Vortrag von Sybille Krämer: Sichtbarmachen – Sagbar machen. Über den Unterschied zwischen Spuren und Zeugen

Im Rahmen der Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs
»Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens«

Zeit: Montag, 15.06.2015, 18–20 Uhr

Ort: KW Institute for Contemporary Art, Auguststraße 69, 10117 Berlin, Studiolo, Vorderhaus, 1. OG, http://www.kw-berlin.de

Sind Spuren ‚stumme Zeugen‘ und Zeugen ‚sprechende Spuren‘? Spuren zeigen die Abwesenheit von dem, was die Spur (kausal) verursachte so, wie die Asche die Spur eines Feuers ist. Können wir dann ebenso gut sagen: die Asche ‚zeugt‘ vom Feuer? Zeugen sprechen über ihre Erfahrung bei einem irreversibel vergangenen Ereignis, zu welchem die Adressaten des Zeugnisses keinen unmittelbaren Zugang (mehr) haben. Sind also Augenzeugen die Spuren eines Ereignisses, von dem sie zu zeugen haben? Der Vortrag verneint diese Frage und entfaltet einen grundlegenden Unterschied zwischen Spuren und Zeugen. Während Spuren, sofern sorgfältig ermittelt, Beweiskraft haben können, sind Zeugenaussagen – so unsere Hypothese – gerade keine Beweise. Nur wenn wir verstehen, warum Spuren, nicht aber Zeugen Evidenz zukommt, begreifen wir das Phänomen der Zeugenschaft und die mit ihm verbundenen Dilemmata.

Sybille Krämer ist Professorin für Philosophie an der Freien Universität Berlin; Gastprofessuren an Universitäten in Tokyo, Wien, Graz, Zürich, Luzern; von 2000 bis 2006 Mitglied des Wissenschaftsrates; von 2006 bis 2008 permanent fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin; von 2008-2014 Sprecherin des DFG-Graduiertenkollegs ‚Schriftbildlichkeit‘; von 2007-2013 Mitglied im Scientific Panel des European Research Council Brüssel; seit 2010 Mitglied im Senat und Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Fellowships am IFK Wien (2010), IKKM Weimar (2012), Kollegforschergruppe ‚Computersimulation‘ Lüneburg (2014).

Jüngste Veröffentlichungen (u.a.): Medium, Bote, Übertragung. Kleine Metaphysik der Medialität, Frankfurt am Main 2008 (jap.2014, engl. 2015); Hrsg. m. Sibylle Schmidt und Ramon Voges: Politik der Zeugenschaft. Zur Kritik einer Wissenspraxis, Bielefeld 2011; Hrsg. m. Eva Christiane Cancik-Kirschbaum u. Rainer Totzke: Schriftbildlichkeit. Wahrnehmbarkeit, Materialität und Operativität von Notationen, Berlin 2011.


Die nächsten Termine der Rindvorlesung:

29. 6
Ralph Rugoff (Hayward Gallery, London)
Scene of the Crime

6. 7
Andree Korpys/Markus Löffler (Künstler, Berlin/Bremen)
Ein paar Halbstiefel, die unter dem Regal im Abstellraum auf Glasbausteinen stehen


Das komplette Programm der Ringvorlesung und das Facebookevent zur Veranstaltung finden Sie hier:

https://www.facebook.com/events/986884541351777/
http://www.sichtbarkeit-sichtbarmachung.de/veranstaltungen/s/article/ringvorlesung-im-sose-2015/
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»Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens«
DFG-Graduiertenkolleg 1539
Universität Potsdam
Am Neuen Palais 10
14469 Potsdam
http://www.sichtbarkeit-sichtbarmachung.de/


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