n0name nachrichten #133 Mo., 12.01.2008 14:38 CET *Inhalt/Contents*
1. Die Linke Haeschen nochmal 2. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 37 3. verteidigt das Portal der Fantasie aus: _3000/futuristische Phantasmen und aktuelle Fantasien der Technokultur 3.2_ 31 KB, ca. 10 DIN A4-Seiten ACHTUNG! Umlaute, Unicode-Zeichen ------------------------------------------------------------------------ 1. Die Linke Haeschen nochmal Im n0name newsletter #88 brachten wir den Link, leider sind die gekauften Nagerinnen im engen Trikot nicht mehr im offiziellen Netz (Hellnetz), damals genannte alte Internetadresse http://fr-aktuell.de/_img/_cnt/_hermes/nacnac_4_unten.jpg ist nicht mehr aktiv. Wir haben sie! Hier im Dunkelnetz (darknet): http://n0name.de/news/attachm/nacnac_4_unten.jpg Yelena Simc ------------------------------------------------------------------------ 2. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 37 Was kann man aus einer Kunstlandschaft lesen? Die Fuelle der Natur, die Ausbeutung derselben? Oder: "Als Mitglied, Foerderer oder tragendes Mitglied kann man zudem seinen Beitrag (Energie, Ideen, Geld) in die nicht-kommerzielle internationale Berliner Kunstlandschaft zurueckflieszen lassen." Man fragt sich nur: welches Geld, welche Ideen und wie? Schreibt man den Satz etwas um, dann wird es klarer: "Als Mitglied, Foerderer oder tragendes Mitglied der Gesellschaft kann man seinen Beitrag (Energie, Ideen, Geld) in die kommerzielle internationale Berliner Landschaft zurueckflieszen lassen." Denn Nicht-Kommerzielles gibt es nicht, letztlich geht es ums sog. kulturelle Kapital das auch noch regionationalistisch gebunden wird, obwohl man durch die Weltgeschichte reist. Das nennt man dann Migration, die aber eigentlich eigentlich blosz Bewegung ist. Die Regierungen Europas planen jetzt in der Krise genau das, den Rueckfluss von Energie, Ideen, Geld, also Arbeit, Ideologie, Lohn ans echte Kapital, von dem das kulturelle vollstaendig abhaengt. Eigentum ist aber nicht nur ein Begriff, es ist auch ein Herrschaftsverhaeltnis, zudem wir von PRIVATeigentum schreiben. Also bleibt die Wahl braver Soldat zu werden oder braver Pirat. Welchen Rock man dabei traegt und wie und was man rockt ist dann lediglich eine Formfrage. Die gegenwaertige wird geschichtlich sein, wie alle zuvor. Und jetzt kann man sehen, dass Recht (am Eigentum) nicht neutral, nicht ungeschichtlich sind und seine eigene Politik hat und eben nicht hat, weil nicht die Politik -- wie etwa Uwe Wesel in _Juristische Weltkunde_ auf S. 198 behauptet -- bestimmt, sondern (sondern, sondern, sondern) das Kapital-Verhaeltnis die Politik bestimmt und Recht ihr Instrument, Medium, Environment ist. Wie kommt es also zum kapitalistischen Eigentum, oder anders, wie ist das Andere des kapitalistischen Eigentums, wenn es etwas anderes geben konnte? "6 Nicht-kapitalistisches Eigentum und historische Produktionsweisen 6.1 Zuordnungsverhältnisse in archaischen Gesellschaften Sich im Rahmen der Untersuchung moderner Eigentumsbeziehungen mit der Frühgeschichte der Menschheit zu befassen, scheint auf den ersten Blick unver-ständlich, der Anlauf zu gewaltig. Es soll daher jene Begründung für die Analyse archaischer Eigentumsbeziehungen angeführt werden, die auch der Rechtsanthro-pologe Uwe Wesel für die Untersuchung des Rechts in vorstaatlichen Gesellschaf-ten konstatierte: „Weil man sich hier (in der Zeit vor der Antike, d. Verf.) sogar noch darüber streiten kann, ob überhaupt schon Recht ist, was uns da begegnet. Und weil man dann besser erkennt, was das eigentlich ist, unser Recht" (Wesel 1997b: 13). Um die Konturen des zeitgenössischen Eigentumsrechts deutlicher hervor treten lassen zu können, möchte ich die Skizze vormoderner Eigentumsbeziehungen mit