Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
kit.edu/kit/pi_2018_160_kraftwerke-erzeugen-mehr-ultrafeinstaub-als-verkehr

Presseinformation 160/2018

Kraftwerke erzeugen mehr Ultrafeinstaub als Verkehr

Forscher des KIT zeigen, dass Filteranlagen die weltweit größten Quellen für
ultrafeine Partikel sind und erhebliche Auswirkungen auf das Klima haben

Ultrafeine Partikel sind sowohl gesundheits- als auch klimarelevant. In
urbanen Gebieten gilt der Straßenverkehr als Hauptursache für die winzigen
Teilchen. Außerhalb von Städten konnten Forscher des Karlsruher Instituts
für Technologie (KIT) in einer Langzeitmesskampagne nun eine Quelle
identifizieren, die besonders auf das regionale Klima einwirkt: moderne
Kohlekraftwerke. Wie deren Emissionen die Bildung von ultrafeinen Partikeln
beeinflussen und welche Wirkung sie auf das Klima haben, beschreiben sie im
Magazin Bulletin of the American Meteorological Society [1].

Obwohl ultrafeine Partikel (UFP) nur einen Durchmesser von weniger als 100
Nanometern haben, nehmen sie gewaltigen Einfluss auf Umweltprozesse: „Sie
bieten Oberflächen für chemische Reaktionen in der Atmosphäre oder können
als Kondensationskerne die Eigenschaften von Wolken und Niederschlag
beeinflussen“, sagt Wolfgang Junkermann vom Institut für Meteorologie und
Klimaforschung (IMK) des KIT. Um Vorkommen und Verteilung von UFP zu
untersuchen, hat der Umweltphysiker gemeinsam mit australischen Kollegen in
den vergangenen 15 Jahren Messflüge rund um den Globus unternommen. 

Dabei betrachteten sie auch die Atmosphäre außerhalb städtischer
Brennpunkte, insbesondere in Gegenden mit auffälligen Niederschlagstrends:
In der freien Natur erzeugen etwa Waldbrände, Staubstürme oder
Vulkanausbrüche feine Partikel, meist jedoch nicht im Nanometerbereich. Die
Klimaforscher stellten fest, dass deren Konzentration auch in vielen
abgelegenen Gebieten stetig ansteigt, die neuen, zusätzlichen Partikel
jedoch keinen natürlichen Ursprung haben.

Als Quelle konnte Junkermann in seinen Messflügen vor allem Kohlekraftwerke
und Raffinerien identifizieren: „In der Abgasreinigung sind die Bedingungen
für die Partikelneubildung optimal. Den Abgasen wird Ammoniak hinzugefügt,
um Stickoxide in harmloses Wasser und Stickstoff umzuwandeln.“ Dieses
Ammoniak stehe im richtigen Mischungsverhältnis für die Partikelbildung zur
Verfügung, sodass im Abgas extrem hohe Konzentrationen entstehen. Nach der
Emission in 200 bis 300 Metern Höhe können die winzigen Teilchen mehrere
hundert Kilometer zurücklegen, je nach Wetterverhältnissen und
Klimabedingungen in der Atmosphäre: „Meteorologische Prozesse spielen eine
große Rolle bei den zeitlichen und örtlichen Mustern von UFP“, sagt
Junkermann. 

Die Abluftfahnen können sich bei Nacht in einer dünnen, hochkonzentrierten
Schicht ausbreiten. „Vom Boden her kühlt die unterste Schicht ab, darüber
verbleibt wärmere Luft.“ Diese stabile Schichtung (Inversion) kann erst am
nächsten Morgen mit einsetzender Erwärmung durch Sonneneinstrahlung
aufgebrochen und die Teilchen können zum Boden hin vermischt werden. Dabei
können dort die Konzentrationen kurzzeitig um bis zu zwei Größenordnungen
anwachsen. „Dadurch entstehen regelrechte Explosionen, sogenannte
Partikel-Events“, erklärt der Forscher.

Geraten diese Partikel als Kondensationskerne in Wolken, werden zunächst die
einzelnen Wolkentröpfchen kleiner und es dauert länger, bis sich
Regentropfen bilden können. Dadurch wird die räumliche und zeitliche
Verteilung sowie die Intensität von Niederschlägen beeinflusst. „Die Folge
ist nicht unbedingt, dass es weniger regnet, die Partikel können auch
extreme Regenereignisse verstärken. Wo das passiert, ist wieder vom Wind
abhängig.“

Für die Messflüge nutzten die Klimaforscher das am KIT entwickelte weltweit
kleinste bemannte Forschungsflugzeug. Das fliegende Labor ist mit
hochsensiblen Instrumenten und Sensoren ausgestattet, die Staubpartikel,
Spurengase, Temperatur, Feuchte, Wind und Energiebilanzen messen. Diese
Daten glichen Junkermann und Kollegen mit meteorologischen Beobachtungen
sowie Ausbreitungs- und Transportmodellen ab: „So konnten wir zeigen, dass
fossile Kraftwerke inzwischen zu den weltweit stärksten Einzelquellen für
ultrafeine Partikel geworden sind. Sie beeinflussen meteorologische Prozesse
massiv und können zu extremen Wetterereignissen führen.“ 

Originalpublikation
Wolfgang Junkermann, Jörg M. Hacker: „Ultrafine particles in the lower
troposphere: major sources, invisible plumes and meteorological transport
processes”; in:  Bulletin of the American Meteorological Society
[1] https://doi.org/10.1175/BAMS-D-18-0075.1 

swe, 11.12.2018

Weiterer Pressekontakt:
Sarah Werner
Redakteurin/Pressereferentin
Tel. 0721 / 608-21170
sarah.wer...@kit.edu


° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° 

Ende der weitergeleiteten Nachricht. Alle Rechte bei den AutorInnen. 
Unverlangte und doppelte Zusendungen bitte ich zu entschuldigen! 
Das gelegentliche Versenden von E-Mails durch mich ist eine rein private
und persönliche - und niemals berufliche oder wirtschaftliche - Tätigkeit.
Ich nutze Ihre E-Mail-Adresse für keine anderen Zwecke und speichere
keine weiteren Daten außer dem zugehörigen Namen/Organisation.
Ich gebe niemals Daten weiter und lösche auf jede Bitte sofort.
Adresse löschen: mailto:greenho...@jpberlin.de?subject=unsubscribe 

° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° 

Mika Latuschek
greenho...@jpberlin.de

Facebook, Twitter, Mailingliste*: 
http://www.facebook.com/mika.latuschek 
http://twitter.com/greenhouse_info 
http://listen.jpberlin.de/mailman/listinfo/greenhouse-info

RSS-Feed: http://tinyurl.com/feed-greenhouse
... und filtern ("atom", "meer", "wald", ...) mit www.feedrinse.com/tour

Hosted by the political provider JPBerlin of Heinlein-Support
www.jpberlin.de

* Datenschutz nach DSGVO bei JPBerlin:
www.heinlein-support.de/datenschutz




_______________________________________________
Pressemeldungen mailing list
Pressemeldungen@lists.wikimedia.org
https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/pressemeldungen

Antwort per Email an