NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 100/19 | 11. SEPTEMBER JAHR
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Umwelt/Meere/Verkehr
NABU trägt die Ostsee symbolisch zu Grabe
Protestaktion gegen den Fehmarnbelttunnel / Miller: Bauvorhaben könnte
Sargnagel für Ostsee werden
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Neumünster/Berlin – Zum Auftakt der Baumesse Nord-Bau im
schleswig-holsteinischen Neumünster, bei der in diesem Jahr die feste
Fehmarnbeltquerung im Mittelpunkt steht, hat der NABU heute mit einer
Protestaktion vor dem Messegelände symbolisch die Ostsee zu Grabe
getragen. Während Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz
auf der Messeeröffnung die angeblichen Chancen von Europas größtem und
teuerstem Infrastrukturprojekt für die regionale Bauwirtschaft pries,
verwies die Protestaktion des NABU auf die erheblichen ökologischen
Risiken durch die jahrelange Bautätigkeit. Die „feierliche Zeremonie“ am
offenen Sarg sollte symbolisieren, dass der Bau der festen
Fehmarnbeltquerung zum Sargnagel für das ohnehin schon sehr beanspruchte
Ökosystem werden könnte. 

„Viele Bereiche der Ostsee sind durch Überdüngung, Fischerei, Bau von
Windparken und Pipelines stark beeinträchtigt. Der Meeresboden ist
durchpflügt, Seegraswiesen gehen zurück. Schweinswale und Fische leiden
unter Klimakrise und Lärm. Der schlechte Zustand des Meeres ist seit
langem bekannt und wissenschaftlich bewiesen“, so Leif Miller,
NABU-Bundesgeschäftsführer. „Es wird Zeit zu handeln und das Vorhaben
feste Fehmarnbeltquerung endlich zu begraben.“

Das Projekt ist nach Einschätzung des NABU ohnehin überflüssig. Ein
Verkehrsgutachten der Hamburger Verkehrsexperten von Hanseatic Transport
Consultancy HTC hatte kürzlich nachgewiesen, dass sich die
ursprünglichen Annahmen für die Fehmarnbeltquerung durch diverse
Faktoren seit Planungsbeginn fundamental verändert haben. „Es gibt
schlichtweg keinen Bedarf für ein Vorhaben dieser Größenordnung. Die
Planung zur Fehmarnbeltquerung ist von vorgestern. Die zu erwartenden
negativen ökologischen und finanziellen Auswirkungen eines so
gigantischen Projektes würden jedoch die Generationen von morgen zu
tragen haben“, sagt Malte Siegert, NABU-Fehmarnbeltexperte. Es sei
politisch unverantwortlich, angesichts der Diskussion um Klimakrise und
Artensterben derartige Vorhaben nicht umgehend auf den Prüfstand zu
stellen.

Im Zuge seiner Klagebegründung gegen den Planfeststellungsbeschluss zum
Bau der Fehmarnbeltquerung hatte der NABU zudem eklatante Versäumnisse
des Vorhabenträgers nachgewiesen. Artenreiche Riffe entlang der Trasse
wurden übersehen oder ignoriert – ein Verstoß gegen geltendes Recht.
„Die von uns beauftragten Taucher wiesen dort streng geschützte Riffe
nach, wo nach Aussage der dänischen Bau- und Betreibergesellschaft
Femern A/S angeblich außer Schlick und Sand nichts Schützenswertes zu
finden ist. Ohne unsere Überprüfung wären diese fehlerhaften
Untersuchungen niemandem aufgefallen“, erläutert Dr. Kim Detloff, Leiter
Meeresschutz beim NABU Bundesverband. Unter diesen Umständen müsse der
drohende Umweltschaden durch das geplante Vorhaben neu bewertet werden.

Nach Einschätzung des NABU ist es eine gefährliche und fragwürdige
Praxis, dass Vorhabenträger ihre Gutachten selbst beauftragen und in
unterschiedlicher Form Einfluss auf die Ergebnisse nehmen können.
 
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Kostenfreie Pressefotos auf Anfrage unter 040-69 70 89-27 und
dro...@nabu-hamburg.de 
 
Für Rückfragen:
Dr. Kim Detloff, NABU-Leiter Meeresschutz, Mobil +49 (0)152.09202205,
E-Mail: kim.detl...@nabu.de
 
Malte Siegert, NABU-Fehmarnbelt-Experte, Mobil +49 (0)173.937 32 41,
E-Mail: sieg...@nabu-hamburg.de
 
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