@ Steirischer herbst 2009 
Im Rahmen der herbst-Akademie gibt es auch heuer wieder zwei internationale 
Workshops für Künstlerinnen und Künstler, sowie Theorieinteressierte. 
Die Anmeldefrist läuft bis 31/07/09 

http://www.steirischerherbst.at/2009/deutsch/micro2009/index.php 
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herbst-Akademie 2009 
Einladung 

All the Same 
Was gilt, wenn alles gleich und gültig ist? 

Zwei Workshops für Studierende, Künstlerinnen und Künstler sowie 
Theorieinteressierte 

Unsere Gesellschaften stecken in einer Krise der Gleichheit -- weil wir vom 
Ziel der Egalität weit entfernt sind: Der Abstand zwischen Arm und Reich wird 
immer größer, von Chancengleichheit keine Rede. Andere Ungleichheiten werden 
durch Intoleranz, Angst, Besitzstandwahrung, Neid gepflegt. All dem zum Trotz 
findet jede weltanschauliche Richtung ihr passendes Gleichheits-Argument: 
Neoliberale Entsolidarisierungs-Kampagnen propagieren, man müsse nur wollen, 
dann sei jeder Aufstieg möglich. Anderswo wird Toleranz zum Synonym für 
Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal anderer oder dient der Vermeidung 
eigener Standpunkte. 
Unter all das mischt sich der Ruf nach neuen, alten Werten, die gleichgemacht 
worden seien. Werte, die dafür Sorge tragen, dass soziale und geografische 
Abstände gewahrt bleiben, die Meinungshoheit garantieren und Besitz schützen. 
Werte aber andererseits auch, die gesellschaftliches Leben organisieren, 
Maßstäbe für Handeln oder Nichthandeln, für den Umgang miteinander definieren. 
Der rasante gesellschaftliche und ökonomische Wandel der letzten Jahre erzeugt 
das Gefühl, dass nichts mehr gleich ist, dass nicht mehr genug Gleiches in der 
Gesellschaft vorhanden ist, nicht mehr genug für alle gültig, um einen 
gemeinsamen Maßstab zu definieren. Und gleichzeitig: dass zuviel 
Gleichgültigkeit herrscht, dass unterschiedslos die unterschiedlichsten 
Biografien und Identitäten gleichgesetzt werden und auch wir selbst immer mehr 
den anderen gleichen, ununterscheidbar werden. 

Die herbst-Akademie des steirischen herbst 2009 spielt mit dem Begriff "All the 
Same", der einerseits das Desinteresse kennzeichnet, das wir gegenüber der 
Gegenwart, der Zukunft und der Vergangenheit entwickeln. Und der andererseits 
gleiche Gültigkeit fordert: Gleichberechtigung, Achtung vor anderen kulturellen 
Werten, Lebensformen und Kulturen, das Zurückstecken nur eigener Interessen. 
Als soziales Anliegen, als Utopie ebenso wie als Alltagsforderung. In diesem 
Kontext bilden zwei Workshops für je zwanzig junge, internationale 
Künstlerinnen, Künstler, Theoretikerinnen und Theoretiker eine Art Rückgrat des 
Festivals und folgen seinen leitmotivischen Überlegungen. 


Workshop I (05/10 - 10/10/2009) 
The Long Memory of Cocaine. 
Die Moderne und der Wandel von Wert und Arbeit 
Von Max Hinderer (D) 
Mit John Barker (GB) & Jorge Hurtado (BOL) 