einem kurzen Rekurs auf die Urgesellschaften beginnen. Bei der Auseinandersetzung mit Gesellschaften, deren Existenz noch in die Zeit vor der Antike datiert, ist es weithin akzeptiert, dass zeitgenössische ethnolo-gische Studien zur Analyse ihrer Rechtsformen herangezogen werden, da es schrift-liche Zeugnisse nicht gibt und schriftliche Überlieferungen aus der Antike oder archäologische Funde nicht ausreichen (Wesel 1985: 15). Es handelt sich hierbei um die „komparative Methode", die davon ausgeht, dass Gesellschaften der Früh-geschichte gewisse Ähnlichkeiten haben mit Stammesgesellschaften, die in unse-rer Zeit von Ethnologen beschrieben worden sind. Gerade anhand von vor-staatlichen Gesellschaften oder eben zeitgenössischen Stammesgesellschaften lässt sich darlegen, wie und worin die vormodernen Eigentumsverhältnisse sich von denen der Industriegesellschaften unterscheiden. In einem Aufsatz über die Entwicklung des Eigentums in frühen Gesellschaf-ten (Jägergesellschaften, segmentäre1 und kephale Gesellschaften) stellt Wesel gleich in den ersten Sätzen fest, dass sowohl Form als auch Funktion ebenso wie die Begrifflichkeit von Eigentum in den frühen Gesellschaften grundsätzlich unter-schieden sind von der modernen Gesellschaft und dass daher das Problem bereits bei der Wahl der richtigen Sprache liegen würde, mit der diese uns fremden Ver-hältnisse beschrieben werden sollen (vgl. Wesel 1982). Schon 1917 habe Wilhelm Wundt vorgeschlagen, die einfachen Gegenstände der persönlichen Ausrüstung _______________ 1 Segmentäre Gesellschaften sind „akephale (d.h. politisch nicht durch eine Zentralinstanz organisierte) Gesellschaft, deren politische Organisation durch politisch gleichrangige und gleichartig unterteilte mehr- oder vielstufige Gruppen vermittelt ist" (Sigrist 1979: 30). 134 wie Kleider, Waffen, Geräte, als „Habe" zu bezeichnen. Diese würden in frühen Gesellschaften so selbstverständlich zur Person gehören, dass sie in der Vorstel-lung dieser Menschen ebenso wenig als Eigentum angesehen werden könnten wie der eigene Körper (Wundt 1917: 67, aus: Wesel 1982). Bereits an dieser Aussage wird deutlich, dass dem modernen Eigentumsbegriff offensichtlich eine Voraus-setzung zukommt, die für frühere Gesellschaften nicht oder nur eingeschränkt gilt: Die Dinge müssen als getrennt, trennbar oder verkehrsfähig von den Men- schen wahrgenommen werden, was nicht damit verwechselt werden darf, ob sie auch physisch „getrennt" sind oder nicht. Das persönliche Hab und Gut eines Jägers der Urgesellschaft existiert ja sehr wohl ihm äußerlich, es ist ihm nicht angewachsen, wie etwa seine Ohren oder andere Körperteile, und dennoch scheint er es so ähnlich zu betrachten, als sei es Teil seines Körpers. Es scheint kein - oder vorsichtiger: ein anderes von uns schwer nachzuempfindendes - „Rabenbewusst-sein" zu geben, ein Bewusstsein von absoluter, ausschließlicher Verfügungsgewalt, wie es das moderne Eigentum kennzeichnet, kann wahrscheinlich ausgeschlossen werden. Marx formulierte für die vorkapitalistischen Gesellschaften, dass der Mensch sich dort eigentlich nicht zu seinen Produktionsbedingungen verhält (ich „ver-halte mich zu" setzt die Trennung von Subjekt und Objekt voraus), sondern der Mensch ist doppelt da, sowohl subjektiv als er selbst wie objektiv in diesen natür-lichen anorganischen Bedingungen seiner Existenz" (Marx 1857/58, 1953: 391). Das heißt nicht, dass es keine Vermittlungsweise geben würde zwischen dem frühzeitlichen Menschen und der Art und Weise, wie er an Gebrauchsgegenstän-de gelangt. Der Zugang zu Boden beispielsweise ist vermittelt durch die Mitglied-schaft in einem Clan, einer Lineage oder welcher sozialen Einheit auch immer und bezüglich der Gebrauchsgegenstände ist gerade bei Jägergesellschaften die