GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG | | 17. JULI 2017

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Umwelt/Natur/Wald

Forschungsprojekt zur Zukunft der Wälder startet

„Gläserner Forstbetrieb“ soll Aufschluss über Artenvielfalt, Holzernte
und Klimaresistenz im Wirtschaftswald geben

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Berlin/Reiersdorf – Der NABU und das Ministerium für Ländliche
Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg (MLUL)
haben in Zusammenarbeit mit zwei Forschungspartnern ein bundesweit
einmaliges Forschungsprojekt gestartet. Mit dem „Gläsernen Forstbetrieb“
wollen sie über sechs Jahre erforschen, wie sich verschiedene Maßnahmen
der Waldbewirtschaftung auf Ertrag, Stabilität und Naturschutz
auswirken. Dazu stellen die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe und der
Landesbetrieb Forst Brandenburg mehr als 1.000 Hektar Wald für
Forschungszwecke zur Verfügung. Die beiden Gebiete liegen im nördlichen
Brandenburg, in der Nähe von Gollin sowie am Wittwesee bei Rheinsberg.

 

„Diese enge Zusammenarbeit zwischen Forstverwaltung und Naturschutz ist
bislang einmalig in Deutschland. Wir freuen uns, dass wir in dem Projekt
von- und miteinander lernen können. Unser Ziel ist es, gemeinsame
Empfehlungen für die naturnahe Bewirtschaftung von Wäldern im 
Nordostdeutschen Tiefland abzuleiten“, erklärte der brandenburgische
Forstminister Jörg Vogelsänger.

 

Deutschlands Wälder befinden sich seit Langem in einem Wandel und
Spannungsfeld der gesellschaftlichen Erwartungen. Standen in der
Vergangenheit fast ausschließlich bereitstellende Funktionen – wie etwa
Holzernte im Vordergrund, rückten zuletzt auch der Schutz des Bodens,
der Erhalt der genetischen Vielfalt und in neuerer Zeit vermehrt die
Suche nach Erholung-, Umweltbildung und Naturtourismus in den Fokus. 

 

„Dieses Spannungsfeld stellt unsere Wälder vor enorme
Herausforderungen, auch im Hinblick auf den Klimawandel. In
Wirtschaftswäldern gilt es die verschiedenen Ansprüche unter einen
Hut zu bringen. Der Fokus liegt dabei auf der Förderung der Naturnähe
und der Stabilität der Wälder. Dieses Projekt ist daher ein wichtiger
Schritt, um gemeinsam in bewirtschafteten Wäldern zu testen, wie die
verschiedenen Waldbewirtschaftungsmaßnahmen langfristig wirken. Im
Normalbetrieb wäre das nicht möglich“, so NABU-Präsident Olaf
Tschimpke.

 

Bei den beiden Projektflächen handelt es sich um Kiefernwälder. Als
Referenzflächen wurden aber auch alte, naturnahe Buchenwälder
ausgewählt. Zur Messung der Auswirkungen der forstwirtschaftlichen
Maßnahmen auf die Temperatur und Luftfeuchte werden so genannte
Klimadaten-Logger zum Einsatz kommen. Die Forscher erhoffen sich dadurch
Rückschlüsse darauf, welchen Einfluss beispielsweise die Holzernte oder
Pflanzung von Laubbäumen auf das Waldinnenklima haben. Des Weiteren wird
auch der Wildeinfluss von Rehen und Hirschen durch Verbiss erforscht.
Ausgewählte, kleine Bereiche werden eingezäunt und so die jungen Bäume
vor Verbiss geschützt. Geplant ist zudem, die Entwicklung der Vegetation
systematisch zu beobachten. Die ökologische Auswertung übernimmt das
Zentrum für Ökonik und Ökosystemmanagement der Hochschule für
nachhaltige Entwicklung Eberswalde.

 

„Monotone Kiefernforste sind anfälliger gegenüber den sich ändernden
Umweltbedingungen und haben beispielsweise negative Auswirkungen auf die
Grundwasserneubildung und den pH-Wert des Bodens. Im Projekt sollen
gezielt naturnähere Strukturen durch die Förderung von Laubbäumen und
die gezielte Anreicherung von Totholz gefördert werden. Totholz ist
nicht nur ein wichtiger Ausgangspunkt für die Artenvielfalt im Wald,
sondern es ist auch bedeutsam für die Bodenbildung. Es speichert zudem
Wasser und kühlt – es unterstützt die Funktionstüchtigkeit des
Waldökosystems. Das ist in Zeiten des Klimawandels besonders
wichtig“, so Pierre Ibisch von der Hochschule Eberswalde.

 

Eine Ausgangsthese des Projektes ist, dass ein naturnahes
Waldmanagement der Erhaltung und Entwicklung von vielfältigen
Ökosystemleistungen dient, ohne die langfristige ökonomische
Rentabilität von Forstbetrieben wesentlich zu beeinträchtigen. 

 

„Ziel eines nachhaltig wirtschaftenden Forstbetriebs ist es, durch die
Waldbewirtschaftung den wirtschaftlichen Erfolg, seine Liquidität und
Stabilität zu sichern und gleichzeitig auf seinen Flächen die
unterschiedlichen Ökosystemleistungen zu erbringen. Dabei ist es nicht
möglich, einzelne Ökosystemleistungen zu maximieren, ohne andere
Ökosystemleistungen zu beeinträchtigen“, so Bernhard Möhring,
Georg-August-Universität Göttingen, der eine Promotionsarbeit betreut
und seine ökonomische Expertise in das Projekt einbringt. 

                    

Kostenfreie Pressebilder: www.NABU.de/pressebilder_wald
( http://www.nabu.de/pressebilder_wald) 

 

Mehr Informationen unter: www.NABU.de/glaeserner-forstbetrieb
( http://www.nabu.de/glaeserner-forstbetrieb) 


Für Rückfragen:
Stefan Adler, Referent für Waldpolitik, Tel. 030.284984-1623, Mobil
0172-2832663, Email: stefan.ad...@nabu.de
 
Andreas Schulze, Referat Wald und Forstwirtschaft, Ministerium für
Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes
Brandenburg, Tel.:0331.866-7646, Email:
andreas.schu...@mlul.brandenburg.de
 
Prof. Dr. Pierre Ibisch, Centre for Econics and Ecosystem Management,
Professor für „Nature Conservation“ an der Hochschule f�r nachhaltige
Entwicklung Eberswalde, Tel.: 03334.657-178, Email: pibi...@hnee.de
 
Prof. Dr. Bernhard Möhring, Abteilung Forstökonomie und
Forsteinrichtung der Universität Göttingen, Tel.: 0551.3933-421, Mobil:
0171-5613861, Email: bmoe...@gwdg.de 
 
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