Die Moderne ist für uns kein Stilphänomen, sondern sie beginnt mit der ersten 
kolonialen Eroberung, ihrer Bereicherung und ihren Genoziden: Eduardo Galeano's 
"Open Veins of Latin America" (1973) beschreibt die strukturierte Ausbeutung 
Latein Amerikas und die produktive Macht seiner Einwohner durch die 
Kolonialisierung bis zum heutigen Tag. Das ausgebeutete Silber und Gold, das im 
16. und 17. Jahrhundert aus den Kolonien in Schiffen nach Europa transportiert 
wird, generiert hier eine unglaubliche Akkumulation von Kapital, die zeitgleich 
zu dem von Marx beschriebenen Prozess der "ursprünglichen Akkumulation" in 
England stattfindet und als Beginn der kapitalistischen Moderne begriffen 
werden kann. Doch was für die Habsburger Könige von Spanien das Silber war, war 
für die Thatcher / Reagan-Ära das Kokain. In besonderem Maße spiegeln sich 
Geschichte und Brüche der Moderne jedoch in dem Un-Verhältnis, das das 
natürliche Coca-Blatt, millenarische Kulturpflanze der Andenregionen, und das 
Kokain, ein deutsches Pharmaprodukt aus dem späten 19. Jahrhundert, zueinander 
unterhalten. Dennoch ist es das gute Gedächtnis des Kokains, das die koloniale 
Ausbeutung der Silberminen mit Wall Street und Produzenten und Produzentinnen 
immaterieller Arbeit heute verbindet. 
Der Workshop bietet eine ökonomiekritische Lektüre des Verhältnisses von 
Moderne, dem Unverhältnis von Coca / Kokain und immaterieller Arbeit. 
* 
Max Hinderer *lebt als Autor und Kunstkritiker in Berlin. 

**John Barker**, 1948 in Nord-London geboren, wurde 1971 als Mitglied der 
"Angry Brigade" zu einer zehnjährigen Gefängnisstrafe verurteilt und begann zu 
schreiben. 1986 war er in Drogengeschäfte verwickelt. Nach seiner Flucht wurde 
er 1990 verhaftet und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Auf deutsch erschien 
2001 sein Roman "Termingeschäfte" beim DuMont Verlag in Köln. Barker 
veröffentlicht regelmäßig politische und kulturkritische Essays u.a. für das 
Londoner Mute-Magazine. 

**Jorge Hurtado Gumucio** ist Psychater und spezialisiert auf dem Gebiet 
psychoaktiver Substanzen. Als solcher untersucht er den Nutzen von 
Coca-Blätter-Kosum gegen die Kokainabhängigkeit. Außerdem ist er Direktor und 
Gründer des Coca-Museums La Paz, Bolivien, und versteht sich als 
drogenpolitischer Aktivist für die Belange der Andinen Kulturen. Hurtado hat 
verschiedene Bücher zum Thema Coca/Kokain veröffentlicht, u.a. "Cocaine - the 
Legend", La Paz 1995, die ins Englische und Französische übersetzt wurden. 




Workshop II (12/10 - 17/10/2009) 
Stratagames: A Theatre of Operations 
Von Tomislav Medak, Sergej Goran Pristaš & Ivana Ivkovic / BADco. (HR) 
Mit Bryan Finoki (USA), Marko Peljhan (SI), Ana Vujavnovic (RS) & Dmitry 
Vilensky (RS) 

Künstlerische Handlungen müssen, so wird es erwartet, eindeutig und überzeugend 
sein, sobald politische oder soziale Aspekte ins Spiel kommen -- Ergebnisse 
sollen präsentiert und Vermittlungsprozesse durchgeführt werden. Doch dieser 
Ruf nach Klarheit impliziert eine bestimmte Vorstellung davon, was Kunst ist 
und was sie leisten kann. 
Unzufrieden mit diesem gönnerhaften Zugang setzen wir uns mit Dispositiven und 
Situationen auseinander, in denen das Werk uneindeutig, polarisierend, voller 
Widersprüche wird. Wir möchten herausfinden, wie Strategeme, Strategien und 
Handlungsweisen in das Werk einfließen können -- um seine Eindeutigkeit zu 
erschüttern, um die strategischen Beweggründe beider Seiten ins Spiel zu 
bringen und gegeneinander auszuspielen. 
Dabei wählen wir den Weg strategischer Interventionen -- von uns als 
"Stratagames" bezeichnet -- aus den Bereichen Theater, Kunst, Technik, 
Architektur und Politik und machen Gebrauch von Brettspielen, militärischen 
Konzepten, Spieltheorien, illusionistischen Kunstgriffen, politischen Tricks 
und dem ganzen Arsenal erdenklicher Manipulationen, Machina¬tionen, 
Konfrontationen und Aushandlungsprozesse. 

Kopräsentation NXTSTP, unterstützt durch das Kulturprogramm der Europäischen 
Union 

Für weitere Informationen und Anmeldeformulare siehe: 
http://www.steirischerherbst.at/2009/deutsch/micro2009/hak_ausschreibung.php 
[http://www.steirischerherbst.at/2009/deutsch/micro2009/hak_ausschreibung.php] 



        
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