von Marcel Mauss analysierte „Reziprozität" von vormodernen Austauschverhält- nissen (Mauss 1990) besonders ausgeprägt. Das heißt, bewegliches Gut ist zwar in der Nutzung Einzelner, diese Zuordnung aber ist mit Verpflichtungen belegt, so dass - wenn überhaupt - von (individuellem) Eigentum, so von einem absoluten Eigentum nicht die Rede sein kann. Charakteristisch für die moderne Form des Eigentums, des Privateigentums, ist ja, dass der Privateigentümer weitgehend da- mit machen darf, was ihm beliebt.2 Bei Gesellschaften, deren Tauschformen - also deren Formen der „Eigentumsübertragungen" - auf Reziprozität beruhen, kann von einer solchen Verkehrsfreiheit, die die Freiheit des Eigentums voraus- _______________ 2 Die Bestimmung im bundesdeutschen Grundgesetz „Eigentum verpflichtet" schränkt die Verfügung des Eigentümers in der Regel nicht ein. Sie verpflichtet den Eigentümer nicht auf eine bestimmte Verwendungsweise seines Gutes, sondern bezieht sich auf Ausnahmetatbestände. Auf diesen Punkt wird später noch eingegangen. 135 setzt, nicht die Rede sein. Hier existieren vielmehr immanente Bindungen des Eigentums (vgl. Wesel 1982), wenn beispielsweise eine Gabe angeboten wird und sie gar nicht zurückgewiesen werden darf und/oder mitunter auch wieder erwidert werden muss. Die reziproken Tauschbeziehungen sind nicht mit dem modernen Äquivalententausch zu vergleichen und unterliegen einer völlig anderen Rationa-lität, die in sozialen, geistigen (religiösen) Bindungen ihre Ursache haben: „Rezi- prozität erfordert die Angemessenheit der Gegengabe, nicht aber eine mathema-tische Gleichwertigkeit" (Polanyi 1979: 159, Herv. i.O.). Die amerikanische Historikerin Stephanie Coontz benutzt in ihren Untersu-chungen sozialer Beziehungen bei indianischen Gesellschaften den Begriff des Eigentums ebenfalls eher distanziert und verweist auf den engen Zusammenhang von Verfügungsrecht und Bedarf: „Anders als die europäischen Gesellschaften waren die indianischen nicht um das Privat-eigentum an Grund und Boden oder an Ressourcen organisiert. Zwar verfügten viele Gruppen, Individuen oder Familien über bestimmte Ressourcen oder Territorien, doch ging diese Verfügungsgewalt nicht notwendig mit Exklusivrechten einher. So bestand zwar eine Verpflichtung, `Eigentümer' um Erlaubnis für die Nutzung ihrer Ressourcen zu bit-ten, doch war es gänzlich unvorstellbar, daß Nutzungsrechte, die der Bedürfnisbefriedigung dienten, verweigert wurden" (Coontz 1994: 53, Herv. d. Verf.). Häufig wird in der Rechtsanthropologie betont, wie vielfältig diversifiziert die Eigentumsrechte in Urgesellschaften allgemein - das heißt auch in sesshaften Gesellschaften - seien und dass sie begrifflich mit unseren Worten eigentlich nicht zu fassen wären. Wesel gibt dafür ein instruktives Beispiel: „Eine sehr genaue Schilderung gibt es für Tikopia in Polynesien (Firth 1936, 1957: 373-407). Dort lebten etwa 1300 Menschen zur Hauptsache von Kokosnüssen und Brotfrüchten, Yams und Taro, in vier Klans mit je einem Häuptling und mehreren patrilineages,3 die paito, Haus genannt werden. Auch bei ihnen findet sich Verwandtschaftseigentum am Land. Es gehört sowohl dem Klan, seinem Häuptling, einem paito und einem einzelnen Angehörigen dieses paito. Alles ist richtig, mit unserer Terminologie schwer zu fassen. Es kommt immer darauf an, in welchem Zusammenhang man es sieht. Das Eigentum des Häuptlings am Klan-Land ist nicht sehr stark, in seiner Intensität abhängig von der allge- meinen Situation. Jedenfalls kann er in Notzeiten nicht verhindern, daß Angehörige sei-nes Klans gegen seinen Willen auf Feldern pflanzen, die er sich selbst oder für andere reservieren wollte. Er hat einen Anspruch auf kleine Gaben aus der Ernte. Innerhalb des paito sind Gärten und Felder weitgehend individuell aufgeteilt. Dabei ist die Zuordnung von Gärten fester, denn die Bäume bringen sichere Erträge ohne größeren Arbeitsaufwand. _______________ 3 Eine Lineage ist eine soziale Einheit, deren Angehörige alle von einem gemeinsamen Ahnen abstammen und meist an einem Ort wohnen, patrilinear bedeutet, dass die Abstammung durch die väterliche Linie bestimmt wird und mitunter alle Kinder den Namen des Vaters tragen oder zu seinem Clan gehören. Oft werden auch materielle Güter und soziale Privilegien über die männliche Linie weitervererbt. 