten weisen im
Bundesdurchschnitt nur etwa ein Viertel der Lebensraumtypen und nur etwa
20 Prozent der untersuchten Arten einen günstigen Erhaltungszustand auf.
 Der NABU sieht hier vor allem Versäumnisse in den Bundesländern, die in
Deutschland für Ausweisung, Schutz und Pflege der Schutzgebiete sowie
für die Bestandserfassung verantwortlich sind. „Trotz aller
gegenteiligen Beteuerungen der Länder ist Deutschland beim Schutz der
Lebensräume und Arten nur Mittelmaß. Andere Mitgliedstaaten zeigen, dass
es auch besser gehen kann“, bilanziert NABU- Naturschutzexperte Magnus
Herrmann mit Blick auf die Werte von Ländern wie Italien und Slowenien.
Dies gelte auch in Hinblick auf die Gebietsausweisung. So nähmen die
FFH-Gebiete in Deutschland im Mittel nur 9,9 Prozent der Fläche ein,
während es im EU-Mittel 13,3 Prozent seien. 

Tendenziell weisen die Lebensräume in Nordwest-Europa, zu der die
nördlichen Bundesländer und Teile Nordrhein-Westfalens gehören, einen
schlechteren Erhaltungszustand auf als die in der alpinen oder
kontinentalen Region. Grasland, Moore und Feuchtgebiete sind stärker
bedroht als felsige Lebensräume und Wälder. Laut  BirdLife International
zeigt dies den nach wie vor starken negativen Einfluss der
Landwirtschaft auf die biologische Vielfalt. Selbst in Schutzgebieten
ist ein zunehmender Umbruch von Grünland wie Weiden und Wiesen zugunsten
des rasant wachsenden Anbaus von Biomasse zu beobachten.
BirdLife-Experte Konstantin Kreiser: „Dieser Bericht bestätigt erneut,
dass der Umbau der hochsubventionierten Agrarproduktion hin zu einer
Landwirtschaft, die für das Geld der Steuerzahler auch Leistungen im
Sinne der Allgemeinheit erbringt, eine der wichtigsten Aufgaben des
neuen europäischen Parlamentes und der neuen Kommission sein wird.“


Für Rückfragen:
Magnus Herrmann, NABU-Naturschutzexperte, Tel. 0 30-28 49 84-1618.
Konstantin Kreiser, BirdLife International, EU Policy Manager, Brüssel,
Tel. 00 32-498-54 22 92


Im Internet zu finden unter www.NABU.de und www.birdlife.org 



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