136" und "Anders die Felder. Der Anbau von Yams und Taro ist mit viel Arbeit verbunden, weil das Unterholz sehr stark ist. Die Zuordnung ist nicht so fest. Auf ihnen kann auch ein ande-rer pflanzen, sogar ohne vorher zu fragen, wenn der eigentlich Berechtigte noch nicht begonnen hat. Man revanchiert sich mit einem Korb Taro. Es gibt auch die Möglichkeit, sich dagegen zu wehren, indem man sich das Land vorher mit einem Zeichen reserviert. Zu oft kann man aber weder das eine noch das andere machen, gute fremde Felder bebau-en oder gute eigene Felder sich auf diese Weise vorbehalten. Auch ein Häuptling nicht. Sonst setzt man sich der allgemeinen Verachtung aus. Verwandtschaftseigentum ist eben nicht exklusiv, sondern vielfältig in kollektiven Bindungen verschränkt" (Wesel 1982: 24 ff., Herv. d. Verf.).4 Frühe Gesellschaften können nicht über einen Kamm geschert werden,5 allein schon zwischen nomadisierenden und sesshaften Gesellschaften existieren grund-sätzliche Unterschiede, beispielsweise ist die Verwandschaftsstruktur bei Jäger-gesellschaften nicht so fest und unterscheidet sich grundsätzlich von sesshaften Gesellschaften, in welchen eindeutige patrilineare oder matrilineare Erbfolgen die Zusammensetzung der Gruppe bestimmen, während Jägergesellschaften nach beiden Seiten offen sind. Selbst innerhalb dieser beiden Kategorien gibt es sehr unterschiedliche Formen der Vergesellschaftungsweisen. Eine der immer wieder kehrenden Charakteristika des vormodernen individuellen Eigentums ist jedoch die schon oben erwähnte Verquickung von Bedürfnis und Verfügung. Bezüglich der Inuits schreibt Wesel: „Eigentum ist begrenzt durch die Notwendigkeit des Gebrauchs. Wer eine Sache nicht braucht, muß der Bitte eines anderen entsprechen, sie ihm zu leihen. Damit verliert er nach der Vorstellung der Eskimo auch schon einiges von seinem Eigentum. Denn wenn der andere die Sache beschädigt oder verliert, gibt es keinen Anspruch auf Ersatz" (Wesel 1985: 123). Brachliegende Äcker oder die Vernichtung von Nahrungsmitteln, welche den Zweck hat, Preise zu halten, oder leer stehende Häuser mit dem Zweck der Spe-kulation - selbstverständliche Phänomene der sogenannten zivilisierten, moder- _______________ 4 „Berechtigungen innerhalb des Verwandtschaftseigentums sind nie absolut und ewig wie europäische subjektive Rechte. Daraus ergeben sich schwerwiegende Differenzen mit europäischen Siedlern, denen die Indianer im 18. Jahrhundert Teile des Landes in Verträgen überlassen hatten. Sie meinten: vorläufig. Das Land, das der Schöpfer ihren Ahnen überlassen hatte, mußte ihren Kindern erhalten bleiben und konnte gar nicht endgültig weggegeben werden, schrieb Häuptling Cornplanter 1790 in einem Brief an Präsident Washington" (Snyderman 1951: 18, nach Wesel 1983: 24). 5 Das wusste auch schon Marx, so schrieb er in einem Brief an Vera Sassulitsch: „Die Geschichte des Verfalls der Urgemeinschaften (man würde einen Fehler begehen, wenn man sie alle über einen Leisten schlagen wollte; ebenso wie in den geologischen Forma-tionen gibt es auch in den historischen Formationen eine ganze Reihe von primären, sekundären, tertiären etc. Typen) ist noch zu schreiben" (Marx 1881, 1973: 386). 137 nen Welt - wären in dieser gebrauchswertorientierten Eigentumskonzeption un-denkbar." Das ist ein wichtiger Punkt, implizit festzustellen, dass wir momentan in der Umgebung einer mehrwertorientierten Eigentumskonzeption leben. "Die bei frühen Gesellschaften zu beobachtende individuelle Zuordnung von Land und die kollektive Bearbeitung und vor allem Nutzung dieses Landes führt natürlich zu einem Widerspruch, wenn man dieses individuelle Eigentum „Privat-eigentum" nennt, wie das manche Autoren tun, wobei dann dadurch mitunter belegt werden soll, dass es Eigentum schon immer gegeben habe und zur Natur des Menschen gehöre (zur Kritik dieser Sichtweise vgl. auch Wesel 1982; Künzli 1986: 17). Auf eine solche Begriffsverwässerung oder -verwirrung stößt man in der Literatur über vormoderne Eigentumsbeziehungen häufiger. Auch von der aristo-telischen Konzeption des Eigentums hat man „etwas verwirrend von 'gemein-schaftlichem Privateigentum' (so Bürgin 1993: 35)" gesprochen (siehe nächster Abschnitt). Karl Polanyi rät vor diesem Hintergrund auf den Begriff Eigentum ganz zu verzichten.6 6.2 Eigentum und Eigentumsverständnis in der Antike Bei der griechischen und römischen Antike können wir auf schriftliche Überlie-ferungen zurückgreifen, sowohl zu tatsächlichen Verhältnissen, als auch zu ihrer kategorialen Reflexion vor allem bei Aristoteles und Platon. Allein - die Proble-matik ist geblieben: die altgriechischen Begriffe „was einem ist" oder das „Eigene" oder „was man erworben hat" (Maissen 1998: 70) werden in den modernen Über-setzungen in der Regel mit „Privateigentum", „Eigentum" oder „Besitz" übersetzt. Allerdings würde auch eine wortgetreuere Übersetzung, so sie denn überhaupt möglich wäre, nicht wirklich weiterhelfen, denn die Wendung „was einem ist" würde ein moderner Leser sehr wahrscheinlich dennoch angesichts des zeitgenös-sischen Privateigentums mit den Merkmalen der Ausschließlichkeit und Absolutheit versehen. In diesem Kontext steht auch das vorkapitalistische Eigentum: in seiner Abstraktheit ist es kein Gegenstand der antiken Reflexion: „Auch im attischen Recht findet sich, soweit es bekannt ist, keine klare juristische Definition von `Besitz' oder `Eigentum'." (Maissen 1998: 70, Herv. i.O.). Aristoteles oder Platon fragen nicht „was ist Eigentum?", sondern sie erörtern, welche Art der Nutzungs-und Zuordnungsmodalitäten in einer Polis die beste Gesellschaftsordnung gene- _______________ 6 „Ein weiterer unter primitiven Verhältnissen nicht anwendbarer Begriff ist der des Ei-gentums als Verfügungsrecht über bestimmte Objekte. Infolgedessen ist eine klare Bestandsaufnahme von Besitz praktisch unmöglich. Wir finden hier verschiedenartige Rechte verschiedener Personen hinsichtlich desselben Gegenstands. Durch diese Zer-teilung wird die Ganzheit des Objekts im Sinne von Eigentum zerstört" (Polanyi 1979: 161). 138" Die Ideen und das Geld, welche man aus der Energie (siehe oben) holt und nun in die nationale Landschaft schuettet -- ob Neil Young nun nicht fuer Coke oder Pepsi, ob Chicks on Speed nun fuer H&M spielen -- und dort hinein-verausgabt, sie sind offenbar nicht fuer den eigenen Bedarf gemacht. Dennoch suggerieren die Share- und Mitmachprojekte das. "This note's for you" (Neil Young) ist schoen und ein Geschenk, aber sein auf Oekomotor umgestellter schwerer groszer Autoschlitten rettet nicht die Zahnbuersten-Industrie, die geile patentierte Schall- und UV-Strahl-technologie einsetzt. Stehen die Kauefer nicht sogar nachts vor den Maerkten fuer World of Warcraft in der Schlange an und spielen eine Welt mit veschiedenen Voelkern und Klassen? Ali Emas/Matze Schmidt Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot: Aneignungskonflikte um geistiges Eigentum im informationellen Kapitalismus_. Muenster: Westfaelisches Dampfboot, 2006. 269 S. - EURO 19,90. Erschienen: Oktober 2006 ------------------------------------------------------------------------ (Please scroll down for en vers.) (((+))) O /|\ /\ radi0.tv Wieder "Wohnzimmerkonzerts" mit Miss le Bomb (Berlin) Superstolk (Offenbach) Didier Dupuis (Berlin) und 38317 (Berlin) am Sa., 24.01.2009 um 21 h in der Manteuffelstr. 70 4. Etage 10999 Berlin-Kreuzberg (Naehe Paul-Lincke-Ufer) U 8 Kottbusser Tor / U 1 Goerlitzer Bhf / M 29 Goerlitzer Bhf Der EINTRITT kostet Dich eine Spende oder ist frei. Billige Getraenke der Du bringst sie mit. Die dunkelste Jahreszeit ist vorbei, aber die Tageslichtlampe rennt. Wir haben kaputte DSLs, gebrochene Skifahrerbeine (fuer die, die sich das leisten koennen) und kalte Tage am Beginn der sichtbar gewordenen Krise, aber dennoch wieder echte lebende Konzerte im Wohnzimmer. Wir freuen uns auf das Radioshow Reading unloaded "A satirical journey through the daily routine" or "The chains we like so much" or "Beat me hardly I love it" mit Didier Dupuis, eine experimentelle Akkordeon Bonanza mit Miss le Bomb (http://www.misslebomb.net) und den ueberkomplexen Beat von Superstolk nach 6 Stunden Autofahrt (www.myspace.com/superstolk). Die Vorvorgruppe ist wieder 38317 (www.38317.tk). Eingeladen ist jede/r, der ein wenig Magnitisdat/MP3isdat verspuert. Wieder, wieder und wieder! :-), :-) & :-) Dank an XPECT MEDIA und top e.V. ------------------------------------------------------------------------ 3. verteidigt das Portal der Fantasie Einen Text zu veraktualisieren faellt nicht schwer, neuere Entwicklungen und Sichtweisen setzen 'sich' auch neu in einem alten Schriftzusammenhang -- zumal wenn es ein geklauter, kommentierter ist. Zum Beispiel Migration und Datenmigration, sind nicht dasselbe und ein Anschluss an Datennetze in Singapur ist ein anderer als in Mecklenburg-Vorpommern. Die Osterweiterung der EU, das Kosovo, die genetische Ueberwachung von 'Auslaendern' aus dem bald einverleibten Ausland, der Halbkolonie, die migrierenden Daten der Torrent-Server, die mitgebrachten Archive am neuen, besseren Standort; die assoziative Liste wird lang, wenn es um die 'Kulturen' geht. Siegfried Zielinski brachte das Flusser-Archiv von Koeln mit nach Berlin -- war es nicht so? -- und das Vergnuegen und die Kunst, und die Oekonomie der Freundschaft von der er 2002 schrieb, sind ploetzlich ganz andere als seine schleichende Kritik an der Macht, der er selbst unterliegt. Mit dem untenstehenden kompletten Text einer Datumseintragung aus der Arbeit _3000/futuristische Phantasmen und aktuelle Fantasien der Technokultur_ (http://www.n0name.de/3000) von 2003 wird dieser Schub grob deutlich, von der Kritik der Macht vom Chefsessel aus zur Macht in der Hauptstadt. Matze Schmidt PS: Die aneignende nicht-verschwenderische, also antiauktoriale Geste (Aneignen setzt d. Autor voraus, aber der verschwendet nicht mehr heroisch, ist 'nur' noch Produzent), seinen Text ins Netz gestellt zu haben, fand der Originalautor damals uebrigens gar nicht gut. http://www.n0name.de/3000/mo2605.html Mo., 26. Mai 3000 Die Institution der Medien-Archeologie graebt fossile Ueberraschungseier aus ur-utopischen Territorien aus, und sieht infantil dort Portale, wo es sein Refugium als modernen Mythos verortet. "CYBERTOP verteidigt das Portal der Fantasie. Cybertop ist die mutigste Cybermaus im Internet. Gemeinsam mit seinen Cyberfreunden verteidigt er DAS PORTAL DER FANTASIE gegen die boesen Cattiviren. [...]" Werbe- und Anleitungsprospekt Ferrero Kinder Ueberraschung (Ueberraschungs-Ei), Maerz 2003. #Portale sind die Metapher fuer 'oeffentlich rechtliche Internetseiten' mit Sammelinformation und allgemeiner Zugangsberechtigung fuer Nutzer, Ports, sind Dateninputzugaenge der PCs ---# #Zielinski's These: "offene Laboratorien" (Zielinski S. 321) / »Differenz-Refugium« Kunst, das "souveraene Gebiet der Poesie" (294) ... als Zuflucht.# Siegfried Zielinski (Z) 'verteidigt' in seinen Schlussthesen (-> siehe unten auf dieser Webpage) der _Archaeologie der Medien_ den kuenstlerischen Standpunkt, die kuenstlerische Haltung, die kuenstlerische Praxis - ein Amalgam aus Diskurs, Weltanschauung und Methode, das eine bestimmte gesellschaftliche Ausnahmestellung kodieren soll. Wie verteidigt er kuenstlerische Praxis, und vor was verteidigt er sie? Er spricht von "magischer Phantasie" (294) und einer magischen, "alchemistischen" (324) Haltung Technik gegenueber (292). Magie und Mythos, so die erste Vermutung, wird als Strategie der Komplexitaetsreduktion der "Neuen Unuebersichtlichkeit" (Habermas 1985) entgegengestellt. Aber was ist unuebersichtlich, was soll durch Strategie 'bewaeltigt' werden und was hat Kino damit zu tun? Magie der Animation. ~ Seine mehrmalige Bezugnahme zum Kino, der "Phantasiemaschine", wie er sie nennt, ist unuebersehbar. Er verwendet Kino, das Konvergenzmedium des 20. Jahrhunderts, das Bild, Ton und Theater zu einer Gesamtdynamik verbindet, als Referenz fuer eine seit den 1980er-90er Jahren anstehende Uebersteigung der Moeglichkeitsbedingungen der Perzeptionstechniken; Kino wird mit digitalen Medien zu "_expanded cinema_", an dessen Maszstab sogar die Immersions-Qualitaeten des World Wide Web gemessen werden - eine nahezu reduktionistisch visualistische analytische Position, die er spaeter zugunsten auszeninstitutionalisierter Vernetzungsmodelle abschwaecht bzw. darin ein weiteres kritisches kuenstlerisches Potenzial erkennt - denn Virtumedien gelten ihm als Laboratorien. (314) Diese Sandkastenlogik (sandbox, testbed) wird spaeter zum zentralen Moment. Fuer seine Dialektik einer Oekonomie der Praxis der technischen Medien von Konkurrenz und Kooperation, stellt Z die Entwicklung dieser industriellen (alten) und post-industriellen (neuen) Medien und die in die genetische Linie der jeweils avanciertesten bildegebenden Verfahren (Kino, TV, Internet), und nicht, wie das Kittler tut, in die genetische Linie der textgebenden Verfahren (Aufschreibesysteme): "Einer dem Paradigma der Produktivitaet verpflichteten Oekonomie der Zurichtung, die zunaechst im Projekt des industriellen Kinos und Fernsehens und vorlaeufig im post-industriellen Phaenomen des _Internets_ muendete, steht eine Oekonomie der Freundschaft gegenueber. Die erste dient der Effektivierung von Systemen, ihrem Schutz oder auch dem Angriff gegen andere konkurrierende Systeme. Die zweite verhaelt sich gegenueber der ersten subversiv und ist luxurioes. Sie bedarf keiner Legitimation, wie das Vergnuegen und die Kunst keine solche benoetigen. Sie entfaltet sich, oder es gibt sie nicht. Sie existiert in und neben der hegemonialen Oekonomie." (312) Damit hat er die "Oekonomie der Freundschaft" als Das Andere, oder Das Auszen einer allumfassenden kapitalistischen Oekonomie definiert. Zu fragen waere, was er mit einer dem "Paradigma der Produktivitaet verpflichteten Oekonomie" meint und was seine These der a-produktiven, luxurioesen "Oekonomie der Freundschaft" fuer die Medien und strategisch fuer die Szene der Medienkunstproduzenten bedeutet. Habermas diagnostiziert 1984 katastrophisch eine allgemeine Abkehr utopisch-historischen Denkens, die Verbindung aus Geschichtsbewusztsein und utopischer Perspektive sei in der Krise. Die globalgesellschaftliche Unuebersichtlichkeit entstamme einer ueberkomplexen Entwicklung sozialer Problemlagen, denen zum historischen Zeitpunkt blosze Reaktion folge, nicht aber zukunftsgewandte Reflexion und geschichtlich geschulte Vorstellung. (Habermas S. 143) Wenn Z dem "Kulturproduzenten" einen magischen Bezug zu technischen Medien nahelegt, dann ruft er damit ein Klischees auf, die die "Van-Gogh-Rolle" und Ausnahmestellung des Kuenstlers in der buergerlichen Gesellschaft nur zu genau bestimmen: den Schamanen, den Irren, den Leidenden, den Zauberer. Der Kuenstler, die solitaere Figur, ergreift die Initiative in Medienwelten, deren "untergruendige Energiestraenge" (Zielinski 294) nur von diesem schamanistisch leidenden irren Zauberer, der als hybride Figur auch Techniker ist, er-gruendet werden koennen, um sie fuer die "Umgestaltung der Wirklichkeit" (295) nutzbar zu machen. Im Rueckgriff auf Cassirer's Technikphilosophie (295) sieht Z die Magie der Kunst als Moeglichkeit der Heterogenisierung von experimentellen, zunaechst zweckfreien Produktionsbedingungen, ihren Zustaenden, kurz den Produktionsverhaeltnissen. Der *Bedarf* strategischer Auslotung von Heterogenisierung setzt *bestehende Verhaeltnisse* voraus, *die ueberschritten werden sollen*: homogene Zusammenhaenge. Z geht offenbar von homogenisierten Produktionsverhaeltnissen aus, welches sich zum "Paradigma der Produktivitaet verpflichteten Oekonomie der Zurichtung" der Rentabilitaet verdichten laesst, und dem kuenstlerische Praxis etwas entgegenzusetzen habe. (vgl. S. 312 und 326) Sein Favorit bei der Entwicklung kuenstlerischer Programme, als Alternative zur von homogenisierender Technopolitik (298) hergestellten Rentabilitaet, ist die Differenz, die sich in programmierten Fehlermeldungen und "satirische[n] Verschiebungen" (299) ablesen lasse. Diese "Stoerung des Systems" bei seiner gleichzeitigen Erhaltung ist ein Motiv des klassischen Techno. Stoergerausche werden im Training veraenderter Hoergewohnheiten zu aesthetisierbaren Artefakten bis sie sich innerhalb eines neuen Genre-Standards als "Sound" etabliert haben. Die Funktion des programmierten Fehlers besteht darin, Korrekturen als Fehler auszugeben, bzw. umgekehrt, die Fehler, die sich gegen eine linare Nutzung des Mediums stellen, werden zur Korrektur der bestehenden wissenschaftlichen und vorwissenschaftlichen Paradigmas der Kenntnis von Technik als der einer funktionsgebundenen, instrumentalen Technik. Dysfunktion bringt Technik als Funktion ins Bewusztsein, was dann fuer "Innovationen" sorgt. (296) Innovation liegt letztlich wieder in der Linie mit dem »Industriell-Kuenstlerischen Komplex«: "Kunst faengt da an, [...] wo die Industrie aufhoert. [...] Personalunion [...] Kuenstler und Software-Erneuerer [...]". (Juergen Claus. "Nach dem Kino: Karslruhe: 'Future Cinema' im ZKM". in: Kunstzeitung Januar 2003) > Do., 29. Mai 3000 http://www.n0name.de/3000/do2905.html Zusaetzlich geografiert Z die alternative oekonomische Praxis und plaediert dafuer, Stellen in szenischen Peripherien an die Diskurse anzuschlieszen (-> Kasten S. 299 und 302), die er im Osten geografisch verortet. Dort liegt nach Z ein dezentalistisches Potential zur Entwicklung zentrumkritischer Kunstproduktion. aus: Matze Schmidt. _3000/futuristische Phantasmen und aktuelle Fantasien der Technokultur 3.2_. Kassel/Berlin: n0name, 2003. Weiter im n0name newsletter #132 ======================================================================== Sie erhalten den n0name newsletter, weil sie da sind!/You get the n0name newsletter, because you are there! *Bitte weiterleiten!/Please forward!* Archiv: http://www.n0name.de/newsletr.html (c) 1999-2009 n0name, die Autorinnen & Autoren und die Maschinen Unterstuetzt von XPECT MEDIA http://www.xpect-media.de Sponsored by FONDS Dank an >top e.V. ------------------- Ende des n0name newsletter #133 -------------------- -- Sensationsangebot verlängert: GMX FreeDSL - Telefonanschluss + DSL für nur 16,37 Euro/mtl.!* http://dsl.gmx.de/?ac=OM.AD.PD003K1308T4569a
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